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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1
Autoren: Henry Kuttner
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Joel Reed und überlegte, ob derjenige, der ihn an seinem Ziel erwartete, ihn bereits als Sam Reed kennen mochte.
    Seine Ähnlichkeit mit seinem vorgeblichen Vater wirkte täuschend natürlich. Die buschigen roten Brauen hatte er stutzen lassen und sich für eine dazu passende rote Perücke entschieden. Zahnkappen veränderten die Linien seiner Mundpartie. Haftschalen mit hellblauer statt grauer Iris saßen auf seinen Augen.
    Der Fahrstuhl verlangsamte sein Tempo und blieb stehen. Die Tür glitt auf, und Sam trat in einen langen Wandelgang, den raschelnde grüne Blätter zu beiden Seiten säumten und mit einer gewölbten Decke überzogen. Aus verborgenen Leuchtwänden fiel weiches, künstliches Licht hindurch. Die Ranken wurzelten in hydroponischen Tanks unter dem Fußboden. Zwischen den Blättern schaukelten Blumen und Früchte in dem duftenden, angenehmen Luftzug, der durch die Laube strich.
    Mißtrauisch durchschritt Sam den stillen Gang und wich dabei unwillkürlich vor den Blättern zurück, die sein Gesicht streiften. Wie alle Bewohner der Venus fürchtete er instinktiv die gefährliche Pflanzenwelt der Dschungel.
    Vom anderen Ende des Ganges drang das Rauschen und Plätschern eines kleinen Wasserfalls herüber. Sam blieb auf der Schwelle des Raumes stehen, in den das Rankenspalier mündete, und betrachtete sprachlos das Bild, das sich seinen Augen darbot.
    Auch dieses Gemach bildete eine Laube. Die Rebstöcke waren mit Blüten übersät, die die Luft mit ihrem betäubenden Duft erfüllten. Über den Boden floß Wasser. Ein seichter, kaum einen viertel Meter tiefer Teich reichte von Wand zu Wand. Blumen spiegelten sich in seiner Oberfläche, und Blütenkelche trieben im Wasser.
    Eine Brücke aus Filigranglas, unwirklich anzusehen, als bestünde sie aus Reifkristallen, überspannte den Teich. Sie nahm zu Sams Füßen ihren Anfang und endete auf einer flachen, kissenbedeckten Terrasse am anderen Ende des Gemachs. Eine Frau lag ausgestreckt inmitten der Kissen. Sie hatte einen Arm bis zum Ellbogen ins Wasser getaucht und bespritzte die Blätterwand der Laube. Ihr herabfallendes Haar verbarg ihr Gesicht und sank wie ein goldgrüner Schleier auf ihre Schultern.
    Kedre Waltons Körper mit seinen schlanken, anmutigen Gliedern, dem zierlichen Kopf und den trägen Bewegungen war nicht zu verkennen, wenn auch die Haarflut den Blick in ihr Gesicht verwehrte.
    „Kedre?“ fragte er.
    Die Frau blickte auf. Sam kniff die Augen zusammen. Das war Kedre und doch nicht Kedre. Dasselbe schmale, feingezeichnete, hochmütige Antlitz, die gleichen verschleierten Augen, der lockende Mund – aber nicht dasselbe Geschöpf.
    „Nein, ich bin Sari Walton“, gab die Frau zur Antwort. Sie lächelte boshaft. „Kedre ist meine Großmutter. Erinnerst du dich jetzt?“
    Bei ihrer Frage tauchte das Bild Sari Waltons wieder vor Sam auf, wie sie sich besitzergreifend an Zacharias Harker lehnte, während dieser mit ihm über die Ermordung Robin Hales verhandelte. Er hatte Sari damals kaum beachtet. Die schwelende Feindschaft zwischen ihr und Kedre fiel ihm wieder ein, die in den Augen der beiden Frauen zutage trat, als ihre Blicke sich begegneten.
    „Und was bedeutet das?“ knurrte er. In Wahrheit zweifelte er nicht an dem Sinn ihrer Frage. Von Joel Reed konnte niemand erwarten, daß er sich an einen Auftritt erinnerte, in dem Sam Reed eine Rolle gespielt hatte. Sari hatte ihn demnach erkannt und wußte auch, daß er gleichfalls unsterblich war.
    „Komm her“, befahl Sari und winkte ihn mit ihrem tropfenden weißen Arm heran. Sie zog die Füße an und richtete sich in sitzende Stellung auf.Sam sah die Glasbrücke zweifelnd an.
    „Sie trägt dein Gewicht. Komm schon.“ Saris Stimme klang spöttisch.
    Die Brücke hielt tatsächlich, wenn auch bei jedem Schritt ein leises Klingen durch das Glas lief. Sari forderte ihn mit einer Bewegung auf, sich neben sie zu setzen, und er ließ sich zögernd auf den Kissen nieder. Seine Haltung verriet, daß er sich in dieser ungewohnten Umgebung alles andere als wohl fühlte.
    „Wie hast du mich gefunden?“ fragte er kurz.
    Sie lachte ihn an und legte den Kopf schief, so daß ihr goldgrünes Haar wie ein Schleier zwischen beide fiel. Weder ihr Blick noch ihr Lachen gefielen ihm.
    „Kedre läßt dich seit vierzig Jahren suchen“, sagte sie. „Eine Erkundigung nach deinen Netzhautmustern hat ihre Leute auf deine Spur gebracht, glaube ich. Aber die Hauptsache ist doch wohl, daß sie dich überhaupt
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