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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
Autoren: Henry Kuttner
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könnten es sich leisten, die Leichtgläubigkeit einer Frau auszunutzen“, schrie er. „Und wenn Sie dieser Frau dann überdrüssig sind, werfen Sie sie weg wie ein Spielzeug und hängen sich wieder an Ihre …“
    Kedre Walton kam durch die Tür in den Ratssaal. Aus dem Augenwinkel bemerkte Sam das Schimmern der goldgrünen Haarpracht Saris, als deren Kopf hochfuhr, sah, wie sie sich duckte, wie ihr Umschlagtuch herunterglitt und von ihren Schultern fiel.
    Sein Blick aber ruhte auf Kedre.
    Sie schien seine Worte nicht vernommen zu haben. Schlank und gazellengleich lief sie durch den Saal, den Kopf zurückgeworfen, als wäre die Flut ihres Haares zu schwer für den zarten Hals. Im Laufen löste sie die Schnallen ihres weiten Mantels, ließ ihn zu Boden gleiten und eilte mit ausgestreckten Armen auf Harker zu.
    Mit diesem Auftritt hatte Sam gerechnet. Die gegenseitige Zuneigung hatte ein gemeinsames Band um Kedre Walton und Zacharias Harker geschlungen, bis sie ein Leib und ein Geist waren. Keiner hatte bisher in entscheidenden Augenblicken ohne den anderen gehandelt, und Kedre war auch diesmal herbeigeeilt, so schnell es in ihren Kräften stand. Jeder im Saal erkannte, daß dieser Mann und diese Frau zusammengehörten und so sehr eins geworden waren, wie zwei Menschen das nur vermochten.
    Reeds und Harkers Blicke kehrten gleichzeitig zu Sari Walton zurück. Einen Sekundenbruchteil, ehe das Verhängnis eintrat, begriffen beide, was sich vorbereitete. Aber es war schon zu spät, um das Unvermeidliche noch zu verhindern.
    Sams Berechnungen stimmten bis ins kleinste. Schlag um Schlag hatten die Geschehnisse Sari versetzt, während die aufpeitschende Wirkung des Narkostaubs ihre letzten Hemmungen beseitigte. Jetzt gingen ihre Nerven mit ihr durch.
    Ihr Ausbruch konnte nur eine Richtung nehmen. Sie haßte Kedre Walton und Zacharias Harker. Nun überschritt dieser Haß seinen kritischen Punkt und riß alle Schranken der Beherrschung nieder.
    Unter dem Stern der zerplatzten Erde hatte Sare das Licht der Welt erblickt. Jetzt explodierte sie selbst zu rasender Weißglut.
    Sekunden später bildete die Versammlung der Unsterblichen ein wirres Getümmel, als die Männer versuchten, Saris mörderischen Griff zu lösen, mit dem sie Kedres Kehle umklammerte.
    Sam drückte eine Taste nieder und sah, wie sein Gesicht weit unter ihm auf den öffentlichen Bildschirmen erschien. Das gereizte Murren der Menge, das sich allmählich, aber stetig gesteigert hatte, brach übergangslos ab, als Sam rief:
    „Harker! Harker, unsere Verbindung ist unterbrochen! Melden Sie sich!“
    Er erhielt keine Antwort.
    „Harker! Harker! Haben Sie die Kuppel verlassen?“
    Wieder fiel eine Tiefenbombe.
    Durch das Donnergrollen der Detonation, durch das unheilverkündende Beben der Imperviumhülle drang Sams Stimme:
    „Wo stecken Sie, Harker? Wenn die Harkers geflüchtet sind, wer vertritt sie dann? Antworten Sie!“
    Jäh füllten Zacharias Harkers Züge das Schirmrechteck aus. Er atmete schwer. Aus einer langen Kratzwunde sickerte Blut über seine Wange. Sein Gesicht war eiskalt und ruhig.
    „Wir sind nicht geflüchtet“, sagte er. „Wir …“
    Er konnte nicht weitersprechen. Im Gebrüll der Menge gingen seine Worte unter. Die Delawarekuppel heulte und tobte. Zum erstenmal in der Geschichte der Venus erhob der Pöbel seine Stimme unter einer Stadtkuppel. Zum erstenmal, seitdem die unsterblichen Geschlechter die Geschicke der Menschheit lenkten, wagte das Volk, ihnen die Herrschaft streitig zu machen.
    Jetzt lehnte es sich auf, jetzt rebellierte es. Zacharias Harker bewegte die Lippen auf dem Fernsehschirm, doch kein Laut drang durch den entfesselten Tumult.
    Denn den Massen mußte es scheinen, als stürzten die Wasserfluten bereits in die Stadt. Der Anblick, den der keuchende, blutende Harker bot, entsetzte sie. Immer noch zitterte die Kuppel unter dem Aufprall der Bomben, und nun schien die Panik auch den bisher unerschütterlichen Unsterblichen erfaßt zu haben.
    Die Menge tobte vor Angst. Kapitulieren sollte Harker. Die Menschen brüllten ihm ihre Aufforderung zu.
    In diesem Moment beging Sam seinen ersten Fehler.
    Er hätte sich aus den Vorgängen heraushalten, hätte die Ereignisse ihren Lauf nehmen lassen sollen. Aber beim Anblick der eiskalten Beherrschung, die Harker selbst angesichts dieses rasenden Tumults wahrte, trieb es ihn mit unwiderstehlicher Gewalt, in dieses zeitlose, makellose Gesicht hineinzuschlagen, den unnachgiebigen
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