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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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schleppen.“
    Ihre Schritte entfernten sich.
    SA-10 lag reglos, aber sein Gehirn arbeitete. Der Baum der Erkenntnis, keine zwanzig Kilometer entfernt. Eines Tages würden sie ihn finden, jenen grünen Hügel drüben am Fluß. Er mußte hin, ihn vernichten.
    Aber die kleine Notbatterie reichte kaum aus. um sein Bewußtsein lebendig zu halten. Der Generator war ausgefallen. Empfindliche Detektoren teilten ihm mit, daß eine Reparatur notwendig wurde. Er selbst konnte sie nicht ausführen, da er unfähig war, auch nur einen Finger selbständig zu rühren.
    Er schaltete das Bewußtsein aus, aber trotzdem reichte die Batterie nicht, ihn eine Bewegung vollführen zu lassen. War das nun wirklich das Ende, bevor er seine Aufgabe überhaupt beginnen konnte? Hatte er gesündigt?
    Um ihn waren Geräusche, aber er achtete nicht auf sie. Er fühlte, wie er emporgehoben und davongetragen wurde, aber er vermochte nicht, die Augen zu öffnen. Und dann endlich spürte er harten Stein, als er abgesetzt wurde.
    Lange Sekunden herrschte völlige Stille. Dann unterbrach eine sanfte, eindringliche Stimme den Strudel durcheinanderwirbelnder Gedanken.
    „Hörst du mich? Ich weiß, daß du lebst.“
    Gott? Nein, Gott konnte es nicht sein, denn die Stimme war die einer Frau. Und sie sprach weiter.
    „Versuche die Augen zu öffnen, damit du mich siehst. Du mußt mir helfen, die defekten Kontakte wieder zu verbinden. Der Generator ist heil geblieben …“
    Er fühlte, wie sie seine Arme beiseite legte.
    „Ja, diese Schraube – ich löse sie. Die Brustplatte ist geöffnet. Was muß ich jetzt tun?“
    Er gab keine Antwort. Sie vertraute ihm vollkommen, obwohl er doch Kraft genug haben konnte, sie mit einem einzigen Schlag zu zerschmettern. Sie tat irgend etwas, und neue Energie durchflutete ihn.
    „Du kannst jetzt die Augen öffnen – aber erschrick nicht, wenn du mich siehst.“
    „Wer bist du?“ fragte er, die Augenlider geschlossen haltend.
    „Eva. Und du bist Adam. Die Namen werden genügen.“
    Er öffnete die Augen und erblickte als erstes das Innere einer Höhle, angefüllt mit gut erhaltenen Büchern und Filmrollen.
    Der Baum der Erkenntnis! Das Wissen! Die Sünde!
    Sein Retter stand über ihn gebeugt, ein anderer Roboter, aber zierlicher gebaut und mit weiblichen Formen. Seine Sehnsucht nach Geselligkeit stieg ins Unermeßliche, aber er unterdrückte seine Gefühle. Er war nicht Adam, sondern Satan. Die Buchstaben auf seiner Brust hatten es nur zu deutlich bewiesen. SA – das bedeutete Satan.
    Der weibliche Robot wich ein wenig zurück, als sie den Haß in den Augen von SA-10 las.
    „Du irrst, Adam. Der Mann hat es falsch gelesen und es hörte sich an wie ,Satan’. Es ist nichts als eine Bezeichnung und wir sind Maschinen, mehr nicht. Das Böse preist seinen Namen niemals an. Und ich habe noch niemals gespürt, etwas Böses tun zu wollen.“
    „Ich auch nicht!“ stieß der Robot hervor und erhob sich schwankend. Sie wich weiter zurück, und er folgte ihr. Er wußte genau, was er zu tun hatte. „Trotzdem muß das Böse an der Wurzel ausgerottet werden. Erkenntnis ist dem Menschen verboten – ich weiß es.“
    „Aber noch nicht alle Erkenntnis!“ flüsterte sie verzweifelt. „Warte, lasse mich ausreden. Der Baum der Erkenntnis sollte nur solange tabu bleiben, wie die Menschen nicht alt genug waren, Gut von Böse zu unterscheiden. Später durften sie selbst wählen, Gott wollte sie in ihrer Jugend nur schützen. Satan verteilt nur die bösen Früchte vom Baum der Erkenntnis, der auch gute Früchte trägt. Oder glaubst du, die Heilung der Kranken, eine gute Regierung oder ein Leben in Frieden sei schlecht? Wissen, Adam, kann gut sein und ist von Gott gewollt. Siehst du das nicht ein?“
    Sie sah die Antwort in seinen Augen, aber sie konnte nicht mehr fliehen, denn hinter ihr war die Betonwand. Sie stieß ein Schluchzen aus, das rührend menschlich klang.
    „Also, dann morde mich. Sechshundert Jahre habe ich auf dich warten müssen – glaubst du, ich fürchte mich nun vor dem Ende. Mache es schnell – bitte …“
    Er zögerte.
    Sechshundert Jahre, bevor sie die Kuppelhöhle verließ 0 Sein Blick wanderte zu der automatischen Öffnungsanlage. Sie war unberührt. Der Aktivierungshebel stand in Ausgangsstellung. Der Selbstvernichter daneben mit dem roten Hebel ebenso.
    Er ließ sie stehen und ging zu der Anlage. Langsam legte er seine Hand auf den Aktivierungshebel und bewegte diesen voran. Der Eingang zur Höhle wurde
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