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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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fühlte die Kräfte in seinen Körper zurückkehren.
    Er stellte sich vor den plötzlich ausgetrockneten Tonmenschen und sagte leise aber eindringlich zu ihm:
    „Adam, erhebe dich! Ich. dein Schöpfer, befehle es!“
    Aber die grauweiße Figur rührte sich nicht. Risse waren in dem vorher glatten Körper entstanden, und das stumme Lächeln auf den starren Zügen war verschwunden. Er verriet nicht das geringste Zeichen von Leben und blieb so tot wie die Erde, aus der er geformt war.
    Der Robot beugte sich hinab und versuchte, die Risse zu beseitigen, aber es wurde dadurch nur noch schlimmer. Endlich verlor er die Geduld. Er richtete sich auf und zertrampelte sein mühevolles Werk mit den stählernen Füßen, bis nichts blieb als eine undefinierbare Masse von Knochen und Ton. Vom Himmel herab höhnte der volle Mond wie eine zynische Grimasse eitler Schadenfreude.
    Ein kraftloser Gott – oder ein gottloser Adam! Das war SA-10, mehr nicht. Dabei hatte es im Film so einfach ausgesehen.
    Natürlich, der Film sollte symbolisch gemeint sein, und er hatte ihn wörtlich genommen. Darum mußte er versagen. Das Schwein bestand ja auch nicht aus Ton, sondern aus weichen Zellgeweben. Außerdem wußten sie mehr als er, denn er hatte Junge gesehen, die nur allzu deutlich bewiesen, daß sie den Atem des Lebens weitergeben konnten.
    Mit einem Ruck wandte er sich um und schritt hinein in den Wald. Er benötigte mehr von diesen Schweinen. Sie kannten das Geheimnis des Lebens und würden es ihm verraten müssen.
    Zwei Wochen später jedoch war es ein sehr betrübter und hoffnungsloser Roboter, der fast teilnahmslos zusah, wie die jungen Schweine ihr Futter fraßen. Das Leben und seine Geheimnisse – statt verständlicher zu werden, erschienen sie immer komplizierter. Das reparierte Elektronenmikroskop war in der Lage, ihm viel zu zeigen, aber stets fehlte etwas an der Abrundung des endgültigen Bildes. Das Leben begann mit Leben, und das war das Unlogische. Selbst die beiden Keimzellen lebten, bevor sie Leben entwickelten. Und sie ließen sich nicht bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgen, wo sie zu leben begannen.
    Er vermied es sorgfältig, nicht auf die kleinen Schweine zu treten, die inzwischen zahm geworden waren. Vorsichtig entnahm er der Nährflüssigkeit die letzte Samenzelle und placierte sie auf eine Glasscheibe unter dem Mikroskop. Dann fügte er einige männliche Spermazellen hinzu und beobachtete, wie eine von ihnen das weibliche Ei fand und eindrang. Kurze Zeit darauf verlängerte sich das Ei und teilte sich in der Mitte. Dann waren es vier und schließlich acht Zellen. Noch während die nächste Teilung begann, stoppte der Prozeß ab. Die Zellen waren abermals gestorben. Die ganze Arbeit schien umsonst gewesen.
    Lange verharrte er in Gedanken, ohne eine Antwort zu finden. Dann entfernte er das Gitter vom Eingang der Höhle und jagte die Schweine hinaus ins Freie. Der Tag war ohne Sonne und entsprach seiner Stimmung, als das letzte Tier im Wald verschwunden war. Allein und voller Zweifel blieb er zurück. Sie waren anspruchslose Gesellschafter gewesen, zugegeben, aber sie hatten ihn immerhin beschäftigt und ihm sogar vertraut. Nun war er wieder einsam.
    Schwer ließ er seine sechshundert Pfund auf den weichen Waldboden sinken und starrte mit reglosen Augen hinauf in den grauen Himmel.
     
    „Adam!“
    Die rufende Stimme kam aus dem Innern des Waldes.
    „Adam, wo bist du?“
    Seine metallischen Glieder drohten einzuknicken, als er aufsprang.
    „Gott!“ In das größte Dunkel seines Lebens drang endlich Licht. Gott hatte ihn nicht verlassen. „Gott, hier bin ich!“
    „Komm, Adam! Adam, wo bist du?“
    Mit einem wilden Schrei stürzte er sich vor, hinein in die dichtesten Büsche, der Stimme Gottes nach. Er war nun nicht mehr verlassen, sondern Gott rief ihn. Er war gekommen, um seine Zweifel zu beseitigen und alle Fragen zu beantworten.
    „Adam, wo bist du?“
    Diesmal schien die Stimme aus einer anderen Richtung gerufen zu haben. Der Robot änderte seinen Kurs entsprechend.
    Gott würde ihm auch endlich erklären, warum er sich so grundlegend von den Schweinen unterschied. Gott würde alles wissen. Er würde auch Eva erschaffen, damit die Einsamkeit ein Ende hatte. Natürlich würde es schwerfallen, sie vom Baum der Erkenntnis fernzuhalten, aber das sollte seine Hauptsorge jetzt nicht sein.
    Der Ruf kam erneut aus einer anderen Richtung. Vielleicht war Gott ungehalten, weil er so einen Lärm verursachte. Er
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