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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge
Autoren: A. E. van Vogt
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allmählich nachlassen?
    Er wurde durch einen fürchterlichen Fluch aus seinen Gedanken geschreckt. „Gib uns unseren Anteil des Blutes, du …!“ klang es schaurig durch die Nacht.
    Bis auf das letzte Wort verstand Slade alles. Er war so überrascht, daß er sich einen Augenblick lang sogar darüber freute. Dann aber drang der Sinn der unterdrückt ausgesprochenen Worte in sein Bewußtsein. Von Blut war die Rede, von einem Anteil des Blutes!
    Was konnte das nur bedeuten? Slade preßte sich flach auf den Boden und glaubte, doch falsch verstanden zu haben. Seine Zweifel wurden aber rasch zerstreut, denn ein weiterer, kaum mißzuverstehender Satz hallte durch die Dunkelheit.
    „Der Lump hat einen größeren Behälter! Er hat fast doppelt soviel Blut wie wir!“
    Eine weitere Stimme, offenbar die des Beschuldigten, brüllte laut: „Das ist eine verdammte Lüge!“ Der Mannschien aber einzusehen, daß seine Kumpane ihm nicht glaubten, denn er sprang auf und rannte los, direkt auf Slade zu.
    Slade lag im Baumschatten, hörte die Schritte und sah einen großen Mann herankommen. Er drückte sich an den Stamm. Der flüchtende Mann hetzte keuchend an ihm vorüber, verfolgt von den anderen, die sich nicht um ihre Beute prellen lassen wollten. Vier Männer polterten an Slade vorbei, alle bedeutend kleiner als der erste. Sie kümmerten sich nur um den Flüchtenden und sahen den an den Baum gepreßten Fremdling nicht.
    Slade sah sie mit langen Sätzen vorbeispringen und hielt entsetzt den Atem an. Die Schatten verschwanden in der Dunkelheit, und die Schritte verhallten allmählich, doch Slade rührte sich nicht von der Stelle. Er war fast gelähmt vor Angst und Entsetzen. Er weigerte sich, das Erlebte aufzunehmen, doch er konnte sich schlecht gegen vollendete Tatsachen zur Wehr setzen. Er begriff, was er in den ersten Minuten seiner Anwesenheit in der Stadt Naze gesehen und gehört hatte. Irgendwo vor ihm lag ein toter, ausgesaugter Körper. Zumindest nachts schien Naze von blutsaugenden Vampiren beherrscht zu werden.
     
    *
     
    Die Minuten verrannen qualvoll langsam. Slade dachte über sich und sein Schicksal nach. Wozu bin ich hier? fragte er sich. Welche Aufgabe habe ich hier zu erfüllen?
    Er erinnerte sich an Leears Worte. Warum sollte es so wichtig sein, daß er die ersten vierundzwanzig Stunden überlebte? Er hatte jedenfalls gesehen, daß die Warnung berechtigt war. Vierundzwanzig Stunden in einer fremden, unheimlichen Welt! Slade schauderte unwillkürlich zusammen. Wie sollte er vierundzwanzig Stunden durchhalten, wo er doch nichts von dieser Welt wußte. Die Mahnung, am Leben zu bleiben, war eher hinderlich als nützlich. Er kannte keinen sicheren Ort, an den er sich zurückziehen konnte. Vielleicht sollten die ersten vierundzwanzig Stunden eine Prüfung sein? Es schien wirklich ein Kunststück zu sein, in dieser Stadt länger als vierundzwanzig Stunden am Leben zu bleiben.
    Naze wirkte drohend und unheimlich. Es war nicht völlig dunkel, denn der merkwürdige violette Schein drang in alle Winkel, aber dieses bleiche und fremdartige Licht verstärkte den unheimlichen Eindruck nur noch. Nichts, was Slade früher gesehen hatte, ließ sich mit diesem gespenstisch schimmernden Schein vergleichen.
    Seine Augen hatten sich nun schon an das merkwürdige, von dem gigantischen Zentralturm ausgehende Licht gewöhnt. Es war also doch nicht ganz dunkel. Slade wurde unsicher, denn eine absolute Finsternis hätte ihn schützend eingehüllt. So aber war er für eventuell auftauchende Bewohner der Stadt sichtbar. Er konnte nicht einfach unter dem Baum liegenbleiben und abwarten.
    Er stand auf und trat vorsichtig aus dem Baumschatten. Im gleichen Augenblick hörte er eine sanfte Frauenstimme und erstarrte.
    „Mister Slade!“
    Michael Slade schwitzte aus allen Poren. Der Schreck offenbarte, wie schlecht es um ihn stand, wie sehr seine Nerven unter der ständigen Belastung gelitten hatten. Er erkannte aber auch, daß die Frauenstimme seinen Namen gerufen hatte, und das beruhigte ihn ein wenig. Er drehte sich um und spähte zur anderen Straßenseite hinüber.
    „Hier!“ flüsterte er aufgeregt. „Ich bin hier am Baum!“
    Ein Schatten löste sich von der gegenüberliegenden Häuserfront und kam über die Straße gehuscht. „Es tut mir leid, daß ich mich verspätet habe“, sagte die Frau. „Es sind heute nacht wieder sehr viele Blutsäufer unterwegs“, flüsterte sie atemlos. „Folgen Sie mir bitte!“
    Für einen kurzen
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