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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls
Autoren: Fredric Brown
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befestigte.
    Dann schritt er, nachdem er den Schlüssel vom Gürtel der Wache genommen und damit aufgesperrt hatte, durch die Tür, und kein Alarm ertönte. Das hatte er wahrscheinlich der Frau zu verdanken; ohne den radioaktiven Stab hätte er kaum eine Chance gehabt, das stand außer Zweifel. Ja, sie hatten ihm eine faire Chance gegeben – trotz der Tatsache, daß er auch alles hätte verderben können, wenn er so unvernünftig gewesen wäre, den Hitzestrahler anzunehmen.
    Wenige Minuten später befand er sich auf der Straße, verloren in der Menge und sicher vor jeder Verfolgung.
    Crag verschwand im Eingang eines Hotels und entledigte sich in einer Toilette seines grauen Gefängnishemdes, indem er es in einen Abfallschacht warf. Ohne Hemd war er kaum wiederzuerkennen. Die harte, glatte Muskulatur seines Brustkorbes und der Schultern ließen ihn viel größer und um wenigstens zehn Kilogramm schwerer erscheinen.
    Er wechselte den 20-Dollar Schein, um sich bei einem kleinen Kurzwarenladen im Hotelfoyer Sandalen zu besorgen, und machte zwei weitere Einkäufe in einer Drogerie an der nächsten Straßenecke: eine billige Armbanduhr – seine eigene war ihm, gemeinsam mit dem anderen Besitz, im Gefängnis abgenommen worden – und eine Sonnenbrille. Das war alles, was er im Augenblick für seine Verkleidung tun konnte. Er bezweifelte, ob ihn selbst die Wachen, die jeden Tag seihe Zelle inspiziert hatten, erkennen würden, sicherlich aber nicht bei einem flüchtigen Blick oder im Vorübergehen.
    Je rascher er sich jetzt zu Ollivers Haus begab, desto weniger Gefahr würde ihm drohen. Um diese Zeit herum hatte man gewiß schon seine Flucht entdeckt und suchte ihn. Es war leicht möglich, daß sie aus Sicherheitsgründen einen Kordon um das Haus des Richters zogen, der den Vorsitz über seine Verhandlung geführt hatte. Entflohene Sträflinge haßten oft ihren Richter so sehr, daß sie nicht einmal vor einem Mordversuch zurückschreckten. Und Crag mochte ja, zumindest in den Augen der Polizei, seinem Richter gegenüber Rachegefühle hegen, obschon Olliver noch kein endgültiges Urteil bekanntgegeben hatte.
    Crag nahm ein Helitaxi und gab eine Adresse an, die etwa zwei Häuserblocks von Ollivers Wohnung entfernt war, bezahlte den Fahrer und gab, dort angelangt, vor, eine Türglocke zu drücken. Er wartete, bis das Helitaxi um eine Ecke verschwunden war, und schlenderte dann langsam an Ollivers Haus vorbei, wobei er sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite bewegte. Vor dem Eingang befand sich eine Wache, also würde vor der Hintertür ebenfalls eine stehen; er brauchte dies gar nicht erst nachzuprüfen. Doch bis jetzt waren keine zusätzlichen Wachen in Sicht, auch keine Wagen, die, mit Polizisten besetzt, in der Nähe parkten.
    Er schlenderte weiter und überlegte, was nun am besten zu unternehmen wäre. Es würde einfach sein, in Ollivers Haus zu gelangen, wenn er eine der beiden Wachen niederschlug. Es würde einfach sein, aber sinnlos, wollte er längere Zeit im Innern der Wohnung verweilen, um ungestört mit Olliver sprechen zu können.
    Weitaus günstiger war es, vom Dach aus in das Haus des Richters einzudringen – wenn er den Sprung vom Dach des Nachbargebäudes schaffen konnte.
    Ollivers Haus war drei Stockwerke hoch und annähernd würfelförmig. Das benachbarte Gebäude hatte in etwa die gleichen Ausmaße. Ein beiläufiger Blick zeigte Crag, daß beide Dächer auf gleicher Höhe lagen und etwa fünf Meter auseinanderstanden. Er betrat das anliegende Haus und inspizierte die Briefkästen. Es gab sechs Appartements – zwei in jeder Etage. Nummer Fünf und Sechs würden sich im obersten Stock befinden. Der Kasten für das Appartement Fünf, über dem der Name Holzauer stand, war mit einer recht ungewöhnlichen Menge Post angefüllt. Crag nahm die Besuchermarke aus der Tasche und benutzte sie dazu, das Schloß des Briefkastens aufzusperren. Die Holzauers waren verreist, ganz eindeutig; die Poststempel trugen verschiedene Daten und waren zum Teil eine ganze Woche alt.
    Er schloß den Briefkasten wieder ab und verwendete die Nadel, die ihm die Frau im Gefängnis gegeben hatte, um durch die Tür der Vorhalle zu gelangen. Dann stieg er ins oberste Stockwerk hinauf und verschaffte sich auf die gleiche Weise Eintritt in das Appartement Fünf. Er schloß hinter sich ab und stellte mit Befriedigung fest, daß die Stirnseite der Wohnung Ollivers Haus zugekehrt war.
    Als erstes durchforschte er die Räumlichkeiten der
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