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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Autoren: Kurt Mahr
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schon zu spät.
    Leinster begriff die Lage, und es half ihm nichts, daß er seinem übermächtigen Zorn durch wilde Schüsse mit der schweren Ultraschallwaffe Luft machen konnte.
    In drei, in zwei Sekunden würde Helmers Bombe die Höhe des Kanonensektors erreicht haben …
    Um zwanzig Uhr – oder ein paar Augenblicke zuvor – hatte Leutnant Vandervelt sich bis zum 1190. Deck hinauf vorgearbeitet. Er war stets auf dem LI-Sektor geblieben, hatte für einen Teil der Reise den Hauptlift, und für den anderen Teil Rolltreppen, Lastrutschen, Nebenlifts und Lastenaufzüge benutzt.
    Im 1190. Deck versuchte er, ob er nicht eine weitere der fünf Kabinen, die den Hauptschacht insgesamt befuhren, von oben herbeirufen könne.
    Aber er hatte kaum die Hand gehoben, um den Kodeschlüssel in den Schlitz der Schalttafel zu führen, als der Boden des Ganges zu wackeln begann. Vandervelt ließ sich fallen. Er hörte etwas mit donnerähnlichem Geräusch in der Nähe vorbeirauschen, wollte sich wieder erheben, als das Geräusch leiser und das Wackeln wieder schwächer wurde …
     … aber dann fing die Welt tatsächlich an unterzugehen.
    Ein wuchtiger Schlag traf Vandervelt und schleuderte ihn neben der Schachtöffnung an die Wand. Er verlor die Besinnung halb, rutschte an der Wand herunter und bekam einen zweiten Stoß, der ihn segelnd durch den Gang trieb.
    Vandervelt fühlte das häßliche Gefühl plötzlicher Schwerelosigkeit in sich aufsteigen. Er sah sich schweben und wußte nicht mehr, was oben und unten war.
    Die Schwerkraft-Anlage muß ausgefallen sein, dachte er.
    Aus dem Liftschacht hinter ihm drang schwärzlicher Qualm, schoß in Massen heraus und verfinsterte den Gang.
    Vandervelt vergrößerte seine Geschwindigkeit, indem er sich mit den Händen an der Wand abstieß, um dem Qualm zu entrinnen.
    Aber wenige Minuten später durchfuhr ein dritter, fürchterlicher Ruck das Schiff, schleuderte Vandervelt abermals gegen die Wand – und diesmal so unglücklich, daß er auf der Stelle das Bewußtsein verlor.
     
    Auf dem 1268. Deck wurde die Explosion schwächer gespürt.
    Natürlich wich die übliche Normalschwere auch dort in dem Augenblick, den Helmer für die Ausführung seiner Drohung festgesetzt hatte, der vollkommenen Schwerelosigkeit.
    Aber dort war es Leinster, der aus der plötzlichen Änderung der Lage den größeren Vorteil zog.
    Die Geräte, mit denen Helmers Leute es dort drüben an der Wand zu tun gehabt hatten, segelten durch die Halle, stießen gegen die Wände, prallten ab und kamen zurück.
    Leinster schoß mit kräftigem Schwung hinter der Tür hervor, entkam um ein Haar der Kollision mit einem schweren Schweißbrenner und schrie seinen Leuten zu, ihm zu folgen.
    In Helmers Ecke rührte sich nichts. Leinsters Leute hielten die Waffen schußbereit. Der Zorn überwand die Schwierigkeiten, die ihnen die plötzliche Schwerelosigkeit machte.
    Helmers Männer begannen sich zu rühren, als Leinster mit seiner Gruppe noch zehn Meter entfernt war. Leinster und seine Leute schossen sofort und ohne Warnung. Jeglicher Widerstand war gebrochen, noch bevor sie die restlichen zehn Meter, dicht über dem Boden schwebend, zurückgelegt hatten.
    Helmer allein blieb übrig. Er preßte sich an die von den Schweißbrennern beschädigte Wand, und Leinster sah, wie sich die Muskeln seiner beiden Arme bewegten. Die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt, und der Metallrahmen der Behelfsschleuse ragte ein Stück weit über ihn hinaus.
    Leinster versuchte, auf dem Boden Halt zu finden. Er schob den Fuß vorsichtig unter eines der schweren Geräte, das hier liegengeblieben oder von seinem Flug wieder hierher zurückgekehrt war, und richtete den Lauf seiner Waffe auf Helmer.
    „Nimm die Hände nach vorne!“ befahl er hart.
    Leinsters Stimme war ruhig, unverständlich ruhig.
    Helmer nahm die Hände zögernd nach vorne.
    „Was für eine Bombe war es?“ fragte Leinster.
    Helmer verzog das Gesicht zu einer höhnischen Grimasse.
    „Eine ganz altmodische HHe-Bombe“, antwortete er laut. „Aber sie reicht aus, um aus deinen Kanonen einen radioaktiven Schrotthaufen zu machen!“
    Die letzten Worte schrie er fast. Einer von Leinsters Offizieren hob wütend die Waffe, um auf Helmer zu schießen; aber Leinster schlug ihm den Lauf wortlos nach unten.
    „Du hast nur noch ein paar Augenblicke zu leben, Helmer“, begann Leinster von neuem. „Sag mir zum Schluß noch, warum du das getan hast!“
    Helmers Gesicht war noch die gleiche
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