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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
Autoren: Henry Kuttner
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aber täuschenden Gelassenheit des Unsterblichen gelang es ihm nicht, ein verzerrtes, triumphierendes Lächeln gänzlich zu unterdrücken.
    Seine mit äußerster Sorgfalt getroffenen Vorbereitungen erwiesen jetzt ihren Wert. In dem Augenblick, in dem Kedre Walton in die Delawarekuppel zurückkehrte, war der Zeitpunkt zum Handeln gekommen. Psychologische Schläge, gegen die Unsterblichen geführt, hatten mehr Aussicht auf Erfolg als alle Bomben.
    Sari Walton war mittlerweile in den Besitz des Narkostaubs gelangt, den er ihr über seine Verbindungen zur Unterwelt beschafft hatte. Es stand zu erwarten, daß Sari das Gift bei der ersten Gelegenheit, die sich ihr bot, eingeatmet hatte.
    Und dieses Rauschgift war mit einer zweiten Droge versetzt.
    Sobald seine aufpeitschende Wirkung eintrat, mußte der Kitt der Vernunft zerbröckeln, der Saris Verstand bisher noch mühsam zusammengehalten hatte. Beim leisesten Anstoß würden ihre Nerven mit ihr durchgehen. Ihre aufgestauten Haßgefühle bestimmten die Bahnen, die ihr Ausbruch einschlagen mußte.
    Zudem war Sari Walton unter dem gleichen Sturm zur Welt gekommen wie Blaze Harker. Nicht der Mars bestimmte ihre Geburtsstunde, sondern die Erde, die wie ein kaltes, unheilvolles Auge auf die Wolken der Venus herabstarrte und den Keim zu Saris gefährlicher Charakterschwäche gelegt hatte.
    „Wir lassen uns von Ihnen nicht bluffen, Reed“, erklärte Zacharias Harker ruhig. „Sie werden die Delawarekuppel nicht vernichten.“
    „Die Auslösung der ersten Bombe haben Sie miterlebt“, gab Sam zur Antwort. „In Abständen von fünf Minuten werfen wir weitere Bomben, bis wir über der Kuppel ankern. Und auch danach werden wir unsere Bombenwürfe nicht einstellen, wenn bis dahin keine Übereinkunft erzielt ist.“
    „Haben Sie die Folgen bedacht?“
    „Allerdings“, erwiderte Sam. „Wir verfügen über Radargeräte, ferngelenkte Geschosse und Flugzeugabwehrwaffen. Im Gegensatz zu uns ist keine einzige Kuppel gerüstet. Und schließlich und endlich liegen die Städte unter Wasser. Sie sind dort sicher, solange sie nicht angegriffen werden. Dann aber sind sie nicht imstande, zurückzuschlagen. Sie können nur warten – und zugrunde gehen.“
    Während seine Stimme aus den öffentlichen Fernsehgeräten drang, schaltete Sam einen Zusatzempfänger ein, der ihm den Bildschirm an einer Gleitbandkreuzung zeigte. Eine riesige Menschenmenge hatte sich davor versammelt. Fortwährend trugen die Bänder Neuankömmlinge aus allen Richtungen herbei, wie Adern, die ihre Blutkörperchen zum Herzen schwemmten. Rote Blutkörperchen, keine weißen – Erbauer, keine Kämpfer.
    Im Augenblick aber kämpfte er gegen die Kuppeln.
    Der Gedanke an Hale bereitete ihm Sorge, weil er sich über das Verhalten des Mannes nicht schlüssig war. Würde Hale die Delawarekuppel mit Bomben belegen, wenn Harker eine Kraftprobe herausforderte?
    Würde er überhaupt im Notfall selber so handeln, wie er das von Hale erwartete?
    Er durfte die Auseinandersetzung nicht auf die Spitze treiben.

 
6.
     
    Inzwischen mußte Kedre Walton sich auf dem Weg zu Harkers Räumen befinden. Sie würde erfahren haben, was sich abspielte; alle Fernsehempfänger in den Kuppeln berichteten davon. Die Nachricht würde sie veranlassen, nur noch schneller zu Zacharias Harker zu eilen, den sie seit Jahrhunderten liebte.
    Ihre Liebe glich nicht dem stetigen Glühen einer Radiumlampe, wohl aber der Bahn eines Planeten, der sich auf seinem langen Weg anderen Himmelskörpern näherte und doch immer wieder zur Sonne zurückkehrte. Auch in diesem kritischen Augenblick würde der Wunsch, Zacharias Harker mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, Kedres Handeln bestimmen.
    „Die nächste Bombe“, ordnete Sam an.
    Wieder wechselte das Bild auf den Fernsehschirmen, und wieder fiel eine Tiefenbombe. Diesmal detonierte sie auf felsigem Meeresgrund. Mit langanhaltendem Donnergrollen setzte sich die Explosion durch das Gestein fort und drang aus den Fernsehempfängern. Wie Seetang im Wasser, so schwankten die Menschenmassen.
    Und diesmal zweifelte niemand mehr. Die Delawarekuppel bebte leicht, aber merklich in ihren Grundfesten.
    Stille trat ein, nur unterbrochen vom Brummen der Gleitbänder. Die Bewohner der Kuppeln warteten in größeren Mengen, als sie sich jemals seit Erreichung der Venus durch den Menschen versammelt hatten. Bisher war das Volk stets von den unsterblichen Geschlechtern gelenkt worden. Jetzt verfolgte es den Zweikampf zwischen
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