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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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blickte er sich um, aber er konnte in den Schatten zwischen den Türmen nichts sehen.
    Er schüttelte das Netz aus und hatte Angst.
    Seltsam, daß Es – oder SIE ihn nicht sah. Seltsam, daß Es seine Gedanken nicht fühlte. Aber hier im Schatten der Mauern war er selbst nur ein Schatten, und die Schaffung einer Illusion für so viele Zuschauer mußte für das seltsame Wesen aus dem Weltall anstrengend sein.
    Er hatte schon einmal Glück gehabt, als er Farrell erwischt hatte.
    Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel und erflehte sich noch einmal Glück.
    Und sein Wunsch ging in Erfüllung.
    Die Strömung erfaßte die Prozession und trieb sie dichter an Lundy heran. Er beobachtete ihre Augen. SIE führte sie immer noch. SIE hatte einen physischen Leib, selbst wenn man ihn nicht zu sehen vermochte, und die Strömung bewegte ihn, so klein er auch war.
    Er warf sein Netz aus.
    Es blähte sich im schwarzen Wasser auf und kehrte auf seinen Zug zu ihm zurück, und es war etwas in ihm. Etwas Winziges, Zylindrisches, Bösartiges. Etwas Lebendes.
    Er zog das Netz zu und zitterte vor Erregung und Nervenanspannung. Und dann griffen die Pflanzenmänner an.
    Sie brachen wie eine schimmernde Wolke über ihn herein. Ihre goldenen Augen loderten. Ein stummer Wutschrei aus Hunderten von Kehlen schien zu ertönen – und Schreie der Angst um SIE.
    Sie schlugen mit ihren winzigen grünen Fäusten auf ihn ein. Ihre Blüten flammten, wütende rote Flecken vor dem schwarzen Wasser. Sie zerrten an dem Netz, rissen daran und schlugen mit ihren Membranen gegen die Strömung.
    Lundy war ein ziemlich kräftiger Mann. Er kämpfte mit aller Verbissenheit um den Besitz des Netzes. Dennoch verlor er es. Er fiel unter einem kleinen Berg wütender Pflanzenwesen auf das Gesicht und keuchte nach Luft – dankbar für den Raumanzug, der ihn davor bewahrte, erdrückt zu werden.
    Er sah zu. wie sie das Netz nahmen. Sie umringten es in einem kugelförmigen Haufen, ganz wie im Bienenschwarm. Ihre goldenen Augen blickten verstört.
    Sic konnten das Netz nicht öffnen. Lundy hatte es zugezogen und verschlossen, und sie hatten keine Finger. Sie strichen mit ihren Finnen darüber, aber es gelang ihnen nicht. SIE herauszulassen.
    Lundy richtete sich auf Händen und Knien auf. Die Strömung verstärkte sich. Sie toste jetzt wie ein Wirbelsturm zwischen den schwarzen Türmen und riß den Schwarm von Pflanzenwesen, die immer noch das Netz umklammert hielten, mit sich.
    Und dann kamen die Anderen!

 
4.
     
    Lundy erblickte sie schon aus weiter Ferne. Einen Augenblick traute er seinen Augen nicht. Er meinte, es wären Schatten, die das Licht aus der Vulkanspalte warf. Er stemmte sich gegen eine Wand und sah ihnen entgegen.
    Und dann sah er es. als der Strom sie näher trug. Er machte keine Bewegung – davon abgesehen, daß er das Kinn ein wenig hob, um zu atmen. Er stand einfach da, starr und steif wie ein Toter.
    Sie erinnerten ihn an die großen Rochen, die er auf der Erde gesehen hatte – aber es waren Pflanzen. Riesige Pflanzen, die ihre Blätter wie Segel in die Strömung hielten. Ihre langen tropfenförmigen Leiber endeten hinten in einer Art Fischschwanz, den sie zum Steuern benutzten, und sie hatten Tentakeln als Arme.
    Sie waren von rotbrauner Farbe – wie getrocknetes Blut. Im goldenen Schein der Vulkanspalte glitzerten ihre eiskalten Augen. Man konnte jetzt auch ihre runden Mäuler voll scharfer Zähne sehen und die krallenartigen Fortsätze an der Unterseite ihrer riesigen Tentakeln.
    Ihre Arme waren lang und kräftig genug, um sogar den Stoff eines Raumanzuges zu zerreißen. Lundy wußte nicht, ob sie sich von Fleisch ernährten oder nicht, aber das war gleichgültig – würde es wenigstens ihm sein, sobald ihn einmal eine dieser Tentakeln berührt hatte.
    Das Netz mit IHR wurde schnell von ihm weggetragen, und die Anderen rückten immer näher. Selbst wenn er sich hätte verstecken wollen, hätte er bei bestem Willen nicht gewußt, wo er sich in diesen zerfallenen türlosen Gebäuden hätte verkriechen sollen.
    Lundy füllte seinen Anzug mit wertvollem Sauerstoff und schloß sich der Prozession der kleinen Pflanzenwesen an.
    Er schoß wie eine Luftblase zwischen den toten Türmen dahin – aber nicht schnell genug. Er hatte keinen besonders großen Vorsprung vor den ,Rochen’. Er versuchte zu schwimmen, um schneller von der Stelle zu kommen, aber das war gerade, als wollte er mit einem Ruderboot versuchen, einem schnellen Düsenrenner zu
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