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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge
Autoren: A. E. van Vogt
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unentschlossen. In seiner gewohnten Umwelt würde er kein normales Leben mehr führen können. Die Menschen würden ihn meiden oder als eine Art Zirkusattraktion betrachten. Vielleicht würde es ihm eines Tages gelingen, sich ganz in die andere Welt zu versetzen und dort zu bleiben. Dort hatten alle Menschen drei Augen und würden ihn nicht mit geheimem Abscheu ansehen. Dazu mußte er aber nicht nur seine Augen, sondern auch seinen Geist trainieren. Der Anblick unmöglich scheinender Dinge durfte ihn nicht mehr schockieren und dadurch seine neu entdeckten Fähigkeiten lähmen.
    Aber die Frau mit den drei Augen schreckte ihn von neuen Versuchen ab. Sie war eine dämonische Vision, eine Sirene, die ihn in ein Schattenland locken wollte. Diese Frau wußte von seiner Existenz, sie wartete auf ihn und lockte ihn immer wieder in das andere Land hinüber.
    Als der erste Schnee die Felder bedeckte, hatte Slade sich noch immer nicht entschließen können und fuhr vorerst in die Stadt zurück.
     
    *
     
    DIE AUSSAGE DES PROF. GRAY:
     
    „Mein Name ist Ernest Gray. Ich bin Sprachwissenschaftler und Professor an der hiesigen Universität. Vor einiger Zeit – ich kann mich nicht mehr genau auf das Datum besinnen – besuchte mich Mr. Michael Slade in meiner Wohnung. Ich glaube, er war damals gerade von seiner Farm zurückgekehrt und hatte zu seiner großen Überraschung von dem Besuch einer dreiäugigen Frau erfahren. Die Frau hatte ihn in seiner Stadtwohnung aufsuchen wollen, aber Mr. Slade war zu der Zeit ja noch auf seiner Farm.
    Mr. Slade berichtete, daß sein Diener der Frau Einlaß gewährt hätte. Nach dem Bericht zu urteilen, muß diese Frau eine sehr dominierende Persönlichkeit sein, denn der Diener gestattete ihr, fünf Tage lang in der Wohnung zu bleiben. Am Tage von Mr. Slades Rückkehr reiste sie plötzlich ab und ließ eine Anzahl Schallplatten sowie einen Brief zurück. Mr. Slade zeigte mir den Brief, der übrigens als Beweismittel beschlagnahmt wurde und dem Untersuchungsrichter vorliegt. Der Ausführlichkeit meiner Aussage halber möchte ich den Text noch einmal zitieren. Der Brief lautet wie folgt:
     
    Lieber Mr. Slade!
    Die von mir zurückgelassenen Schallplatten werden es Ihnen ermöglichen, die Sprache von Naze in kurzer Zeit zu erlernen. Die Platte mit dem Schlüssel zu unserer Sprache wird sich zwei Wochen nach dem ersten Abspielen auflösen. Wenn Sie sich anstrengen, können Sie die Sprache aber in zwei Wochen erlernen.
    Sie werden dabei feststellen, wie bedrohlich unsere Lage ist. Sie werden die Sprache erlernen und dann zu dem drei Kilometer westlich der Stadt Smailes gelegenen Plateau fahren. Parken Sie den Wagen neben der etwas abseits von der Straße gelegenen Scheune. Den Tag können Sie selbst bestimmen, aber Sie müssen unbedingt um Mitternacht dort sein. Was immer Sie auf Naze erleben werden, denken Sie stets an die Stadtjäger, vor denen Sie sich unbedingt in acht nehmen müssen.
    Leear
     
    Als Mr. Slade die Schallplatten zu mir brachte, hatte sich die Platte mit dem Schlüssel schon aufgelöst. Ich habe mir alle Platten genau angehört und die Laute analysiert. Wie Sie wissen, bin ich auf diesem Gebiet ein Experte, aber selbst mir ist es trotz intensiver Arbeit nicht gelungen, in die fremde Sprache einzudringen. Die Wörter dieser Sprache haben absolut nichts mit den uns bekannten Sprachen gemeinsam. Ich muß daher annehmen, daß es sich um eine künstlich geschaffene Sprache handelt, mit der sich die dreiäugigen Menschen untereinander verständigen.
    Das Auftauchen der dreiäugigen Frau beweist eindeutig, daß es noch mehr Menschen mit drei Augen gibt, obwohl bisher nur Mr. Slade in der Öffentlichkeit bekanntgeworden ist.
    Leider ist die Platte mit dem Schlüssel zu der Geheimsprache nicht mehr vorhanden. Ohne diesen Schlüssel ist es aber ganz und gar unmöglich, die Sprache der Dreiäugigen zu enträtseln.
    Von anderen Zeugen habe ich gehört, daß Mr. Slades Leiche westlich von Smailes in der Nähe der verlassenen Scheune aufgefunden wurde. Es steht fest, daß er von der Frau an diesen einsamen Ort gelockt worden ist. Die näheren Umstände seines Todes sind aber auch mir ein Rätsel.“

 
3.
     
    Slade blieb erst eine Weile abwartend in seinem Wagen sitzen. Gegen Mitternacht stieg er aus und ließ den grellen Strahl seiner starken Taschenlampe über die Holzwände der alten Scheune geistern. Das Innere der Scheune war genauso leer wie am Vormittag, als Slade herausgekommen war,
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