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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
Autoren: Henry Kuttner
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Waffe in die Hand gefallen, die seine Zuversicht stärkte. Die Waffe besaß nur bedingte Wirksamkeit, aber das bedeutete einzig und allein, daß er sich ihr mit um so größerem Geschick bedienen mußte. An dem Punkt, an dem er angelangt war, gab es kein Zurück mehr.
    Wie die meisten wirksamen Waffen, die ein Mensch gegen seine Mitmenschen einsetzen konnte, war Sams Waffe persönlicher Natur.
    Er hatte Blaze Harker gefunden.
    Der Kampf, der entbrannt war, stellte im Grunde eine persönliche Auseinandersetzung zwischen zwei Männern – Sam Reed und Zacharias Harker – dar. Die Geschlechter der Unsterblichen lenkten die Geschicke der Kuppeln, die Harkers nahmen die führende Stellung innerhalb der Familien ein, und Zacharias Harker war ihr Haupt. Er mochte erkannt oder nicht erkannt haben, wo seine Achillesferse lag. Sam zumindest war sich darüber im klaren. Er setzte alles auf eine Karte, in der Hoffnung, daß es ihm gelingen würde, Zacharias Harker mit einem sorgfältig durchdachten Plan zu überrumpeln.
    Dabei zweifelte er keinen Augenblick daran, daß die Familien ihre eigenen Pläne schmiedeten. Vierzig Jahre zuvor hatten sie ihre Fallstricke ausgelegt, bis der Zeitpunkt zum Handeln gekommen war. Als sie dann zur Tat schritten, blieb von Sam und seinen ganzen Absichten nichts mehr übrig. Diesmal aber würden die Ereignisse einen anderen Verlauf nehmen.
    Dem Presser war es gelungen, Blaze Harker aufzustöbern. Als die Nachricht Sam erreichte, eilte er, so schnell die Gleitbänder ihn trugen, zu der winzigen, übelriechenden Kammer in den Elendsvierteln der Delawarekuppel.
    Der Presser phantasierte in Rauschgiftträumen, als Sam hereinkam. Er hielt Sam für einen seiner Kumpane, redete ihn mit Klano an und schwatzte von Verbrechen, die so weit zurücklagen, daß nicht einmal Sam sich an sie erinnerte.
    Er flößte dem Presser Alkohol ein, bis der Rauschzustand wich und der aufgeschwemmte Giftmischer sich schnüffelnd in seinem Bett aufrichtete.
    „Du wolltest doch wissen, wo du diesen Harker finden kannst“, grunzte er und nannte eine Adresse.
    Sam fuhr herum und stürzte zur Tür.
    „He, langsam! Wo willst du denn hin?“
    „Mir Blaze Harker holen.“
    „Das schaffst du nie. Das Haus ist bewacht.“
    „Ich werde mir schon einen Weg bahnen.“
    „Allein für die Vorbereitungen brauchst du mindestens sechs Wochen. Du mußt feststellen, wer von den Leuten sich bestechen läßt, sonst kommst du keine fünfhundert Meter an das Haus heran. Du brauchst jemanden, der dir ähnlich sieht, und du kannst nicht eindringen, ohne deine Flucht vorzubereiten. Ganz zu schweigen von …“
    „Schon gut, schon gut. Dann fangen wir sofort damit an. Sind Sie in der Lage, das Ding zu schaukeln?“
    „Möglich. Ich kann es immerhin versuchen.“
    „Worauf warten Sie dann noch? So setzen Sie sich doch schon in Bewegung. Wie lange wird es dauern? Ich kann nicht sechs Wochen warten. Schaffen Sie es in drei?“
    Der Presser begann zu kichern und krümmte sich zuletzt in einem Lachanfall, der die Bettstelle erzittern ließ.
    „Als du hier aufgetaucht bist, hatte ich längst alles erledigt, Kleiner“, prustete er.
    Sam verschlug es die Sprache. Er starrte den Presser an, der sich an seinem eigenen Gelächter verschluckte.
    „Die alten Finger haben ihr Geschick eben noch nicht verloren“, stieß er krächzend hervor. „Glaube nur nicht, es wäre ein leichtes Stück Arbeit gewesen; aber geschafft ist es. Laß die Rolläden runter und dreh das Licht aus. Und jetzt sperr’ die Augen auf.“
    Ein helles Rechteck erschien auf der gegenüberliegenden Wand. Verschwommene Schatten huschten über die Bildfläche. Eine winzige Kamera, in Hüfthöhe von jemandem getragen, der sich mit wechselnder Schnelligkeit voranbewegte, hatte den Film aufgenommen. Manchmal schritt der Träger gleichmäßig aus, und die Bilder schaukelten rhythmisch auf und ab. Dann wieder lief er, und der Film folgte seinen ruckweisen Bewegungen. Wenn er stehenblieb, verharrte die Kamera mit ihm. Das Ergebnis war eine unregelmäßige, aber überzeugende Bildfolge.
    Während der ersten Sekunden schien die kleine Kamera auf ein nahes Eisengitter zu starren. Weißbehoste Beine tauchten auf, das Gitter öffnete sich, ein Panorama von Gartenwegen und Springbrunnen erschien im Blickfeld. Offenbar eine der Anlagen, wie sie die Unsterblichen bewohnten.
    Die verstohlenen, wachsamen Bewegungen des Trägers teilten sich dem Beschauer mit, als der Film nach rechts und links
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