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TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln
Autoren: Hans Kneifel
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Gruppe!“
    Als So Pak den Eingang erreichte, prallte er zwei Sekunden später gegen Arno Markus und dessen beide Freunde. Arno war weiß wie frischer Schnee; nicht nur Ermattung lag in seinem Gesicht, sondern auch das tiefe Wissen über die Geschehnisse, die sich hier abgespielt hatten.
    „Komm“, sagte er zu So Pak, und: „Ihr bleibt hier und seht nach dem Rechten!“
    Sie liefen durch das Labyrinth hinaus auf die Ebene, die bereits unter den langen Schatten der kommenden Nacht lag. Eine strahlend helle Kugel erschien plötzlich dreißig Meter über der kleinen Fläche; Lumgair hatte sie entzündet. So Pak und Arno rannten an den Leichen der Quaysa vorbei, sahen sich kurz um, und hastig keuchend stieß Arno Markus, der Hellseher, hervor, was er entdeckt hatte. Seine Gabe, in Zukunft oder Vergangenheit zu sehen, hatte die Geschehnisse exakt erfaßt, noch ehe er auf Lucky Hill aufgetaucht war.
    Nur – die Gedanken des Jungen kamen mit den Ereignissen nicht mehr ganz mit.
    Er nahm nicht alle Möglichkeiten wahr, die er hatte, denn das Schicksal des Iren beschäftigte ihn fast ausschließlich. Endlich kamen sie an die dunkle Fläche des zerstörten Raumschiffes, entdeckten die noch dunklere Öffnung des Schotts, und die Leuchtkugel schwebte mit einem plötzlichen Ruck heran und erfüllte ihren Zweck.
    Hartes, weißes Licht strahlte auf die drei Gestalten herunter. Arno und So Pak knieten neben dem Iren, der bewegungslos neben dem Schiff lag. Auf den Spitzen der Gräser zitterten die Diamanten des Taus in dem scharfen Licht der langsam abbrennenden Magnesitverbindung über ihren Köpfen. So Pak untersuchte Carel flüchtig.
    „Das Herz schlägt noch – langsam und stockend, aber immer noch!“
    Carel öffnete die Augen. Arno versuchte, die starre Hand des Alten von dem unteren Rand des Schotts zu lösen. Vergeblich. Die Hand war wie eine Stahlklammer um das Metall geschlossen.
    „Bemüht euch nicht. Mit mir geht es zu Ende“, flüsterte Carel, schon fast jenseits der Hörgrenze. Arno starrte ihn mit feuchten Augen an. Die schmale Hand des Asiaten schob sich unter den Kopf des Majors. So Pak versuchte, das Hemd vom Körper des Majors zu lösen. Ebenfalls vergeblich. Es war zu spät.
    „Ich bin hier, weil …“, dem Major versagte die Stimme. Arno beugte sich über ihn und konnte gerade noch verstehen, was Carel flüsternd sagte.
    Es war, als verließe in einem langen Seufzer das Leben den Körper. Aber immer noch kämpfte der offensichtlich unsterbliche Wille des greisen Soldaten gegen die Unvollkommenheit seines fast toten Körpers.
    „Ich liege hier, weil ich versuchen wollte, einen Krieg zu beenden, das sinnlose Morden abzubrechen. Mein Schicksal war, noch zu töten, bis ich selbst getötet wurde.
    Meine Kinder – macht es besser. Benützt eure Begabungen, um den Frieden zu erhalten. Tod ist sinnlos, solange Gewalt damit verbunden ist. Gewalt ist immer da – aber dieses sinnlose Morden dreier Rassen ist eine Sache der Barbarei. Wir sind keine Barbaren …“
    Er hob mit unendlicher Mühe eine Hand. Seine Lippen schlossen sich und Carel hustete einmal kurz auf. Wie in wahnsinnigem Schmerz bäumte sich sein Körper auf. Dann sank er wieder in sich zusammen; die Hand löste sich von dem Metall des Schiffes. Carel McKinney, irischer Major der Vereinigten Mächte und Schiffsführer außer Dienst, lebte nicht mehr. Die Gruppe war ohne Führer.
    Arno Markus starrte ihn an, als begriffe er nicht, was er eben erlebt und gesehen hatte. Seine Augen waren blind, und er spürte nicht, daß ihm Tränen über die Wangen liefen. Langsam, mühevoll richtete er sich auf. Mit schwankenden Schritten ging Markus langsam zurück nach Lucky Hill. Er, der seinen eigenen Vater niemals gekannt hatte und seine Mutter nur in Situationen gesehen hatte, die nicht in den Bereich normalen menschlichen Lebens gehörten, hatte seinen Vater verloren.
    Aber noch hatte er Freunde und Brüder. Daran dachte er nicht. Aber es war so. So Pak Lau hob, als wäre es ein kleines Kind, den schlaffen Körper seines toten Freundes auf die Arme und ging hinter Markus her. Die Ruhe, die er seit rund vierzig Jahren zu einem untrennbaren Teil seiner Persönlichkeit gemacht hatte, verließ ihn jäh. Auch So Pak weinte, aber er weinte nach innen.
    Noch in dieser Nacht wurde McKinney begraben.
    Der zurückkehrende Pyrokinetiker Davie Tadros, ein erklärter Liebling des Iren, holte durch Jonie Scott einen kleinen Felsen aus weißem Marmor aus der nördlichen
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