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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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Durch sie konnte Lundy das Leben der kleinen Pflanzenwesen beobachten.
    In einigen der großen Gebäude war das unterste Stockwerk mit Sand bedeckt. Pflanzenfrauen schwirrten geschäftig darin herum und rechten den Sand wieder gerade, wo die Wellen ihn in Unordnung gebracht hatten. Lundy nahm an. daß es sich hier um Brutstätten handelte.
    In anderen Häusern sah er ganze Kolonien von winzigen Blumen, die noch im Sand verwurzelt waren. Sie saßen in regelmäßigen Reihen und nickten mit ihren pastellfarbenen Blütenköpfen oder spielten mit kleinen bunten Steinen. Auch hier wachten Pflanzenfrauen liebevoll über sie.
    Ein paarmal sah Lundy Gruppen kleiner Schößlinge, die bereits aus dem Sand gelöst waren und jetzt von den Frauen in der Kunst des Schwimmens unterwiesen wurden.
    Alle Frauen waren von jener traurigen blaugrünen Farbe, die Lundy jetzt schon kannte, und hatten ihre Blüten verborgen.
    Und so würden sie auch bleiben, wenn er, Lundy, den Auftrag nicht erfüllen konnte, den seine Dienststelle ihm erteilt hatte. Den Auftrag, dem er sich bis jetzt noch nicht gewachsen gezeigt hatte.
    Farrell, dem das Fleisch in Fetzen vom Körper hing, ohne daß er es spürte, weil nur SIE seine Gedanken beherrschte. Jackie Smith, der in der überfluteten Schleuse gestorben war, weil SIE hatte frei sein wollen und er IHR geholfen hatte.
    War denn dieser Lundy um soviel stärker als Farrell und Smith und all die anderen Männer, die IHRETWEGEN den Verstand verloren hatten? Stark genug, um den ,Vampir aus dem All’ in einem Netz zu fangen, festzuhalten und nicht selbst verrückt zu werden?
    Lundy bezweifelte das ganz entschieden – jedenfalls kam er sich alles andere als stark vor.
    Jetzt erinnerte er sich – damals, als er SIE zum erstenmal in seinem Netz gehabt hatte. Die letzten paar Minuten vor dem Absturz, als er SIE aus dem Innern des Safes nach Freiheit hatte schreien hören. Jackie Smiths Gesicht, als er ihm aus der Schleuse entgegengefallen war und seine, Lundys, eigene Frage – o Gott, was hast du gesehen, ehe du ertrunken bist?
    Ein eiskalter Knoten saß in seiner Brust.
    Er ließ die Kolonie hinter sich zurück und schritt durch leere Straßen, die von den rhythmischen Blitzen aus der Vulkanspalte erhellt wurden. Hier waren Schäden. Zerbrochene Pflaster, Pflastersteine, die aus der Erde ragten, Ruinen von Türmen, zersplitterte Steingitter, die aus den Fenstern gefallen waren. Ganze Wände waren eingestürzt, die goldenen Türen waren zerdrückt und teilweise auch ganz verschwunden.
    Eine tote Stadt. So tot und schweigend, daß man kaum zu atmen wagte, und so alt, daß es einen erschauern machte.
    Wirklich genau der richtige Ort, um den Verstand zu verlieren.
    Nach langer Zeit sah Lundy die Männer der kleinen Blumenfrauen. Eine lange Kette von ihnen, wie ein Schwarm Zugvögel, schwebte zwischen den finsteren zerbrochenen Türmen.
    Sie sahen wie ihre Frauen aus. Ein wenig größer, etwas kräftiger, mit starken dunkelgrünen Leibern und schimmernden Blüten. Ihre goldenen Augen blickten starr auf etwas, was Lundy nicht sehen konnte, und sie sahen aus wie die Augen Luzifers vor den Himmelstoren.
    Lundy begann durch das Wasser zu rennen, raste über einen weiten Platz, um die Prozession zu überholen. Er lockerte das Netz an seinem Gürtel.
    Und dann stolperte er plötzlich, verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Es war gerade, als hätte ihm eine starke Hand von hinten einen Stoß versetzt. Als er aufzustehen versuchte, stieß die Hand ihn wieder – diesmal kräftiger. Der goldene Schein aus der Vulkanspalte war jetzt gleichmäßiger und sehr hell.
    Die Kette der kleinen Pflanzenmänner machte plötzlich einen Bogen, und Lundy wußte, was geschehen war.
    In der Stadt erhob sich eine Strömung, erhob sich wie die heißen Winde, die von der See hereinheulten und Regen mit sich trugen.
    Sie reiten auf den Strömen zwischen den heißen Bergspalten und den kalten Tiefen. Sie fressen und zerstören.
    Die anderen. Jene anderen, die Kannibalen waren …
    SIE führte die schimmernde Kette von Pflanzenmännern zwischen den Türmen hindurch, und in den Straßen erhob sich eine Strömung.
    Lundy stand auf. Er stemmte sich gegen den Strom und rannte hinter der Prozession her. Es war ziemlich mühsam, denn das Wasser und seine bleibeschwerten Stiefel hinderten ihn. Er versuchte aus den Augen der Pflanzenmänner abzuschätzen, wo Es – oder SIE war.
    Das Licht wurde noch heller. Das Wasser zog und zerrte an ihm. Einmal
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