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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel
Autoren: Astrid Lindgren
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    "Doch", sagte Michel, "richtiges Gemüse."
    Und dann setzte er sich in aller Stille hinter den Weihnachtsbaum und begann an ihm zu knabbern. Aber er hörte bald wieder auf, denn es stach im Mund.
    So eigensinnig war Michel. Er wollte über Mutter und Vater bestimmen, über ganz Katthult und am liebsten noch über ganz Lönneberga, aber da machten die Lönneberger nicht mit.
    "Sie können einem leid tun, die Svenssons auf Katthult, die einen solchen Lausejungen zum Sohn haben!" sagten sie. Aus dem wird niemals etwas."
    So dachten die Lönneberger, ja! Wenn sie gewußt hätten, was noch aus Michel werden sollte, hätten sie nicht so geredet. Wenn sie gewußt hätten, daß er einmal Gemeinderatspräsident werden sollte, wenn er groß war! Du weißt wohl nicht, was das ist, ein Gemeinderatspräsident, aber es ist etwas sehr Feines, das kann ich versichern, und Michel wurde es so nach und nach.
    Aber nun wollen wir uns an das halten, was geschah, als Michel klein war und auf dem Hof Katthult in der Gemeinde Lönneberga in Smaland wohnte mit seinem Vater, der Anton Svensson hieß, und mit seiner Mutter, die Alma Svensson hieß, und mit seiner kleinen Schwester Ida. Auf Katthult hatten sie auch einen Knecht, der Alfred hieß, und eine Magd, die Lina hieß. Denn zu der Zeit, als Michel klein war, gab es Mägde und Knechte in Lönneberga und überall. Die Knechte pflügten und versorgten die Pferde und die Ochsen, sie fuhren das Heu ein und setzten die Kartoffeln, die Mägde melkten und wuschen ab und scheuerten und sangen den Kindern etwas vor.
    Nun weißt du, wer auf Katthult wohnte: Vater Anton, Mutter Alma, Klein-Ida, Alfred und Lina. Außerdem zwei Pferde, einige Ochsen, acht Kühe, drei Schweine, zehn Schafe, fünfzehn Hühner, ein Hahn, eine Katze und ein Hund. Und dann Michel.
    Katthult war ein kleiner hübscher Hof mit einem rotgestrichenen Haus, das auf einer Anhöhe lag zwischen Apfelbäumen und Flieder. Und rund umher waren die Äcker und Wiesen und Haine, ein See und ein großer, großer Wald.

4
    Es hätte ruhig und friedvoll auf Katthult sein können, wenn Michel nicht dort gewesen wäre.
    "Er macht nur immer Unfug, dieser Junge", sagte Lina. "Und macht er selbst keinen Unfug, so passiert trotzdem noch genug mit Michel. Ich habe niemals ein Gegenstück zu einem solchen Jungen gesehen."
    Aber Michels Mutter nahm ihn in Schutz.
    "Es ist doch nicht so schlimm mit Michel", sagte sie. "Heute hat er nur einmal Ida gekniffen und die Kaffeesahne verschüttet, das war alles - ja, und die Katze hat er um das Hühnerhaus gejagt, das ist wahr. Aber auf jeden Fall finde ich, er fängt an, ruhiger und artiger zu werden."
    Michel war nicht boshaft, das kann man nicht sagen. Er mochte beide gern, Ida und die Katze. Aber er war gezwungen, Ida ein wenig zu kneifen, sonst hätte sie ihm ja ihr Sirupbrot nicht gegeben, und die Katze jagte er in aller Freundlichkeit, nur um zu sehen, ob er genauso schnell laufen konnte wie eine Katze, Aber das konnte die Katze nicht begreifen.
    Es war der 7. März, an dem Michel so lieb war und Ida nur einmal kniff und die Kaffeesahne verschüttete und die Katze jagte. Aber nun sollst du von einigen anderen Tagen aus Michels Leben hören, an denen mehr geschah, entweder weil er Unfug machte, wie Lina sagte, oder weil es von selbst so kam, da immer so viel mit Michel passierte.
    Wir können ja mit einem Dienstag anfangen. Es war

5
    Dienstag, der 22. Mai, als Michel den Kopf in die
    Suppenschüssel steckte.

    An diesem Tage hatten sie auf Katthult Rindfleischsuppe zu Mittag. Lina hatte die Suppe in der mit Blumen bemalten Suppenschüssel aufgetragen, und alle saßen um den Küchentisch und aßen ihre Suppe. Besonders Michel - man hörte es, wenn er sie aß.
    "Mußt du derartig schlürfen?" fragte seine Mutter.
    "Ja, sonst weiß man doch nicht, daß es Suppe ist", sagte Michel.
    Alle durften essen, soviel sie konnten, und dann war die Schüssel leer. Es war nur noch ein ganz kleiner Rest auf dem Schüsselboden übriggeblieben. Diesen Rest wollte Michel haben, und die einzige Möglichkeit, an ihn heranzukommen, war, den Kopf in die Suppenschüssel zu stecken und den Rest
    auszuschlürfen. Das tat Michel, und sie hörten sehr deutlich, wie er dort drinnen schlürfte.
    Aber dann wollte Michel den Kopf wieder herausziehen, und -
    kaum zu glauben - es ging nicht. Er saß fest. Nun bekam er Angst und sprang vom Tisch auf, und da stand er, die Suppenschüssel wie einen Kübel auf dem Kopf. Sie reichte
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