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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge
Autoren: A. E. van Vogt
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zu ahnen, daß sich ein Auge darunter verbarg. Er hält dieses dritte Auge für eine völlig nutzlose Mißbildung und will die Wunde wahrscheinlich wieder verschließen lassen. Er sagte, daß die Leute zwar in einen Zirkus gingen, um derartige Dinge zu sehen, aber für einen Geschäftsmann sei eine solche Mißbildung hinderlich.
    Trotz seiner guten und durchaus vernünftigen Vorsätze, konnte Michael Slade allerdings nicht verhindern, daß sich alle möglichenLeute mit der Sache befaßten. Besonders in seiner Heimatstadt verursachte die Entdeckung eines dritten Auges Aufregung und Interesse. Alle möglichen Vermutungen wurden ausgesprochen und hitzig diskutiert.
    Ein in der Stadt wohnender Biologe namens Arthur Trainor entwickelte gleich zwei Theorien. Nach seiner Meinung war das dritte Auge entweder eine Mutation oder ein Organ, das auf einer früheren Entwicklungsstufe allen Menschen gemeinsam war. Im letzteren Falle mußte das dritte Auge Michael Slades also ein Rückfall in eine längst vergessene Entwicklungsstufe der Menschheit sein. Dagegen sprach allerdings die Tatsache, daß in der gesamten irdischen Fauna noch keine dreiäugigen Tiere entdeckt worden waren.
    Der Augenspezialist Dr. McIver hatte ein besonderes wissenschaftliches Interesse an diesem dritten Auge, denn er wollte versuchen, alle drei Augen seines Patienten normalsichtig zu machen. Das war allerdings nicht ganz einfach, denn Michael Slade war von Natur aus sehr kurzsichtig, und mit dem dritten Auge konnte er bestenfalls bestimmte Helligkeitsgrade unterscheiden. Mit den bekannten Augentrainingsmethoden war es schwierig genug, zwei Augen zum einigermaßen zufriedenstellenden Funktionieren zu bringen. Dr. McIver wußte aber, daß nicht immer die Augen, sondern oft auch das Gehirn an Fehlsichtigkeit schuld war und versuchte, derartige Schäden durch Geistestraining zu beheben. Er war überhaupt der Meinung, daß alle organischen Leiden auf bestimmte geistige Spannungen zurückzuführen waren.
    All diese Dinge konnte der Reporter der Lokalzeitung in Erfahrung bringen und geschickt in seinen weiteren Artikeln einbauen, aber zu einem Interview mit Michael Slade selbst kam er nicht.
     
    *
     
    PROTOKOLL DER AUSSAGE, DIE MRS. SLADE VOR DEM UNTERSUCHUNGSRICHTER MACHTE.
     
    „Ich heiße Miriam Leona Crenshaw. Ich war mit Michael Slade verheiratet und habe mich bald nach dem Unfall scheiden lassen. Wegen der Besonderheit des Falles erhielt ich das Recht, meinen Mädchennamen zu führen. Ich habe Michael Slade vor etwa sechs Jahren kennengelernt und ihn damals für einen ganz normalen Menschen gehalten. Während unserer Ehe hatte ich nie einen Grund, in ihm etwas anderes als einen Durchschnittsmenschen zu sehen. Erst der Unfall hat mich seine Abnormität erkennen lassen. Nach dem Autounfall sind wir nur noch zweimal zusammengekommen. Ich wollte ihn dazu bringen, das dritte Auge wieder schließen zu lassen und als ganz normaler Mensch zu leben, aber der Einfluß der Presse und der Wissenschaftler hat das verhindert. Die Augenspezialisten wollten versuchen, das dritte Auge völlig normalsichtig zu machen. Michael war auch bald zu der Überzeugung gelangt, daß er die Öffentlichkeit doch nicht täuschen konnte. Alle Welt wußte von seinem dritten Auge; niemand würde ihn mehr als einen normalen Menschen betrachten.
    Sein Entschluß, das dritte Auge zu behalten, hat dann zu unserer Scheidung geführt. Ich habe ihn dann nur noch einmal bei der Unterzeichnung der Scheidungspapiere gesehen.
    Alles was danach geschehen ist, habe ich auch nur von dritter Seite gehört. Ich habe mich geweigert, seine Leiche zu identifizieren, weil die Beschreibung des zerschmetterten Körpers einfach zuviel für mich war. Ich kann somit auch nichts zur Aufklarung der mysteriösen Angelegenheit beitragen. Ich kann nur sagen, daß der Unfall ihn völlig v erändert hatte.“
     
    *
     
    Michael Slade saß in seinem Garten und versuchte, durch systematisches Training sein Augenlicht wiederzugewinnen. Sein Sehvermögen war durch den Schock stark herabgesetzt worden, aber er hatte Grund zu der Annahme, daß diese Sehstörungen mehr seelischer Natur waren.
    In regelmäßigen Abständen waren Tafeln mit großen Buchstaben aufgebaut. Diese Tafeln standen im hellen Sonnenlicht, doch Michael Slade saß im Schatten und bedeckte abwechselnd das eine und das andere Auge. Er saß in einem bequemen Sessel, denn nur bei größtmöglicher körperlicher und geistiger Entspannung würden seine
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