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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1
Autoren: Henry Kuttner
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entdeckt haben.“
    „Weshalb ist Kedre nicht hier?“
    Wieder stieß Sari ihr boshaftes Kichern aus.
    „Weil sie keine Ahnung hat. Außer mir weiß bis jetzt niemand von deinem Auftauchen.“
    Sam betrachtete sie überlegend. Weder über ihr kapriziöses Benehmen noch über die Bedeutung der Herausforderung, die in ihren Augen stand, war er sich völlig im klaren. Früher hatte er solche Rätsel auf höchst einfache Weise gelöst.
    Mit einer raschen Bewegung ergriff er Saris Handgelenk und zog sie zu sich herüber. Sie fiel quer über seine Knie, wand sich geschmeidig in seinem Griff und lachte spöttisch zu ihm hoch.
    Voll aufreizender Sicherheit umschloß sie seine Wange mit ihrer Hand und näherte seinen Mund dem ihren. Er ließ sie gewähren, aber er küßte sie mit rücksichtsloser Wildheit. Dann stieß er sie von seinen Knien und starrte sie ärgerlich an.
    Sari lachte von neuem.
    „Kedre ist doch keine Törin“, meinte sie und strich dabei mit dem Zeigefinger über ihre Lippen.
    Sam stand auf und stieß ein Kissen mit einem Fußtritt aus dem Weg. Ohne ein Wort betrat er die gläserne Brücke und machte sich auf den Rückweg. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Sari mit einer schlangenhaften Bewegung auf die Füße glitt.
    „Komm zurück“, forderte sie.
    Sam drehte sich nicht einmal um. Einen Augenblick später hörte er ein Zischen an seinem Ohr und spürte die sengende Hitze eines Nadelstrahls. Er erstarrte und wagte kein Glied zu rühren, weil er fürchtete, ein zweiter Strahl könnte bereits unterwegs sein. Dann bissen Zischen und Hitze in sein anderes Ohr.
    Ohne den Kopf zu bewegen, sagte Sam: „Ich komme. Laß die Waffe fallen.“
    Ein leiser Aufprall ertönte von den Kissen her. Saris Gelächter klang kaum lauter. Sam wandte sich um und kehrte zurück.
    Als er vor ihr stand, mußte er den Kopf in den Nacken legen, um ihr in die Augen zu sehen. Das mißfiel ihm ebenso wie ihre herausfordernde Selbstsicherheit, die seit undenklichen Zeiten der Mann für sich allein beansprucht hatte. Sari wirkte so zerbrechlich wie jene Brücke, so zart und anmutig wie eine gehegte Blume. Doch sie war unsterblich, und ihr und ihresgleichen gehörte die Welt. Ihre Bosheit und ihr Selbstbewußtsein waren durch Generationen erstarkt.
    Oder täuschte er sich? Er musterte Sari aufmerksam, während ein plötzlicher Einfall Gestalt in ihm anzunehmen begann. Verglichen mit Kedre wirkte dieses schöne, zerbrechliche Geschöpf überraschend unreif. Diese Unreife war es, auf die ihre Bosheit und Launenhaftigkeit sich gründeten. Bis ein Unsterblicher zu charakterlicher Ausgeglichenheit fand, vergingen Jahrhunderte. Er selbst war vermutlich noch weit davon entfernt; aber dafür hatte das unerbittliche Dasein, das er geführt hatte, ihm seinen Stempel aufgedrückt.
    Bei Sari dagegen, die verwöhnt und verhätschelt wurde, war es kein Wunder, daß die Reife noch ihre mildernden Einflüsse vermissen ließ. Gänzlich würde sie diese Reife niemals erlangen; dazu fehlten ihr die Voraussetzungen. Sie würde sich nie zu einer Frau entwickeln, die man gern haben oder der man trauen konnte.
    Im Augenblick aber war sie verwundbarer, als sie wußte. Und schon arbeitete Sam an einem seiner ausgeklügelten Pläne, um sich der Schwäche eines Gegners zum eigenen Vorteil zu bedienen.
    „Setz dich“, sagte er.
    Sari hob beide Hände über ihr goldgrünes Haar, um eine Traube blaßfarbener Früchte von einer Ranke zu pflücken. Die Beeren waren fast durchsichtig, und die blauen Samenkörner traten schattenhaft im Innern der Trauben hervor. Sari lächelte ihn an und glitt geschmeidig auf ihre Knie herunter.
    „Weshalb hast du mich holen lassen?“ fragte Sam. „Warum ist Kedre nicht an deiner Statt hier, wenn sie den Suchbefehl erteilt hat?“
    Sari steckte eine gläserne Beere in den Mund und spuckte die blauen Körner aus.
    „Ich habe dir doch schon gesagt, daß Kedre keine Ahnung von deiner Auffindung hat.“ Unter schweren Wimpern hervor sah sie ihn an. Ihre Augen waren von verwaschenerem Blau als die Kedres. „Der Suchbefehl gilt schon seit vierzig Jahren. Kedre ist diese Woche in die Nevadakuppel gefahren.“
    „Hat man sie benachrichtigt?“
    Sari schüttelte den Kopf. Ihr schimmerndes Haar flog um ihre Schultern.
    „Außer mir weiß niemand Bescheid. Ich wollte dich wiedersehen. Zacharias würde toben, wenn er davon erführe. Er hat …“
    „Er hat meine Vergiftung befohlen“, unterbrach Sam sie ungeduldig. „Hat Kedre ihn
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