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TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt
Autoren: Murray Leinster
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beschränkte sich aber keineswegs auf diese handvoll Welten. Das durfte die Besatzung eines jeden Raumbootes immer wieder spüren. Am Ziel ihrer Reise war sie stets willkommen. Eine Ausnahme von dieser Regel hatte es noch nie gegeben, und ein freundlicher Empfang war eine Selbstverständlichkeit.
    „He, ihr da unten!“ rief Calhoun mit einiger Schärfe. „Was ist los? Wollen Sie mich jetzt endlich landen lassen?“
    Keine Antwort.
    Dann, plötzlich, geschah etwas völlig Unerwartetes. Jedes Gerät an Bord des Schiffes, das nur irgendeinen Ton von sich geben konnte, trat mit höchster Lautstärke in Aktion. Sämtliche Lichter brannten kurz und grell auf und erloschen mit einem Schlage. Sicherungen krachten und zischten. Die Warnanlage für Hüllentemperatur quäkte, gleichzeitig tutete das Alarmhorn für Objektannäherung, während das schiffseigene Schwerkraftfeld plötzlich in irrsinniger Stärke zu zerren anfing, bevor es sich einen Augenblick später ganz ausschaltete. Jedes einzelne akustische Warngerät klingelte oder schrillte oder dröhnte oder heulte. Der Krach war furchtbar, aber es dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Dann war Stille. Nein, nicht nur Stille – überhaupt nichts mehr. Es gab keine Schwerkraft mehr im Schiff und kein Licht, nur noch tödliches Schweigen. Murgatroyd fürchtete sich in der Dunkelheit. Er wimmerte ängstlich,, und sein dünnes Stimmchen klang verzweifelt.
    Calhoun schoß ein verrückter Gedanke durch den Kopf. Nach seinem Buch würde Fitzgerald das eine Entwicklungskette von ungünstigen Möglichkeiten nennen. Aber das war mehr als ein ungünstiger Zufall. Es war ein überlegter Anschlag, durchgeführt mit brutalen Mitteln und mit dem eiskalten Willen zu töten.
    „Irgend jemand veranstaltet hier eine riesengroße Schweinerei“, sagte Calhoun mit angestrengter Deutlichkeit in das ihn umgebende Dunkel hinein. „Was denken sich diese Idioten eigentlich?“
    Er betätigte den Schalter des Bildschirmes, um einen Blick nach draußen werfen zu können. Die Bildschirme eines Schiffes werden mit großer Sorgfalt gegen die Möglichkeit von überlastungsbedingten Kurzschlüssen gesichert, denn es gibt im ganzen Kosmos nichts Hilfloseres als ein blindes Schiff in der Leere des Raumes. Ein solches Schiff ist so gut wie verloren. Calhoun wußte das. Aber merkwürdigerweise dachte er nicht daran aufzugeben, als die Bildschirme dunkel blieben. Er stellte lediglich bei sich fest, daß diesmal die Sicherungen zu spät gekommen sein mußten.
    Allmählich hatten sich seine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt. Er konnte jetzt das bleiche, fluoreszierende Leuchten von Schaltern und Türgriffen erkennen. Selbstverständlich hatte niemand je im Ernst an die Möglichkeit einer solchen Notlage gedacht und in Voraussicht einer derartig unwahrscheinlichen Situation die Verwendung selbstleuchtenden Materials angeordnet. Aber selbst wenn das Motiv dafür lediglich die gedankenlose Fortführung einer aus längst vergangenen Zeiten übernommenen Tradition gewesen wäre, in diesem Augenblick war Calhoun dem unbekannten kleinen Ausstattungsingenieur von ganzem Herzen dankbar. Er konnte sich wenigstens einigermaßen im Schiff zurechtfinden, und das war eine nicht zu unterschätzende Hilfe.
    Inzwischen war er sich auch über die technischen Aspekte des bösartigen Streiches, den man ihm zu spielen versuchte, klar geworden. Es gab ja auch nur eine einzige Möglichkeit. Sein Raumboot hatte eine Masse von fünfzig Tonnen. Die Leute am Landegerüst brauchten lediglich eine Feldstärke zu wählen, die ausgereicht hätte, etwa ein Zwanzigtausend-Tonnen-Schiff zu landen. Dann mußte infolge der irrsinnigen Überbelastung auch die beste Sicherung augenblicklich durchbrennen und damit jedes eingeschaltete Instrument unbrauchbar werden. Ein Versehen? Ein unglücklicher Zufall? – Unmöglich! Die merkwürdige Reaktion auf seine Ankunft, vor allem die mehrfache Aufforderung, sich zu identifizieren, nun, man wollte offensichtlich ganz genau wissen, wen man vor sich hatte. Während er hier oben warten mußte, hatte man unten eine Entscheidung getroffen. Über den Zweck des Manövers gab es keinen Zweifel mehr. Das war ein wohlüberlegter und kaltblütig ausgeführter Mordversuch!
    „Es sieht so aus, als ob unsere Ankunft mit einem Gesundheitsboot für irgend jemand ein ungünstiges Zufallsereignis im Sinne von Herrn Fitzgerald bedeutet“, sagte Calhoun grimmig zu der tintigen Schwärze, die ihn umgab.
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