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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls
Autoren: Fredric Brown
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verfallen ist. Der Bestechung und Korruption wird ein Ende bereitet werden, indem wir die alte Demokratie erneut ins Leben rufen. Es wird eine Partei werden, deren Bestreben es ist, immer den Mittelweg zu gehen, die Gilde und das Syndikat aus dem toten Geleise zu werfen. Beide Parteien – ich scheue mich nicht davor, dies auszusprechen, denn beide – selbst die, deren Mitglied ich bin – vertreten unglaublich extreme Richtungen. Die Gilde entsprang dem Kommunismus und das Syndikat dem Faschismus, und dabei ging etwas, das wir einst hatten und Demokratie nannten, verloren.“
    „Ich sehe jetzt, was Sie meinen.“ Crag hob den Kopf. „Vielleicht stimme ich Ihnen sogar zu. Aber glauben Sie, damit etwas zu erreichen? Beide, die Gilde und die Innung, haben Demokratie zu einem Schimpfwort und zur Zielscheibe des Spottes gemacht. Wie wollen Sie die Öffentlichkeit von der Demokratie überzeugen?“
    Oliver lächelte. „Natürlich werden wir unserer Partei einen anderen Namen geben. Es ist das Wort, welches in Mißkredit steht, und nicht die Idee. Wir werden uns die Kooperativen nennen, werden den Mittelweg zwischen denExtremen vertreten – und gut die Hälfte aller Mitglieder der alten Parteien, all jene, die eine rechtschaffene Regierung wünschen, werden sich uns anschließen. Ja, wir operieren noch im Geheimen, aber wir werden ans Licht der Öffentlichkeit treten, wenn die nächsten Wahlen beginnen. Sie werden schon sehen. Doch das genügt für jetzt. Ist alles klar?“
    Crag nickte.
    „Fein.“
    Wieder in seiner Zelle angelangt, begann er unruhig auf und ab zu gehen. Versuchte, vorauszudenken. Schloß der Plan für seine Flucht einen Kleidungswechsel ein? Er blickte an sich hinunter. Das graue Hemd mochte durchgehen, wenn er es am Hals öffnete und die Ärmel über seine Ellbogen krempelte. Die bauschigen, grauen Hosen jedoch schrien geradezu nach Gefängnis. Er würde einer Wache die Hosen abnehmen müssen, und selbst diese würden nicht gerade die besten sein. Auch sie würde er, sobald er Gelegenheit hatte, gegen Shorts umtauschen müssen. Fast alle. Privatleute in Albuquerque trugen im Sommer kurze Hosen.
    Er krempelte die Ärmel hoch und öffnete seinen Kragen, dann hielt er vor dem metallenen Spiegel in der Wand und betrachtete sich. Ja, ab den Hüften würde es gehen. Selbst der kurze Haarschnitt, der außerhalb des Gefängnisses genauso üblich war wie darin.
    Auch sein Gesicht – er hatte hier Glück, denn es war ein ganz gewöhnliches Gesicht, ein Gesicht, das sich in der Menge um nichts hervorhob, das man sich schwer merkte. Er hatte viel dafür bezahlt, eben jenem Chirurgen in Rio, der sich um seine künstliche Hand gekümmert hatte.
    Der übrige Teil seines Körpers war ebenso unauffällig. Weder von ungewöhnlicher Größe noch von überdurchschnittlicher Breite, verbarg er hinter seiner Maske eiserne Stärke und die Ausdauer eines Akrobaten und kannte jeden Trick beim Kampf.
    Wieder schritt Crag auf und ab. Dann blieb er stehen und blickte aus dem Fenster. Dreißig Stockwerke hinab in die Freiheit. Aber nur die obersten drei Geschosse gehörten zum Gefängnis; wenn er sie überwand, war er verhältnismäßig in Sicherheit.
    Olliver! Ausgerechnet er. Er fragte sich, wie er wohl dreingeschaut haben mußte, als Olliver ihn, anstatt zu verurteilen, angelächelt und sich erkundigt hatte, ob er eine Million Dollar haben wollte.
    Crag schmunzelte und begann plötzlich lauthals zu lachen.
    Eine Frauenstimme fragte amüsiert: „Wirklich so lustig, Crag?“
    Er blickte schnell zur Decke, wo der Lautsprecher saß. Abermals erklang die Stimme. „Ja, der Verkehr läuft nun zweibahnig ab; Sie können zurückfragen. Es wissen nur wenige, aber jeder Zellen-Kommunikator kann derart verwendet werden.“
    „Benützen Sie ihn nur dazu, um mir das zu sagen?“
    „Seien Sie nicht ungehalten, Crag. Sie haben noch genug Zeit totzuschlagen und ich nicht weniger. Ich übernahm von dem diensthabenden Posten diese Kontrollkabine, indem ich ihn auf einen Botengang schickte. Er wird fünfzehn Minuten ausbleiben.“
    „Sie müssen ein hohes Tier sein, um so etwas tun zu können.“
    „Was ich bin, tut nichts zur Sache. Wichtig ist nur, daß ich Ihnen helfe. – Nicht um Ihretwillen, Crag, aber Sie vermögen vielleicht jemand anderem zu helfen. Sie wissen schon, wem. Sobald der Posten zurückkehrt, komme ich zu Ihnen.“
    „Sie – hierher?“
    „Ja, um Ihnen gewisse Dinge zu bringen, die Sie für die Flucht benötigen
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