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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Autoren: Kurt Mahr
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Fratze. Langsam hob er die Arme nach vorne, griff mit der rechten Hand nach dem linken Ärmel seiner Montur, zog den Reißverschluß auf und schob den Ärmel nach oben.
    „Siehst du?“ kreischte er. „Deswegen habe ich es getan! Erinnerst du dich an den Tag, als du Weinbergs Wagen vom Leitband abbrachtest? Weinberg starb an dem Unfall, aber ich …“
    Er lachte meckernd, und jedermann sah, was er meinte.
    Seine Arme waren nichts weiter als eine Versammlung von dicken und dünnen Metallstangen, von den Fingern der Hand zog er die Plastikverkleidung mühelos herab und brachte ein weiteres Stück Metallkonstruktion zum Vorschein.
    „… aber ich“, kreischte er weiter, „habe mir nur die Arme gebrochen. So hieß es jedenfalls. In Wirklichkeit hatte ich keine Arme mehr! Ich ließ mir dieses Blechzeug da machen, und es kostete mich mein ganzes Geld. Für eine komplette Plastikhaut hatten die Ärzte keine Zeit mehr … die GLORIOUS startete zu früh.
    Weißt du, was ich meine, Leinster?
    Auf dem Schiff konnte ich mir keine neue Haut machen lassen – und der Teufel mochte wissen, ob es nach dreißigtausend Jahren, wenn wir zur Erde zurückkehrten, noch solche Kosmetikärzte geben würde wie die unseren.
    Jedesmal, wenn ich meine Arme ansah, ekelte ich mich vor ihnen.
    Und du, Leinster, warst an allem schuld!
    Deswegen habe ich dir dein schönes Schiff kaputtgemacht. Alles, alles, alles …“
    Der Rest ging unter in brüllendem, sich überschlagendem Gelächter. Der Mann neben Leinster hob abermals die Waffe, aber Leinster schlug ihm ein zweites Mal den Lauf zu Boden.
    Der heftige Ruck löste seine Stiefel von dem Gerät, unter dem er sich festgehackt hatte, und trieb ihn sanft zur Decke hinauf. Er stieß sich ab und kam wieder herunter.
    „Sehen Sie nicht, daß der Mann wehrlos ist?“ sagte er tadelnd. „Nehmen Sie ihn fest – binden Sie ihn, wenn es notwendig ist – und versuchen Sie, einen Psychiater für ihn zu finden.“
    Der Mann starrte Leinster verblüfft an. Leinster kümmerte sich nicht um ihn, sondern wandte sich an seine übrigen Offiziere.
    „Kommen Sie mit, meine Herren!“ befahl er ruhig. „Wir haben an einer Menge Stellen nach dem Rechten zu sehen!“

 
5.
     
    Am Morgen des 3. August 3125 bewegte sich die GLORIOUS relativ zur Erde mit einer Geschwindigkeit von rund 297 000 km/sec, also 1 Prozent weniger als Lichtgeschwindigkeit. Nach dem Ausfall der Nugas-Kanonen war dies ein Wert, an dem das Schiff aus eigener Kraft nichts mehr ändern konnte.
    Von der Erde aus gesehen, würde sich damit die Gesamtreisedauer um ebenfalls 1 Prozent verlängern.
    Aber der große Unterschied gegenüber den ursprünglichen Plänen lag nicht in dem, was man von der Erde aus sah, sondern darin, wie sich der Zeitablauf für die Besatzung des Schiffes geändert hatte.
    Der relativistische Verzerrungsfaktor, um den die Zeit an Bord des Schiffes langsamer verstrich als auf der Erde, betrug bei dieser Geschwindigkeit rund 7. An Bord der GLORIOUS würden also, bis das Schiff in das Zielgebiet eindrang, mehr als zweitausend Jahre vergehen – und nicht vier, wie ursprünglich vorgesehen war.
    Im übrigen entdeckte jeder, der sich mit solchen Rechnungen und Überlegungen beschäftigte, recht bald und mit großem Schrecken, wie müßig sie waren. So lange die GLORIOUS über keine Möglichkeit verfügte, ihre Fahrt abzubremsen oder auch nur ihren Kurs zu beeinflussen, war es sinnlos, von einem Ziel zu reden. Es gab keines mehr. Das Schiff würde bis in alle Ewigkeit durch den Kosmos stürmen – zu schnell, um von irgendeinem Gravitationsfeld eingefangen zu werden und mit einer zu kleinen Chance, von sich aus mit einer Sonne oder einem Planeten zusammenzuprallen.
    Bis in alle Ewigkeit!
    Ein fliegender Sarg!
     
    Die Detonation der Bombe im Kanonensektor hatte Verwüstungen bis in zwei Kilometern Abstand von Decken, Böden und Wänden des Sektors angerichtet. Die Kanonen selbst waren nicht einmal mehr zu erkennen, geschweige denn konntejemand daran denken, eine Reparatur an ihnen auszuführen.
    Glücklicherweise war die Bombe relativ sauber gewesen – die Restradioaktivität war ungefährlich, wenn man sich nicht gerade an die Wand des Sektors stellte.
    Einen ebenso trostlosen Anblick bot die Schwerkraft-Generatorenanlage. Leinster entschied sich dafür, sie ohne den Versuch einer Reparatur aufzugeben.
    Wesentlich anders zeigten sich die Dinge jedoch bei der äußeren Energieversorgung. Aus irgendeinem Grunde hatten
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