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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1
Autoren: Henry Kuttner
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unsterblich. Die Frage nach den Ursachen hatte er sich bisher nicht gestellt.
    „Warst du von Jugend auf kahlköpfig?“ wollte der Presser wissen. Er wartete Sams verständnisloses Nicken ab und fuhr dann fort: „Eine Kinderkrankheit könnte dir natürlich die Haare geraubt haben. Aber als du zum erstenmal bei mir auftauchtest, waren noch hier und da kleine Narben auf deiner Stirn zu erkennen. Inzwischen sind sie verschwunden. Vor langer Zeit habe ich ein paar Gerüchte gehört, aber bis jetzt nicht mit dir in Verbindung gebracht. Eine Technikerin wurde damals zu einem kleinen Kind geholt und verdiente sich mit ihrer Arbeit einen Glückseligkeitsumhang.“
    „Worin bestand diese Arbeit?“ preßte Sam hervor.
    „In einer Drüsenoperation. Sagt dir das etwas?“
    „Und ob“, knirschte Sam. Er konnte kaum sprechen. In seinen Schläfen hämmerte das Blut. Mit zwei Schritten erreichte er einen Plastikstuhl, packte ihn und zerbrach ihn über dem Knie. Er zerschnitt sich die Hände an dem splitternden Kunststoff, aber das Krachen des Stuhles dämpfte seine blinde Wut, die ihn zu ersticken drohte. Während er die Trümmer zu Boden warf und den Presser anblickte, unterdrückte er mit einer gewaltsamen Anstrengung seinen Zorn.
    „Das bedeutet, daß ich als Unsterblicher geboren bin“, sagte er. „Ich wäre aufgewachsen wie die Familien, wenn mir nicht jemand einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Wer hat die Ärztin gedungen?“
    Der Presser hob die Schultern.
    „Das habe ich niemals erfahren.“ Der Presser wälzte sich auf die andere Seite. „Gib mir noch einen Schluck zu trinken.“
    „Die Flasche steht neben Ihnen“, erwiderte Sam. „Lassen wir meine Unsterblichkeit zunächst beiseite. Um alles, was damit zusammenhängt, kümmere ich mich selber. Ich bin aus einem anderen Grund hergekommen. Haben Sie noch Ihre Beziehungen?“
    „Die sind mir nicht verlorengegangen“, versetzte der Presser, während er nach der Flasche griff.
    Sam wies den Behälter vor, den er Mallards Leuten abgenommen hatte.
    „Das ist reines Korium. Ich brauche zweitausend Kredite. Behalten Sie, was Sie darüber hinaus erzielen; aber achten Sie darauf, daß der Verkauf sich nicht zurückverfolgen läßt.“
    „Geraubt?“ fragte der Presser. „Nenn mir zur Sicherheit den Namen, damit ich Bescheid weiß.“
    „Mallard.“
    Der Presser kicherte.
    „Die Sache geht klar. Ich erledige den Verkauf für dich. Schieb mir den Bildsprecher rüber.“
    „Ich bin ziemlich in Eile.“
    „Dann komm in einer Stunde wieder.“
    „Gut. Noch eins. Sie sind der einzige, der mich so gesehen hat.“ Sam holte den zerzausten Bart aus der Tasche und zeigte ihn dem Presser.
    „Ich verstehe. Verlaß dich auf mich. Bis nachher.“
    Sam ging hinaus.

 
22.
     
    In der Klinik würde er nicht umhin können, einen Namen anzugeben. Bestand die Möglichkeit, daß man ihn erkannte? Wenn seine Netzhautmuster aufbewahrt wurden, mußten auch andere Angaben über ihn vorhanden sein. Wem sein Gesicht auf der Straße bekannt vorkam, der würde die Ähnlichkeit als zufällig abtun. In der Klinik dagegen würde man sich eingehender mit ihm beschäftigen. Die Erwägung, seine Maske wieder anzulegen, schied daher aus.
    Übergangslos fiel Sam ein, daß ein Mann ihm ähnlich sehen und doch erst das Alter erreicht haben konnte, das seinem Aussehen entsprach – nämlich sein eigener Sohn.
    Er besaß keine Nachkommen, aber niemand war imstande, das Gegenteil mit Sicherheit zu verneinen. Dieser Ausweg versetzte ihn in die Lage, sich auf eine geringfügige Verkleidung zu beschränken, ohne sein wertvolles Geheimnis preiszugeben.
    Wie sollte er sich nennen? Aus dem vielfältigen Lesestoff jener Jahre, die immer noch kaum eine Stunde zurückzuliegen schienen, erinnerte er sich an die Gestalt des Propheten Samuel, der seinem erstgeborenen Sohn den Namen Joel gegeben hatte.
    Ein Name war so gut wie der andere. Von diesem Augenblick an hieß er Joel Reed.
    Eine halbe Stunde später stand er vor der Empfangsloge der Klinik, klammerte sich an der Kante fest und stierte den Pförtner an, während er vergeblich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Alles, was er herausbrachte, war:
    „Wie? Was sagen Sie da?“
    Der Angestellte in der Loge wiederholte geduldig:
    „Wir haben Sie heute morgen als geheilt entlassen.“
    Sam öffnete den Mund und schloß ihn wieder, ohne daß ein Ton über seine Lippen drang.
    Der Angestellte schaute ihn nachdenklich
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