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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1
Autoren: Henry Kuttner
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die übrigen schienen ihren Mittagsschlaf zu halten.
    Sam schlug einen der Pfade ein und folgte dem Schild, das zur Verwaltung wies. Seine Umgebung flößte ihm leises Unbehagen ein. Bisher war er das Leben unter einer Kuppel gewohnt, auf der die Wassermassen der venusischen Meere lasteten. Hier fiel Sonnenlicht durch das Impervium, und jenseits ihrer Schranke herrschte die ungezügelte Freiheit der Außenwelt.
     
    Sam Reeds Verstand arbeitete unausgesetzt. Er sammelte Eindrücke, wog sie ab und ordnete Tatsachen und Überlegungen für den Augenblick, in dem sein angeborener sechster Sinn eine günstige Gelegenheit erkannte.
    Sari Walton und die Harkers hatte er vorläufig aus seinen Gedanken verbannt. Die Erwägungen, die er jetzt anstellte, galten der Frage, welchen Empfang Robin Hale dem angeblichen Sohn Sam Reeds bereiten mochte. Daran, daß er in Hales Schuld stand, verschwendete er keinen Gedanken. Er dachte nur an seinen eigenen Vorteil, und von diesem Standpunkt aus erachtete er die Kolonie immer noch als vielversprechend.
    Ein Mädchen in korallenrotem Kleid beugte sich über einen Gewächstank und blickte auf, als er vorüberkam. Selbst das schwache Sonnenlicht hatte die Gesichter der Kolonisten gebräunt. Die Haut des Mädchens wirkte fast dunkel. Ihr weiches braunes Haar unterstrich diesen Eindruck noch. Der Ausdruck ihrer Augen unterschied sich fast unmerklich von dem der Kuppelbewohner. Rund um sie erhob sich die gleiche Mauer aus Impervium wie unter dem Meer; aber das Sonnenlicht fiel hindurch und gefräßig gegen die Pforten. Ihre Augen verrieten, daß sie sich der Drohung bewußt war.
    Sam verlangsamte seinen Schritt.
    „Zur Verwaltung?“ fragte er unnötigerweise.
    „Dort entlang.“ Ihre Stimme klang freundlich.
    „Gefällt es Ihnen hier?“
    Das Mädchen zuckte die Achseln.
    „Ich bin auf dem Land geboren und war noch nie in einer Kuppel. Es muß herrlich dort sein.“
    „Sie würden keinen Unterschied feststellen“, erwiderte Sam mit einem Kopfschütteln. Er lächelte dem Mädchen zu, ehe er weiterging. Wenn sie auch nicht zur Gänze seinem Geschmack entsprach, so war sie doch hübsch. Die Töchter, die sie eines Tages zur Welt brachte, würden vielleicht noch weitere Vorzüge aufweisen. Er konnte warten.

 
26.
     
    Sam hatte angenommen, in dem Gouverneur der Kolonie einen vielbeschäftigten Mann zu treffen. Das Gegenteil war der Fall. Eine knappe Minute, nachdem er seinen falschen Namen genannt hatte, öffnete sich die Tür mit einem automatischen Klicken, und er betrat Robin Hales Büro.
    „Joel Reed?“ fragte Hale langsam. Sein durchdringender Blick ruhte auf Sam, der seine ganze Dreistigkeit zusammennehmen mußte, um ihm zu begegnen.
    „Ja“, entgegnete er knapp. „Sam Reed war mein Vater.“
    „Nehmen Sie Platz“, forderte Hale ihn auf.
    Durch die gefärbten Haftschalen, die er trug, blickte Sam ihn an. Ihre letzte Begegnung schien kaum einen Tag zurückzuliegen, so wenig hatte Hale sich verändert. Wenn sein Wesen sich gewandelt hatte, dann in kaum merklicher Weise. Er wirkte immer noch hager und ruhig. Die Jahre, die bereits hinter und die Jahrhunderte, die noch vor ihm lagen, hatten seine Geduld genährt. Er konnte jede Niederlage als vorläufig und jeden Sieg als zeitweilig hinnehmen.
    Auch die Veränderung, die mit ihm vorgegangen war, würde sich wieder verlieren. Seine Stimme und sein Auftreten verrieten nicht mehr die unerschütterliche Begeisterung, an die Sam sich erinnerte. Die Verwirklichung des Zieles, für das er gearbeitet hatte, war in den Ansätzen steckengeblieben. Innerhalb seiner Lebensspanne aber nahmen diese Geschehnisse einen so kleinen Raum ein, daß sie nicht im geringsten ins Gewicht fielen.
    „Wollen Sie sich als Siedler melden?“ forschte Hale.
    Sam erwachte mit einem Ruck aus seinen Gedanken.
    „Nein“, erwiderte er.
    „Ich wußte nicht, daß Sam Reed einen Sohn hatte.“ Hale betrachtete ihn immer noch mit einem ruhigen, forschenden Blick, dem Sam nur mühsam standhielt. Erkannte ein Unsterblicher jeden Gleichgearteten trotz aller Verstellung? Sam hielt die Möglichkeit nicht für ausgeschlossen. Auf ihn selbst traf sie noch nicht zu, denn bislang war er nicht unsterblich in dem Sinne wie Hale oder Harker. Der weitläufige Gesichtswinkel, unter dem sie das Leben meisterten, fehlte ihm.
    „Ich habe selbst erst kürzlich davon erfahren“, versetzte er sachlich. „Nach dem Siedlungsskandal änderte meine Mutter meinen Namen.“
    „Ich
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