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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge
Autoren: A. E. van Vogt
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um sich die Umgebung anzusehen.
    Die Mondsichel und einige Sterne leuchteten nur schwach durch die langsam dahinziehenden Wolken. Es war so dunkel, daß Slade nur den Schatten des mitten im Gelände stehenden Holzgebäudes sah. Soweit der Strahl der Taschenlampe reichte, erstreckten sich Stoppelfelder. Es war so still, daß Slade nur die Geräusche der unter seinen Fußtritten knickenden Stoppeln hörte.
    Er blickte auf das Leuchtziffernblatt seiner Uhr und erschrak. Es war bereits fünf Minuten vor Mitternacht. In wenigen Minuten wird sie hier sein! dachte er schaudernd und bereute, daß er überhaupt gekommen war. Er war ein Narr, sich auf solch ungewisses Abenteuer einzulassen. Warum hatte sie ihn in diese verlassene Gegend gelockt? Selbst die lautesten Hilferufe würden in dieser Einsamkeit ungehört verhallen. Natürlich hatte er eine Pistole eingesteckt, aber er ahnte, daß er sie niemals benutzen würde.
    Er riß sich zusammen und schüttelte den geheimen Schauder ab. Diese Frau war sehr vorsichtig, denn sie hatte kein bestimmtes Datum genannt. Sie mußte wohl gewußt haben, daß der einzige dreiäugige Mensch auf Erden ihrem Ruf folgen würde. Wenn sie einen bestimmten Tag und einen anderen Ort genannt hätte, dann hätte Slade vielleicht der Versuchung widerstanden, so aber reizte ihn das Geheimnisvolle, Unergründliche.
    Gerade diese Ungewißheit hatte seinen inneren Widerstand gebrochen. Tag für Tag hatte er darüber nachgedacht. Würde er die Verabredung einhalten oder nicht? Er hatte die Angelegenheit von allen Seiten betrachtet und sorgfältig das Für und Wider erwogen. Mit Vernunft war das Problem aber nicht zu lösen, das hatte er bald erkannt. Der Widerstreit der Gefühlte hatte seinen Geist und auch seinen Körper stark mitgenommen und ihn langsam mürbe gemacht. Nach langen inneren Kämpfen hatte er sich schließlich zu einem Entschluß durchgerungen – und stand nun neben der dunkel und drohend aufragenden Scheune.
    Sicher hatte Leear ihm die fremde Sprache nicht beigebracht, um ihm schon bei dem ersten direkten Zusammentreffen Schaden zuzufügen. Sie schien sich sehr für ihn zu interessieren. Die Gründe dafür waren ihm noch nicht ganz klar, aber sie war schließlich eine Frau mit drei Augen, und das allein würde schon ihr Interesse an einem dreiäugigen Mann erklären.
    Slade wollte Klarheit haben und war bereit, dafür gewisse Risiken auf sich zu nehmen. Ganz gleich, was geschehen würde, er hatte sich nun einmal entschlossen und wollte nicht mehr zurück.
    Er steckte die Lampe ein und sah automatisch auf seine Armbanduhr. Es war genau Mitternacht.
    Die unheimliche Stille und die Dunkelheit waren nicht gerade Balsam für seine gepeinigten Nerven. Er hatte die Autoscheinwerfer abgeschaltet und bereute es in diesen Minuten gespannter Erwartung. Wahrscheinlich war das ein Fehler. Die Scheinwerfer sollten hell leuchten und ihm zeigen, was um ihn herum geschah.
    Er ging auf den Wagen zu, blieb aber schon nach wenigen Sehnten stehen. Was ist mit dir los? fragte er sich. Es ist doch sinnlos, die Deckung der Scheune zu verlassen und über das freie Stoppelfeld zu laufen!
    Vorsichtig tastete er sich Schritt für Schritt zurück, bis er die rauhen Bretter der Scheunenwand fühlte. Er blieb still stehen und krampfte seine Rechte um den kühlen Griff der Pistole.
    Plötzlich spürte er ein Geräusch, eigentlich mehr eine unbestimmbare Bewegung der Luft. Bald darauf wußte er, daß es ein Lufthauch war, ein Wind, der aus einer ganz und gar ungewöhnlichen Richtung wehte, nämlich von oben.
    Slade riß den Kopf hoch und starrte in die undurchdringliche Dunkelheit hinauf. Er sah nichts, doch er spürte, daß da etwas war. Es brannte wie Feuer in seinen Adern und glühte in seinem Bewußtsein. Da war es wieder, das Fremde und Unbekannte, diesmal sogar noch näher, noch stärker als jemals zuvor. Und dann hörte er die Stimme Leears:
    „Du wirst jetzt in die Stadt Naze gelangen, Michael Slade. Es ist außerordentlich wichtig, daß du die nächsten vierundzwanzig Stunden überlebst. Sei vorsichtig und vernünftig – und sage vor allem nicht mehr, als unbedingt notwendig ist. Niemand darf wissen, was du weißt und was dir nicht bekannt ist. Viel Glück, Michael Slade!“
    Etwa zwei Meter über ihm flammte ein blendendes Licht auf, so daß er› für einen kurzen Augenblick die Augen schließen mußte. Slades Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Er packte die Pistole noch fester, öffnete die Augen
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