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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Autoren: Kurt Mahr
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Helmers Leute dort nicht so schnell gearbeitet, wie verabredet gewesen war. Auf jeden Fall wurden sie von Leinsters Männern festgenommen, bevor sie die Anlage zerstören konnten.
    Für Licht, Wärme, laufende Rollbänder und fahrende Lifts war also gesorgt – wenn auch die Rollbänder in der anhaltenden Schwerelosigkeit nichts und die Lifts fast nichts mehr nützten.
    Die Nachricht von Helmers Schicksal hatte sich mit Windeseile im Schiff verbreitet und überraschend schnell alle diejenigen zur Räson gebracht, die bisher auf Helmers Seite gestanden hatten.
    Helmers in den Lastendecks zurückgebliebenen Leuten fiel es nicht schwer, inmitten des allgemeinen Aufruhrs in die Menge der Siedler sozusagen hineinzudiffundieren und sich dort zu verstecken.
    Es gab keinen Aufständischen mehr im Schiff – dafür aber eine ganze Menge Leute mit Todesangst.
    Der Schiffskern war trotz der Explosionen intakt geblieben. Die Schwerkraftanlage produzierte nach wie vor das kleine Gravitationsfeld in der nächsten Umgebung des Kommandostands.
    Leinster beorderte Frodgey nach oben und legte ihm ans Herz, soviel Siedler wie möglich mitzubringen, damit wenigstens die Trümmer der Triebwerke und der Generatorenanlage beiseite geräumt werden könnten.
    Frodgey meldete aus den Siedlerdecks die ersten Fälle von seelischer Depression oder Nervenzusammenbruch infolgeder anhaltenden Schwerelosigkeit. Leinster verstand, daß er gegen dieses Übel etwas werde unternehmen müssen, wenn er nicht das Leben aller Siedler aufs Spiel setzen wollte.
    Diese Leute waren darauf trainiert, sich in einem gut funktionierenden Superschiff vier Jahre lang wohlzufühlen – sie besaßen nicht die Fähigkeit einer regulären Schiffsbesatzung, sich auch unter widrigen Umständen so lange wie möglich zurechtzufinden.
    Leinster hatte einen Plan, der ihm solange selbst ein wenig phantastisch schien, bis er wußte, daß er die Energievorräte, die der Plan erforderte, wirklich noch zur Verfügung hatte.
    Er eröffnete den Plan seinen Offizieren, und wenn einer von ihnen bis jetzt noch gehofft hatte, irgendwie – vielleicht durch ein Wunder – werde sich die Lage des Schiffes im Laufe der Zeit wieder normalisieren, der sah an Leinsters Entschlossenheit, daß er sich getäuscht hatte und daß der Kommandant es für gefährlich hielt, diese Täuschung weiter aufrecht zu erhalten.
    „Wir sind in einer neuen Lage, meine Herren“, erklärte Leinster mit Nachdruck. „Wer das Pathos liebt, könnte sagen: Eine neue Zeit hat begonnen! Unsere einzige Aufgabe ist es, uns an die neue Lage anzupassen und in die neue Zeit hineinzufinden.
    Sorgen Sie dafür, daß die fünfzig über den Siedlerdecks liegenden Lastendecks geräumt und den Siedlern zur Verfügung gestellt werden. Werfen Sie alles hinaus, was die GLORIOUS nicht mehr brauchen kann – auf keinen Fall aber Tiere, Pflanzenkulturen oder den Inhalt der hydroponischen Tanks.
    Fürs erste braucht in jedem Deck nur ein etwa zwanzig Kilometer breiter Gürtel geräumt zu werden. Legen Sie den Gürtel so, daß er auf jedem Deck jeweils am Hauptgang entlangläuft!“
    Leinsters Plan war verstanden worden, ohne daß er ihn näher erläutert hatte: Die GLORIOUS mußte in Rotation versetzt werden, damit wenigstens dort, wo die Rotationsgeschwindigkeit am größten war, erträgliche Schwereverhältnisse herrschten.
    Mit den Vorbereitungen wurde sofort begonnen. Der Kommandostand und seine Umgebung verzichteten zu Gunsten des Schiffes auf die bisher aufrechterhaltene Normalschwere, und Leinster setzte die Generatoren ein, um die GLORIOUS langsam in Drehung zu versetzen.
    Die Siedler wurden benachrichtigt; gleichzeitig teilte man ihnen mit, daß das Unternehmen keinerlei Gefahr für sie bedeute. Die GLORIOUS würde sich um ihre Nord-Süd-Achse zu drehen beginnen, so daß am Ende der Aktion in einem etwa zwanzig Kilometer breiten Gürtel längs des Äquators normale Erdschwere herrschte.
    Weiter nach Norden und Süden vom Äquator würde die auf diese Weise erzeugte künstliche Schwerkraft kontinuierlich abnehmen und an den Polen völlig verschwinden.
    Desgleichen würde die Wirkung umso geringer werden, je tiefer man in das Schiffsinnere eindrang.
     
    Die „Operation Schwerkraft“ dauerte einen Monat.
    Dann hatte Leinster sein Ziel erreicht. In den Äquatorgürteln der Siedlerdecks und denjenigen, die darüber ausgeräumt worden waren, herrschten normale Schwerebedingungen.
    Die Siedler, die in ihrer Angst zunächst nicht
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