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TS 66: Sternenfieber

TS 66: Sternenfieber

Titel: TS 66: Sternenfieber
Autoren: Raymond Z. Gallun
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Injektion zur Beruhigung.“
    Die Zeit verging. Schließlich befahl der Inspektor, der sie nicht verlassen hatte:
    „Und nun zieht die Anzüge an. Mal sehen, ob ihr das könnt.“
    Natürlich konnten sie es. Hatten sie nicht lange genug geübt? Sogar Gimp Hines mit seinem verkrüppelten Bein bewegte sich derart behende und schnell, daß die erfahrenen Raumfahrer staunten. Dann saßen sie alle um einen großen Tisch in einem engen Raum und ließen die letzten Minuten verstreichen.
    „Okay. Boys. Es ist soweit!“
    Schwerfällig stapften sie hinter ihrem Führer hinaus in die grelle Sonne und folgten ihm zu den wartenden Raketen. Gemäß den Nummern auf ihren Karten teilten sie sich dann in zwei Gruppen und wurden von den Aufzügen in die Kabinen gebracht. Plötzlich spielte es auch keine Rolle mehr, wer mit wem zusammenblieb; jeder hatte mit seinen eigenen Problemen fertigzuwerden – und mit seiner eigenen Angst. Der ausgepolsterte Raum lag direkt über der Ladeluke, in dem die Ausrüstung verstaut war.
    „Helme geschlossen?“ fragte Nelsen, als sie endlich saßen. „Radio in Ordnung? Baines? George?“
    „Hier“, antwortete Zwei-und-Zwei aus der anderen Rakete. Die anderen folgten.
    „Legt euch nieder und schnallt euch an. Freunde.“
    Gimp war neben Nelsen. Seine Krücken waren nicht zu sehen. Der Inspekteur machte seine Runde und überprüfte den Sitz der Gurte.
    „Gut“, gab er das Ergebnis bekannt. „Schließt am besten die Augen, wenn es soweit ist. Die nächsten zwanzig Minuten gehören uns, was danach kommt, ist eure Angelegenheit. Vergeßt die Anordnungen für das Aussteigen nicht. Wir bleiben mit euch in Verbindung.“
    Die Schritte des Inspektors verklangen. Dumpf schloß sich die automatische Luke. Sie waren allein.
    Die nächsten fünf Minuten bestanden aus nervenzermürbendem Warten. Wie im Lauf einer Kanone, dachte Nelsen und begann zu schwitzen. Im Schiff summte es. Das Summen wurde zu starkem Brummen und endlich zu einem ohrenbetäubenden Lärmen der entfesselten Energien.
    Sie starteten.
    Der Andruck lastete auf ihnen und preßte ihnen die Luft aus den gequälten Lungen, aber sie verloren nicht für eine Sekunde das Bewußtsein. Dann ließ die Erde sie los. Bald würden sie frei sein. Bald lag das Abenteuer vor ihnen, das ganze Sonnensystem.
    Das Kommando kam über Funk. Automatisch öffnete sich die Luke, und die Ausrüstung wurde ausgestoßen. Sie schwebte neben der Rakete, die bereits in die Kreisbahn geglitten war. Gimp war der erste, der sich bewegte und vor der Schwelle in den Raum stand. Frank sah, daß Ramos bereits draußen weilte und auf seinem Paket hockte, schwerelos und frei im Raum treibend. Schwarz leuchteten die Anfangsbuchstaben seines Namens auf dem Verpackungssack: MR.
    Frank Nelsen überlegte nicht lange. Er stieß sich ab und segelte hinaus in das Nichts, sich langsam dabei überschlagend. Irgendwo erblickte er für einen Moment die gekrümmte Linie der Erde, dann wieder den schwarzen Himmel und die grellweiße Scheibe der Sonne. Das Gefühl, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen, ergriff von ihm Besitz – er fiel ja auch. Um die Erde. In einer genau berechneten Bahn.
    Er schoß natürlich an seinem Packen vorbei, orientierte sich und schaltete den kleinen Ionen-Antrieb auf seinem Rücken ein. Das Paket mit den Buchstaben FN kam wieder näher, und dann klammerte er sich daran fest, als gelte es sein Leben.
    Er starrte genau in die weit aufgerissenen Augen von Zwei-und-Zwei, der sich wie ein Ertrinkender an der Ausrüstung festhielt.
    „Mein Gott, Frank … meine Hosen …“
    „Na, wenn schon!“ unterbrach ihn Nelsen und verkniff das Lachen. „Dort drüben ist dein Paket. Es ist nicht so schlimm.“
    In seinen Kopfhörern waren Rufe, Schimpfen und andere Geräusche, die nicht sofort zu identifizieren waren.
    „Nur die Ruhe behalten, Les“, sagte Reynold gerade. „Versuche an die Tabletten in der Brustplatte zu gelangen. Lasse dich ruhig treiben, es kann dir nichts passieren.“
    Eine andere, kräftigere Stimme übertönte die anderen:
    „Alle Neuen, die GO-11 und GO-12 verlassen haben, müssen sich innerhalb von zwei Stunden in eine Kreisbahnentfernung von sechshundert Kilometer begeben, um den normalen Flugverkehr nicht zu stören.“
    Nun hatte Frank mit sich selbst genug zu tun und konnte sich nicht mehr um die anderen kümmern. Er zog die Raumblase aus dem Gepäck und ließ die Luft aus den Flaschen einströmen, bis sich ein runder Ballon geformt hatte.
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