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TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

Titel: TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1
Autoren: Andre Norton
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Gorgol fuhr in der Zeichensprache fort.
    „Sie haben Reiter – er gefesselt – vielleicht sie machen tot, um böse Geister zu füttern“ – er zögerte und fügte dann das schreckliche Zeichen hinzu, das Storm erst einmal gesehen hatte, damals, als Sorenson es gebrauchte – „mit dem Fleisch.“
    Storm hatte von einigen Norbiestämmen gehört, die zum Zwecke finsterster Teufelsanbetung – oder als Sühneopfer für den Teufel – Gefangene verspeisten. Für die meisten der arzorianischen Stämme war dieser Brauch ein Greuel, und zwischen den rituellen Kannibalen und ihren Feinden herrschte blutige und nimmerendende Fehde. In der Vorstellung der Norbies war die Eigenschaft ,böse’ so eng mit dem Fleisch verbunden, daß es natürlich war, wenn Gorgol den Schluß zog, den er gerade geäußert hatte.
    „Nicht so“, korrigierte der Terraner. „Schlächter essen nicht Gefangene. Dieser Gefangene – war er aus der Ebene?“
    „Reiter“, stimmte Gorgol zu.
    „Gibt es Siedler in der Nähe? Wir könnten sie suchen, ihnen von den bösen Männern berichten – wie sie töten.“
    Gorgol wandte langsam den Kopf, bis er nach Süden blickte. „Viele Sonnen gehen auf – gehen unter – bevor in dieser Richtung Siedler. Kann sein, wir können gehen. Aber nicht wenn dunkel – ich kenne nicht dieses Land – und Nitra sind in Bergen. Mann geht leise, geht schnell, sehr vorsichtig sein …“ Er blickte wieder zurück und sah den Terraner mit nüchtern abschätzendem Blick an, den dieser nicht zu deuten wußte.
    „Das ist richtig“, sprach und signalisierte Storm gleichzeitig. Es war jetzt völlig dunkel. Er teilte das Bettzeug zwischen sich und Gorgol, sah zu, daß der Norbie bequem lag und rollte sich dann, wie schon so oft, neben Surra auf dem Gras zusammen, in vollkommenem Vertrauen darauf, daß das überempfindliche Gehör der Katze ihn vor jeder Gefahr rechtzeitig warnen würde.
    Es dämmerte schon, als Storm auf ein schwaches Zeichen von ihr erwachte. Er war sofort völlig wach – eine Eigenschaft, die er vor so langer Zeit gelernt hatte, daß sie ihm schon gar nicht mehr zum Bewußtsein kam.
    Was da ankam, hatte nicht Surras Kampfinstinkt geweckt, nur ihr Interesse. Er lauschte angestrengt. Er hörte Gorgols keuchenden Atem, hörte Eisen auf Stein klingen, als Rain sich bewegte. Dann kam das andere Geräusch, ein Trappeln, so schwach, daß er es ohne Surras Warnung überhört hätte.
    Auf der Kiesbank war genügend Licht, um die Umgebung unterscheiden zu können, und er lag in Bereitschaft, den Strahler in der Hand. Er zielte auf den dunklen Fleck, sobald er sicher war, kein Pferd vor sich zu haben. Die kopflastige Silhouette, die sich gegen den Felsen abzeichnete, konnte nur einem einzigen Tier gehören, das er auf Arzor gesehen hatte, und das Fleisch, das eine solche Beute brachte, war ihnen nur zu willkommen. Eine Minute später war er damit beschäftigt, den Leib eines überaus fetten Urokjährlings ausbluten zu lassen. Was allerdings ein Urok hier in der Wildnis suchte, war ein Rätsel. Die Tiere lebten in der Ebene und in Herden, und unter normalen Umständen traf man sie niemals in den Bergen an.
    Gorgol hatte eine Erklärung bereit, als sie dicht neben dem Feuer hockten. Storm hatte gewagt, ein Lagerfeuer anzuzünden, nachdem er ein paar Felsbrocken zum Abschirmen drum herumgehäuft hatte. Sie steckten große Stücke Uroksteak auf zugespitzte Stöcke, und der Norbie widmete sich mit Hingabe der Beschäftigung, sie schön gleichmäßig braun zu rösten.
    „Gestohlen. Böse Männer bringen Uroks in Versteck – vielleicht sie verlieren diesen, wenn viele durchtreiben – vielleicht Unwetter macht Herde fliehen …“
    Storm betrachtete nachdenklich sein Stück Fleisch. All diese Pferde- und Urokdiebstähle bargen noch ein weiteres Problem. Was in aller Welt – oder in Arzor – beabsichtigten die Diebe mit ihrer Beute zu tun? Der Absatzmarkt für Uroks war auf anderen Planeten. Es gab nur einen Raumhafen hier, und der Ursprung aller Tiere, die dort verladen wurden, mußte dokumentarisch belegt werden. Die Siedler wären die ersten, die einen Räuber entlarvten, der für seinen Viehbestand nicht von dem Augenblick an, in dem er Arzor betrat, Belege vorweisen konnte. Was für einen Sinn hatte es, Tiere zu stehlen, wenn keine Hoffnung bestand, sie je verkaufen zu können.
    „Warum wollen sie Fleisch – wenn nicht verkaufen können …“ Storm gab die Frage, die er sich selbst gestellt hatte, an
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