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TS 56: Sternenstaub

TS 56: Sternenstaub

Titel: TS 56: Sternenstaub
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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Knie.
    „Aber sie werden darüber hinwegkommen.“
    „Du merkst anscheinend nicht“, sagte Jorun fast verzweifelt, „daß du der einzige Mensch auf dieser Erde bist, der sich weigert, fortzugehen. Du wirst allein sein für den Rest deines Lebens. Wir können deinetwegen nicht zurückkommen, weil wir es nicht riskieren werden, die Kolonien der Hulduvianer zu passieren. Du wirst allein sein, sage ich.“
    Kormt zuckte die Schultern. „Ich bin eben zu alt, um meine Wege zu ändern. Von den Nahrungslagern, die hier zurückgelassen werden, kann ich gut leben.“ Er streichelte das Haar des Kindes, aber sein Gesicht war finster.
    „Jetzt nichts mehr von all diesen Dingen, ich bin der Erörterungen müde.“
    Jorun nickte und Stille senkte sich über den Raum. Er dachte an Kormt, den letzten Mann der Erde. Allein lebend und allein sterbend und doch – diese Einsamkeit war nicht größer als die aller Menschen zu allen Zeiten. Kormt setzte das Kind ab, klopfte seine Pfeife aus und stand auf.
    „Komm, guter Herr“, sagte er und griff nach seinem Stock. „Gehen wir.“
    Sie gingen die Straße hinunter, unter den Lampen und an den gelben Fenstern vorbei, ihre Schritte klangen auf den Steinen. Dann und wann begegneten sie einer schemenhaften Gestalt, die sich vor Kormt verneigte – nur eine alte Frau, die weinend zwischen den Mauern hindurchhuschte, nahm keine Notiz von ihnen.
    „Sie sagen, es gibt keine Nacht auf euren Planeten?“
    „Manchen Planeten sind leuchtende Himmel gegeben worden, einige besitzen auch Städte, in denen es immer Tag ist. Aber wenn jedermann kosmische Energie kontrollieren kann, besteht kein Grund, zusammenzuleben. Die meisten sondern sich dann voneinander ab. Auf meinem Planeten gibt es sehr dunkle Nächte, ich sehe von meinem Haus nichts als Ödland.“
    „Es muß ein sonderbares Leben sein, niemandem zu gehören“, sagte Kormt kopfschüttelnd.
    Sie kamen auf den Marktplatz. Ein Brunnen stand in der Mitte des weiten Platzes. Eine Statue, die man aus den Ruinen ausgegraben hatte und der ein Arm fehlte, stand weiß in der erstarrten Bewegung eines tanzenden Mädchens unter dem Himmel. Jorun wußte, daß sich Liebende hier trafen, und ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf, wie unsagbar einsam diese Gestalt hier in den nächsten Äonen sein würde.
    Die Stadthalle, ein altes Gebäude mit geschnitzten Drachenköpfen an den Regenrinnen, stand am Ende des Platzes. Viele Generationen hatten sich hier versammelt. Eine lange Kette von Menschen harrte vor dem Registrierpult, Jorun ging seitlich an ihnen vorbei.
    Gesichter tauchten aus der Dunkelheit und prägten sich ihm ein. Eine Mutter, die murmelnd ihr Kind beruhigte, ein Bauer mit stechenden Augen, der einen Fluch zerbiß, als er Jorun sah. Der Rest schien sein Schicksal ruhig auf sich zu nehmen. Ein Priester hielt versunken Zwiesprache mit seinem Gott, ein junger Mann ballte und öffnete hilflos seine großen Hände.
    Jorun kam zum Pult am Kopf der Reihe. Der massive, haarlose Zarek fragte jeden Einzelnen geduldig. Name, Alter, Beruf, Angehörige und besondere Wünsche. Er tippte auf der Protokollmaschine. Eine halbe Million Einzelschicksale ruhte in deren Speicher.
    „Ah – da bist du endlich.“ Sein Baß polterte. „Wo warst du bis jetzt?“
    „Ich hatte eine wichtige Unterhaltung über die Evakuierung. Es tut mir leid, daß ich zu spät kam. Ich kann jetzt die Arbeit übernehmen.“
    „In Ordnung! Ich denke, wir können die Sache bis Mitternacht abgewickelt haben.“ Zarek lächelte und schlug ihn auf den Rücken. Er ginge essen und dann schlafen, sagte er noch. Jorun entschloß sich zu der langen und sinnlosen Routinearbeit und winkte einem Terraner. Darin wurde er durch den gähnenden Kormt unterbrochen, der ihm eine gute Nacht wünschte. Ein anonymes Gesicht nach dem anderen zog an ihm vorbei. Er war erstaunt, als der letzte heraufkam. Es war ein kleiner Bursche, farbiger gekleidet als die anderen und mit hellen Augen. Er erklärte, daß er Händler sei. Für die Bauern war es bequemer, die Dinge bei ihm zu kaufen, als sie selbst hei zustellen.
    „Ich hoffe, du hast nicht zulange warten müssen.“
    „Nein, ich legte mich ins Bett und wartete, bis es soweit war; ich rechnete damit, daß die Bauern hier warten würden.“
    „Klug von dir.“ Jorun reckte sich und stand auf. Der Raum war eine stille, dämmerige Höhle.
    „Guter Herr, ich bin ein mittelmäßig begabter Bursche, du weißt, daß ich gern meine Dankbarkeit
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