Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
L1 aus in den nugasfreien Strahlschacht der zerstörten Kanone einzudringen. Die Leute werden wahrscheinlich versuchen, durch den Schacht in den Kanonensektor zu gelangen. Ende!“
    Er wiederholte diese Meldung zweimal und überließ es Kommodore Leinster, aus seinen Angaben die nötigen Folgerungen zu ziehen.
    Dann machte er sich daran, den Rest des Weges bis zum Kommandostand zurückzulegen.
     
    Als später – viel später – die Geschichte der GLORIOUS aufgezeichnet wurde, konnte niemand verstehen, warum Leinster und seine Männer Vandervelts Trugschluß ohne weitere Begutachtung geglaubt und ihn zur Richtlinie ihrer Gegenmaßnahmen gemacht hatten.
    Religiöse Leute wiesen darauf hin, daß bei dem monströsen, babylonischen Unternehmen GLORIOUS das Schicksal ohnehin seine Hand im Spiel gehabt und in diesem Augenblick die Verantwortlichen wahrscheinlich mit Blindheit geschlagen habe.
    Andere zuckten nur mit den Schultern und fanden gar keine Erklärung. Auf jeden Fall war es ein Rätsel – und es blieb eines bis in alle Ewigkeit.
    Leinster empfing Vandervelts Meldung beim ersten Mal. Er hatte zwei Stunden vorher schon die Front bis auf das 1400. Deck zurücknehmen lassen; jetzt wurde ihm klar, daß Helmer schon viel weiter vorgedrungen war.
    Leinster zögerte nur ein paar Sekunden.
    Dann hatte er verstanden, daß Helmer geradeswegs auf das Herz des Schiffes losmarschierte und daß es keinen Sinn mehr hatte, die Front irgendwo festzuhalten, wenn Helmer sich schon anschickte, in den Kanonensektor hineinzusteigen.
    Er informierte die einzelnen Truppführer und beorderte sie mitsamt ihren Leuten zu den Schleuseneingängen des Kanonensektors. Er schätzte, daß er auf diese Weise innerhalb einer Stunde seine gesamte Streitmacht – die achthundert Mann ausgenommen, die er zu den Siedlerdecks hinuntergeschickt hatte – um den Kanonensektor herum aufgebaut haben würde und sich anschicken könnte, sie in die Kanonenräume hinein vordringen zu lassen, um Helmers Leute zu vertreiben oder gefangenzunehmen.
    Eine Stunde …!
    Wenn aber Helmer schneller war …?!
     
    Es gab Offiziere, die Leinster warnen wollten, solch wichtige Teile des Schiffskernes – wie zum Beispiel die Schwerkraft-Generatorenanlage, die das künstliche Schwerefeld im ganzen Schiff erzeugte – völlig unbewacht zu lassen.
    Aber wer auch immer auf die Idee kam, Leinster gegenüber eine Warnung aussprechen zu wollen, der fürchtete, daß ihm die Warnung als Fürsprache für Helmers Pläne ausgelegt werden könne – und ließ es sein.
     
    Die Stunde, die Leinster für die Besetzung des Kanonensektors veranschlagt hatte, war nahezu um, als um 19:30 – ein schicksalhafter Moment für die GLORIOUS – den Kommandostand ein Klein-Sender-Funkgespräch erreichte, das an den Kommandanten persönlich gerichtet war.
    Leinster nahm es entgegen. Jedermann sah ihn zusammenzucken und erschrak selbst, als die ersten hart und höhnisch gesprochenen Worte aus dem Empfänger kamen.
    Helmer sprach!
    Er bediente sich der früher üblichen Verkehrsfrequenz und begann mit:
    „Welch ein Glück, daß Sie auf diesem Wege noch ansprechbar sind, Leinster! Ich dachte schon, ich müßte nach Ihrer neuen Frequenz suchen.
    Hören Sie gut zu, Leinster!
    Meine Leute und ich sind nun in der Lage, das gesamte Triebwerk der GLORIOUS im Laufe einer einzigen Sekunde in einen Schrotthaufen zu verwandeln – desgleichen ähnliche wichtige Anlagen, wie zum Beispiel die Schwerkraft-Generatoren, die äußere Energieversorgung mitsamt Sauerstofferzeugung und Fernheizung.
    Wir werden das auch tun, Leinster, wenn Sie nicht im Laufe der nächsten halben Stunde zurücktreten und das Kommando über das Schiff ohne Bedingungen an mich übergeben. Gleichzeitig verlange ich eine Loyalitätsadresse aller Ihrer Offiziere und fünfzig von ihnen als Geiseln.
    Und das alles bis zwanzig Uhr, auf den Gongschlag genau“, schloß er höhnisch.
    Leinster setzte zur Erwiderung an. Aber Helmer ließ ihn nicht zu Wort kommen. Er sprach immer noch so laut, daß es jedermann in Leinsters Nähe hören konnte:
    „Kein Gerede, Leinster! Wenn Sie irgend etwas anderes sagen als ‚Ja, ich nehme an’ oder ,Nein, ich nehme nicht an’, werde ich das Gespräch sofort unterbrechen.“
    Leinster legte das Mikrophon zur Seite.
    „Ich melde mich um 19:59 Uhr wieder!“ verabschiedete sich Helmer.
    Mit schwachem Knacken riß die Verbindung.
    Leinster erwachte aus seiner Starre.
    „Ortung?!“ schrie er so laut, daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher