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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Autoren: Kurt Mahr
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„spielend leicht“ erzeugt werden könne.
    Der Energiehaushalt – also auch der Vorrat an fusionablem Material – war für die zehntausendfache geplante Dauer des Fluges gesichert. Etwas weniger lang, etwa achttausend Jahre, würden die Proviantvorräte mit Medikamenten ausreichen.
    War der Zuhörer mit diesen Angaben immer noch nicht zufrieden, dann würde der Berichterstatter nach einem der mit Mikrobildern ausgestatteten Aktenbündeln greifen und daraus so lange weitere Daten vorlesen, bis sein Gegenüber abwinkte.
    In Wirklichkeit dienten die Fragen und Antworten, die man einander gab und stellte, weitaus weniger dem Bedürfnis, sich über das gewaltige Schiff zu informieren, als vielmehr dazu, eine Art Behelfsbrücke über den Abgrund zur Furcht zu schlagen, in den der Mensch sonst hineinzufallen drohte.
    Surubadjang, ein Philosoph aus Südostasien, der an demselben Tag geboren worden war, an dem die Verantwortlichen zum erstenmal über das Projekt GLORIOUS berieten, und der, jetzt ein alter Mann, im Rückblick über sein Leben nur sagen konnte, daß es sich vom ersten bis zum heutigen Tag unter dem Stern GLORIOUS abgespielt habe, hatte vor einigen Jahren geäußert: Eine unter den erstaunlichen Kräften des Menschen ist die, die etwas so Gewaltiges schafft, daß der Mensch das Geschaffene schließlich allein um seiner Größe willen für etwas Übernatürliches, Göttliches halten muß.
    Es gab viele, die diesen Satz nicht verstanden. Aber das, was Surubadjang gemeint hatte, empfanden sie alle – die Furcht vor dem Geschaffenen.
    Es gab Leute, die in Weinkrämpfe ausbrachen, wenn sie – Teilnehmer einer der Besichtigungsfahrten, die Tag für Tag dutzendweise zur GLORIOUS hinaus durchgeführt wurden, das Schiff zum erstenmal aus der Nähe zu sehen bekamen. Es gab Fälle unheilbaren Irrsinns, die alleine durch den Anblick der GLORIOUS ausgelöst worden waren.
    Und es gab eine Reihe pseudoreligiöser Klüngel, Sekten und Vereine, die ihr Entstehen alleine dem Projekt GLORIOUS verdankten und alleine von dem Schiff lebten.
    Die meisten von ihnen bezeichneten den Bau der GLORIOUS als einen zweiten Turmbau zu Babel und sagten großes Unglück voraus.
    In den Augen seiner Konstrukteure allerdings war das Schiff nichts anderes als ein Objekt, das man sachlich betrachten und über das man in Zahlen und technischen Angaben reden konnte. Außerdem war es dazu gedacht, einen großen Zweck zu erfüllen.
    Es sollte fünfhundert Millionen Siedler in einen Teil der Galaxis bringen, in den irdische Raumschiffe – so weit man wußte – bisher noch nie vorgestoßen waren.
    Das Ziel der Reise lag etwa fünfzehntausend Lichtjahre von der Erde entfernt in einem Gebiet, in dem sich sol-ähnliche Sterne ballten und vermuten ließen, daß dort besiedelbare Planeten in Hülle und Fülle zu finden seien.
    Die Triebwerke der GLORIOUS würden das Schiff innerhalb zweier Monate auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und in derselben Zeitspanne wieder auf Null abbremsen. Infolge der relativistischen Zeitverzerrung während des lichtschnellen Fluges würden für die Passagiere der GLORIOUS vom Start bis zum Eindringen in das Zielgebiet nicht mehr als etwa vier Jahre vergehen.
    Die fünfhundert Millionen waren gehalten, aus ihrer Zielwelt mit den Mitteln, die die GLORIOUS an Bord hatte, so schnell wie möglich eine zweite Erde zu machen und, sobald sie sich etabliert hatten, die GLORIOUS dazu zu benutzen, die menschliche Art noch weiter hinaus in den Raum zu verpflanzen. An eine Rückkehr zur Erde war nur für einen Teil der technischen Besatzung gedacht. Zu diesem Zweck enthielt die GLORIOUS in ihrem Innern ein wesentlich weniger imposantes, aber dennoch in höchstem Maße raumtüchtiges Schiff, das hundert Personen Unterkunft und Sicherheit für einen wiederum vier Jahre dauernden Rückflug bot.
    Für Gus Leinster bedeutete das, daß er frühestens nach Ablauf von dreißigtausend Jahren wieder auf der Erde eintreffen werde.
     
    Gus Leinster selbst fühlte sich von diesem Aspekt nur in geringem Maße beeindruckt. Als zum erstenmal davon die Rede war, hatte er versucht, darüber nachzudenken. Weil er jedoch schnell herausfand, daß es absolut unmöglich war, sich über die Erde, wie sie in dreißigtausend Jahren aussehen sollte, ein Bild zu machen, schob er das Problem beiseite und beachtete es nicht mehr.
    Leinster hatte als Kommandant kleinerer Schiffe – kein Wunder, alle anderen Schiffe waren kleiner als die GLORIOUS! – eine
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