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TS 56: Sternenstaub

TS 56: Sternenstaub

Titel: TS 56: Sternenstaub
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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aber nicht zu sehr.“ Er war froh über die Gelegenheit, sich unterhalten zu können. Es beruhigte seine Gedanken.
    „Was kann ich für dich tun?“ Sie zögerte, dann sprach sie atemlos.
    „Ich möchte gern, daß du mich an den Strand hinunterbringen würdest, nur für wenige Stunden. Es ist zu weit zum Gehen, ich kann mir keinen Wagen oder ein Pferd leihen. Aber nur, wenn es keine Umstände macht. Herr.“
    „Solltest du nicht eigentlich zu Hause sein?“
    „Ich habe nicht zu melken oder dergleichen, mein Vater ist ein Bäcker.“
    Jorun überlegte kurz. Er hatte noch in der Stadt zu tun, und es war nicht anständig, Zarek warten zu lassen. Aber es stellte die letzte Gelegenheit dar, den Strand zu sehen. Sein Mund verzog sich ein wenig.
    „Warum willst du zum Strand, Julith?“
    „Morgen habe ich keine Gelegenheit mehr.“
    „In Ordnung“, sagte er, „ich trage dich.“
    „Du bist sehr freundlich, guter Herr“, dankte sie ernst.
    Er antwortete nicht, sondern streckte seinen Arm aus, sie umklammerte ihn mit einer Hand, während sie den Arm um seine Taille legte. Der natürliche Generator unter seiner Schädeldecke antwortete seinem Willen, faßte hinaus und krallte sich an das Gewebe der Kräfte und Energien, die das Weltall darstellte. Sie erhoben sich ruhig und schwebten so langsam seewärts, daß er keinen Windschirm auswerfen mußte.
    „Werden wir ebenso fliegen können, wenn wir zu den Sternen kommen?“ fragte sie.
    „Ich fürchte, nein. Du siehst, Julith, die Leute meiner Rasse sind so geboren. Vor Tausenden von Jahren lernten die Menschen die großen Grundkräfte des Kosmos mit einem kleinen Aufwand an Energie zu kontrollieren. Zum Schluß gebrauchten sie künstliche Mutation – sie änderten sich selbst. Langsam, über viele Generationen hinweg, lernten sie mit den Kräften umzugehen. Eines Tages wuchs in ihren Hirnen ein neues Teil, das diese beherrschende Kraft erzeugen konnte. Wir vermögen uns mit diesen Fähigkeiten sogar zwischen den Sternen zu bewegen. Aber euer Volk hat diese Kraft nicht, so haben wir Raumschiffe gebaut, um euch fortzubringen.“
    „Ich sehe es ein“, sagte sie.
    „Eure Ururenkel können wie wir diese Fähigkeiten haben, wenn sie sich verwandeln lassen wollen.“
    „Sie wünschten es vorher nicht, ich denke, sie möchten sich auch nicht in der neuen Heimat verwandeln lassen.“
    Es war keine Bitterkeit, sondern eine sachliche Feststellung.
    Jorun persönlich zweifelte daran. Der psychische Schock dieser Entwurzelung würde zwangsläufig die Tradition zerstören. Es würde keine Jahrhunderte dauern, bis sie kulturell der Galaxis angeglichen waren. Angeglichen, ein hübscher Ausdruck. Warum nicht gleich – verspeist?
    Sie landeten am Strand. Er war weiß und lief von dem salzgebleichten Gras zu der Brandung. Die Sonne stand tief und schien durch den Dunst, verwandelte ihn in Gold. Jorun sah direkt in ihre riesige Scheibe. Er setzte sich, und der Wind füllte seine Nase mit scharfem, nassem Geruch. Der Sand knirschte. Er nahm eine Muschel, wendete sie in seinen Fingern und staunte über ihre komplizierte Architektur.
    „Wenn du sie ans Ohr hältst, kannst du die See hören“, sagte Julith. Die rauhen Silben klangen durch ihre kindliche Sprache in seltsamer Zärtlichkeit. Er nickte und gehorchte ihrem Wink. Es war nur der kleine Laut des Pulsschlages in ihm – man hörte ihn auch in der Stille des Alls, aber hier sang die Muschel von rastloser Unermeßlichkeit, Wind und Gischt und den langen Wolken unter dem Mond.
    „Ich habe zwei für mich selbst“, meinte Julith, „ich habe sie, damit ich immer an diesen Strand erinnert werde. Meine Kinder und deren Kinder werden sie auch halten und unser Meer in ihnen hören.“ Sie faltete die Finger um die Muschel.
    „Nimm diese für dich selbst“, sagte sie.
    „Danke.“ Die Wogenkämme rollten gegen das Land, die Menschen nannten sie die Pferde Gottes. Eine Wolke im Westen wechselte ihre Farbe.
    „Gibt es Ozeane auf unserem neuen Planeten?“
    „Ja, es ist die erdähnlichste Welt, die wir fanden. Sie war noch nicht bewohnt, und ihr werdet dort glücklich sein.“
    Aber die Bäume und Gräser, die Fische und die Vögel, Erdboden und Tiere, Gestalt und Farbe, Geschmack und Gewebe, alles dies ist anders. Der Unterschied ist unbeträchtlich, aber der Abgrund zweier Millionen Jahre unterschiedlicher Entwicklung klafft zwischen ihnen. Keine andere Welt kann ganz so sein, wie die Erde, dachte er bei sich.
    Julith sah ihn
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