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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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beinahe über ihn. Fleischige Blätter, hungrig und voll Gier.
    Er fing an zu laufen, rannte über die uralte Straße, die auf dem Meeresboden irgendeinem fernen, unbekannten Ziel zuführte.
    Lundy rannte lange Zeit zwischen den finsteren Wänden dahin. Die Blumen kamen näher. Jetzt tasteten sie schon wie Hände nach seinem Raumanzug, glitten ab und tasteten wieder. Er begann den Strahler zu benutzen.
    Auf. diese Weise verbrannte er eine Menge von ihnen. Das gefiel ihnen natürlich nicht. Sie begannen von oben, vom Blätterdach des unheimlichen Tunnels herunterzugreifen.
    Und dann war die Straße plötzlich zu Ende. Vor ihm lag ein wüstes Durcheinander riesiger Steinquader, wie das hingeworfene Spielzeug eines Riesenkindes, das seiner Bauklötze müde geworden ist.
    Und die Pflanzen hatten Stellen dazwischen gefunden.
    Lundy stolperte und fiel und stieß sich dabei den Kopf an die Helmwand. Einen Augenblick sah er nur Sterne vor den Augen. Dann wurde es dunkel um ihn. Der Scheinwerfer war erloschen. Vermutlich hatte sich beim Sturz irgendein Kontakt gelockert.
    Er begann über einen großen Quader zu kriechen. Die Blumen schimmerten grell in der Finsternis. Hell und nah. Sehr nahe. Lundy machte den Mund auf. Er brachte nur ein heiseres Flüstern zustande. Den Strahler hielt er immer noch in der Hand. Er feuerte ihn ein paarmal hintereinander ab. und dann lag er oben auf dem Steinblock.
    Er wußte, daß das das Ende war, weil er nicht mehr konnte.
    Die schimmernden Blumen kamen durch die Dunkelheit auf ihn zu. Lundy lag da und wartete auf sie. Sein Gesicht war wieder völlig ausdruckslos. In seinen dunklen Augen loderte Haß – sonst nichts.
    Er sah zu, wie die Blumen sich an seinen Raumanzug klammerten und zu arbeiten anfingen. Und dann sah er vor sich, jenseits des dunklen Tunnels aus Pflanzen, ein Licht.
    Es flammte plötzlich auf – wie ein Blitz. Und jetzt sah er die Stadt und die Prozession, die aus ihr kam.
    Lundy traute seinen Augen nicht. Er war schon halb tot und hielt das, was er sah, für Fieberträume seiner überreizten Phantasie.
    Das goldene Licht erstarb und flammte dann rhythmisch noch zweimal auf. Vom Tunnelende an verlief die Straße wieder glatt und eben. Sie überquerte eine kleine Ebene – und dahinter lag die Stadt.
    Lundy konnte nicht viel davon erkennen – daran waren die Pflanzen schuld. Aber es schien eine große Stadt zu sein. Sie war von einer Mauer umgeben, einer Mauer aus grünem Marmor, durchsetzt mit roten Streifen. Jahrhunderte der Wasserströmung hatten die Kanten rundgeschliffen. Breite goldene Tore durchbrachen die Mauer, und dahinter konnte man einen weiten mit grauem Quarz gepflasterten Platz sehen, und die Gebäude, die diesen Platz umgaben, erinnerten Lundy an Schlösser, die er in den Tagen seiner Kindheit am Himmel zu sehen geglaubt hatte, wenn bei Sonnenuntergang die Wolken am Himmel standen.
    Diesen Eindruck machte die Stadt auf ihn aus der Ferne. Ein Wolkenkuckucksheim bei Sonnenuntergang. Ein ferner Traum der Schönheit unter dem schwarzen Wasser – etwas, das die Zeit nicht zerstörte, weil es nie existiert hatte.
    Die Wesen, die aus den goldenen Toren auf die Straße traten, wirkten wie winzige Ausläufer jener Wolken, die ein plötzlicher Windstoß losgerissen hat.
    Sie schwebten auf Lundy zu. Schnell schienen sie sich nicht zu bewegen, aber das mußte ein Irrtum sein, denn plötzlich waren sie inmitten der Pflanzen. Eine ganze Menge von ihnen – vielleicht vierzig oder fünfzig. Sie schienen zwischen drei und vier Fuß groß zu sein, und alle hatten dieselbe blaugraue zwielichtige Farbe.
    Lundy konnte nicht erkennen, was das für Wesen waren. Sie erinnerten entfernt in ihrer Gestalt an Menschen – aber gleichzeitig schienen sie Flossen zu haben, und dann war da noch etwas, aber dafür fand Lundy nicht den richtigen Begriff.
    Plötzlich war ihm das alles gleichgültig. Der düstere schwarze Vorhang, der seinen Willen eingehüllt hatte, riß plötzlich an einer Stelle auf, und panische Furcht brach auf ihn herein. Er fühlte plötzlich die Stellen an seinem Anzug, wo die Pflanzen zogen und zerrten, spürte sie, als wären sie seine eigene Haut.
    Er fühlte, wie ihm der Schweiß in Bächen herunterrann – und jetzt würde gleich das Meerwasser eindringen, und dann …
    Lundy begann sich zu wehren. Er kämpfte gegen die Blumen an, teils mit seinem Strahler, teils mit brutaler Gewalt. Aber sie ließen nicht los, hüllten ihn im Gegenteil noch dichter ein.
    Und
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