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TS 56: Sternenstaub

TS 56: Sternenstaub

Titel: TS 56: Sternenstaub
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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aus ernsten Augen an.
    „Fürchtet sich dein Volk vor den Hulduvianern?“ fragte sie.
    „Aber nein, natürlich nicht.“
    „Warum gebt ihr ihnen aber dann die Erde?“
    Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie dies fragte.
    „Ich dachte, euer ganzes Volk kennt die Gründe inzwischen. Die Zivilisation der Menschen hat sich auf den Mittelpunkt der Galaxis hin entwickelt. Dieser Teil des Alls bedeutet für uns gleichsam Wüste. Du hast keinen Eindruck von Sternenlicht gehabt, bis du nicht bei Sagittarius warst. Die Hulduvianer sind eine andere Kultur. Sie gleichen uns nicht im mindesten. Sie leben auf großen, giftigen Planeten wie Jupiter und Saturn. Sie sind uns so fremd, daß sie nicht einmal den Eindruck von Ungeheuern machen. Keine Seite versteht die andere.
    Sie gebrauchen auch kosmische Energie, aber in einer Weise, die sich von unserer sehr unterscheidet. Verschiedene Gehirne, verstehst du? Es wurde beschlossen, daß die beiden Zivilisationen am besten fahren würden, wenn sie durch weite Distanzen voneinander getrennt wären. Die Aufteilung der Galaxis, wie sie vorgenommen wurde, hat sich als absolut störungsfrei herausgestellt. Sie waren sogar so freundlich, uns das Zentrum zu überlassen. Sie selbst zogen sich an den Rand der Milchstraße zurück, obwohl dort wesentlich weniger Sterne waren.
    Durch dieses Abkommen sind wir verpflichtet, alle Menschen und menschenähnlichen Wesen aus ihrem Gebiet auszusiedeln, bevor sie kommen. Sie werden das gleiche tun und aus unserem Gebiet verschwinden. Ihre Kolonisten werden noch jahrhundertelang nicht zu Jupiter und Saturn kommen, aber wir müssen den Siriussektor reinigen, denn es ist noch viel Arbeit in anderen Bezirken. Zum Glück leben hier nur wenige Menschen, seit vor 50 000 Jahren das Erste Empire fiel.“
    „Aber dieses Volk des Siriussektors sind wir!“ Juliths Stimme bebte.
    „Und das Volk von Alpha Centauri und Procyon und Sirius und – oh, Hunderte anderer Sterne. Doch alle zusammen sind nur ein Tropfen in den Trillionen der Galaxis. Siehst du es nicht ein, Julith, ihr müßt gehen für das Wohl von uns allen?“
    „Ja“, sagte sie, „ich weiß dies alles.“
    Sie stand auf und schüttelte sich.
    „Gehen wir schwimmen!“
    Jorun schüttelte seinen Kopf und lachte.
    „Nein, ich warte auf dich, wenn du gehen willst“
    Sie nickte und rannte den Strand hinab. Sie verschwand hinter einer Düne, um sich den Badeanzug überzustreifen. Jorun sah in den Himmel.
    Der Abendstern sah heraus, er war nicht sicher, ob es Venus oder Merkur war. Er sollte mehr wissen, über die Menschheitsgeschichte und die ersten, die mit Raketen losrasten, um auf unbekannten Welten zu sterben. Die unbeholfenen Schritte zu den Sternen. Er konnte es nachlesen in den Archiven Corazunos, aber es war zu viel zu tun und zu denken, er würde nie Zeit dazu finden.
     – Unsere Grundeinheiten der Beschleunigung, der Zeit und der Länge, die Maßstäbe, mit denen wir die Planeten einstufen, alle lassen sich schließlich zur Erde zurückführen. Wir tragen dieses ungebaute Denkmal in uns, unsere Kultur deutet in der letzten Konsequenz immer auf die Erde. Aber sind wir wirklich noch Kinder dieser Erde?
    Nun dachte er wie der alte, eigensinnige Kormt, der sich mit blinder Stärke an sein Land klammerte, einfach nur, weil es seines war. Wenn man all die verschiedenen Völker dieser wandernden Gattung homo sapiens betrachtete – es gab viele Arten zwischen den Sternen – dann waren sie alle Zellen der großen Kultur, die hier ihren Anfang genommen hatte. Hätte nicht der erste behaarte Halbmensch ein Feuer gegen die Nacht angezündet, wären nicht Dunkelheit, Kälte und wilde Tiere gewesen, Feuerstein und Sauerstoff, so wäre diese Kultur nie zustande gekommen.
    Ich werde unlogisch, zu müde. Die Nerven sind überbeansprucht, die psychosomatische Kontrolle schwindet. Ich beginne, in der Erde ein dunkles Muttersymbol zu sehen. –
    Julith kam zu ihm zurückgelaufen. Sie atmete schwer, ihr Gesicht war undeutlich in der Dunkelheit. „Ich möchte lieber nach Hause“, sagte sie. Er konnte nicht sagen, ob der Ton ihrer Stimme Lachen war oder Weinen.
    Sie flogen langsam zurück. Die Stadt war ein Funkeln von Lichtern, Wärme schimmerte aus den Fenstern. Jorun setzte das Mädchen außerhalb ihres Hauses ab.
    „Danke, guter Herr“, sagte sie knicksend. „Möchtest du zum Essen kommen?“
    Die Tür öffnete sich und zeichnete das Mädchen schwarz ab gegen die Röte des Inneren. Joruns
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