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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Autoren: Kurt Mahr
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ob man nicht lieber Helmers verbrecherischen Ideen nachgeben, als das Wohl des Schiffes und seiner Besatzung riskieren sollte.“
    Leinster winkte ab.
    Vor ihm standen Rigellian und zwei neutrale Offiziere. Das Gespräch fand in Leinsters Kabine statt.
    „Der Vorschlag wird Ihnen über kurz oder lang gemacht werden“, sagte Rigellian ernst. „Ich wollte Sie nur darauf vorbereiten, Sir. Die Leute, die ihn machen, werden tausendundeinen Grund haben, mit dem sie ihn verteidigen.“
    Leinster sah ihn aufmerksam an.
    „Ich weiß, daß Sie gute Absichten haben, Rigellian“, antwortete er schwer und mit Nachdruck. „Von Ihnen, denke ich, wird dieser Vorschlag niemals kommen. Aber den anderen, die vielleicht die Absicht haben, ihn zu machen, will ich eines sagen: Nach meinen Vollmachten als Kommandant eines Schiffes, das unter Kriegsrecht steht, werde ich jeden eigenhändig und auf der Stelle erschießen, der auch nur ein einziges Wort davon sagt, daß wir Helmer und seinen Plänen entgegenkommen sollten.“
    Er sah Rigellian immer noch an: aber gleich darauf war er weniger ernst und fügte mit zynischem Lächeln hinzu:
    „Und wenn es zu viele sein sollten, die diesen Vorschlag machen, so daß ich sie nicht mehr alle eigenhändig erschießen kann, dann werde ich von den Posten zehn Mann abziehen und ein Erschießungskommando formieren!“
    In Rigellians Augen fing es an zu blitzen. Er verzog das Gesicht, preßte eine Weile die Lippen aufeinander und lachte schließlich lauthals, als sich das Lachen nicht mehr halten ließ.
    „Gott sei Dank, Sir!“ stieß er hervor. „Ich dachte schon, es sei Ihnen weich in den Knochen geworden!“
    Es mußte schon Rigellian sein, der sich solche Worte dem Kommandanten gegenüber erlauben dürfte.
     
    Der Vorschlag, auf Helmers Pläne einzugehen, wurde in der Tat niemals in der Geschichte der GLORIOUS laut – es sei denn, auf Helmers eigener Seite. Der Kampf wurde fortgesetzt, und niemand zweifelte mehr daran, daß er bis zum harten Ende geführt werden würde.
     
    Als Vandervelt wieder zu sich kam, brauchte er eine Weile, um sich darüber klar zu werden, was mit ihm geschehen war.
    Langsam und in Stücken kehrte die Erinnerung zurück.
    Vandervelt erhob sich, knirschte mit den Zähnen über die rasenden Schmerzen in der linken Schulter und wankte zu dem immer noch offenen Schott.
    Sie waren nicht zurückgekommen, um ihn vollends zu erledigen. Das konnte zweierlei bedeuten: Entweder hatten sie ihn für tot gehalten … oder seine, Vandervelts, Leute hatten sie am Zurückkommen, gehindert.
    Vandervelt glaubte nicht an die zweite Möglichkeit, und ein paar Minuten später wußte er, daß er recht gehabt hatte. Als er den Hauptgang erreichte, fand er die Leichen seiner Leute. Er zählte achtundzwanzig und vergaß seinen Schmerz, als er ihre Wunden sah.
    Die meisten von ihnen waren in den Rücken geschossen. Nur wenige von ihnen waren im Anblick des Feindes gefallen.
    Der Zorn brachte Vandervelt fast um den Verstand. Und als der Zorn auf ein vernünftiges Maß abklingen wollte, kam die Scham dazu.
    Er, der Führer dieser Leute, hatte in einem Versteck gelegen, während sie heimtückisch ermordet worden waren!
    Es fehlte ihm einer, der ihm erklärte, daß das nicht seine Schuld gewesen sei. Er fraß Wut und Scham in sich hinein und gelobte sich, jeden Helmer-Mann, dessen er noch habhaft werden konnte, aufzuhängen.
    Benommen machte er sich auf den Rückweg. Er wußte, daß es wenig Zweck hatte, auf dem Hauptgang nach Westen oder Osten zu gehen, um Anschluß an Captain Livermores oder Leutnant Hagarthys Leute zu bekommen.
    Seit dem Überfall auf den Hauptliftschacht waren drei Stunden vergangen – in der Zwischenzeit würde Leinster die Front längst weiter ins Innere des Schiffes zurückverlegt haben.
    Der Hauptliftschacht in K1 war ebenfalls als Fluchtweg indiskutabel. Helmers Leute hielten sich wahrscheinlich, wenn auch auf höheren Decks, immer noch in der Nähe des Schachtes auf.
    Vandervelt wanderte also – zunächst unbekümmert, dann aber immer vorsichtiger – nach Osten hinüber, den Hauptgang entlang. In L1 erreichte er, ohne unterwegs jemandem begegnet zu sein, den nächsten Hauptschacht. Der Lift war stillgelegt; aber Vandervelt als Offizier besaß einen elektronischen Schlüssel mit geändertem Kode, mit dessen Hilfe er die Kabine herbeiholen konnte. Der Schlüsselkode war aus zwei Gründen geändert worden: erstens, weil Helmer sich sonst seines und seiner Offiziere
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