Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt
Autoren: Murray Leinster
Vom Netzwerk:
dem Invasionskommando der Strolche habe sich ein Mikrobiologe befunden. Nach Ihrer Ansicht sollte er der Erfinder dieser Seuche sein. Jetzt ist er da oben in der Kreisbahn mit allen anderen, und es wird ihm nicht besser und nicht schlechter ergehen als seinen Genossen! An sich verdient er aber eine Spezialbehandlung.“
    Calhoun ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Dann sagte er eindringlich und ernst:
    „Jede Art von Rache, mag sie auch noch so berechtigt erscheinen, hat ihre ganz bestimmten Gefahren. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung beweist, daß Racheakte häufig von einer Kette in ungünstigem Sinne wirksamer Zufallsereignisse gefolgt sind. Ich rate deshalb dringend dazu, den Mann in Ruhe zu lassen. Abgesehen davon habt ihr kein Recht, ihn zu bestrafen. Es ist richtig und in Ordnung, ein Kind aus erzieherischen Gründen zu züchtigen oder einen Mann deshalb zu bestrafen, damit andere davon abgeschreckt werden, dasselbe Verbrechen wie der Übeltäter zu begehen. Aber erwarten Sie im Ernst von einer Bestrafung eine erzieherische Wirkung auf den Unmenschen, der es fertigbrachte, Seuchen zu erfinden und sie in der Absicht einzusetzen, sich damit ein galaktisches Reich von Sklaven zu unterwerfen? Oder glauben Sie, daß man andere tatsächlich von ähnlichen Versuchen erst noch abschrecken muß?“
    „Aber er ist ein Mörder!“ zischte Kim haßerfüllt. „Alle Morde gehen auf sein Konto! Er verdient dafür …“
    „… eine angemessene Bestrafung?“ unterbrach Calhoun scharf. „Sie haben nicht das Recht, den Henker zu spielen! Davon abgesehen, denken Sie doch einmal über seine jetzige Lage nach!“
    „Er ist …“ Der Ausdruck des Hasses verschwand aus Kims Zügen und machte einer tiefen Bestürzung Platz. „Er ist da droben auf der Kreisbahn, mitten drin unter all seinen Mordbanditen, die ihm die Schuld geben für die hoffnungslose Situation, in der sie sich befinden. Sie haben nichts anderes zu tun, als ihn zu hassen. Nichts anderes …“
    „Für seine ausweglose Lage sind nicht Sie verantwortlich zu machen“, sagte Calhoun kalt. „Das hat er sich selbst zuzuschreiben. Ihr habt nichts weiter getan, als Gefangene an einen sicheren Ort gebracht, weil ihr sie auf andere Weise nicht bewachen könnt. Ich schlage vor, mit nutzlosen Grübeleien gar nicht erst anzufangen und den Mann zu vergessen.“
    Kim war blaß geworden. Er warf den Kopf hin und her, als wollte er jeden Gedanken an den Mann, der ein so grauenhaftes Verbrechen geplant hatte, von sich schütteln. Er schauderte. Dann riß er sich zusammen, schaute Calhoun in die Augen und sagte langsam und unbeholfen:
    „Ich wollte, wir könnten etwas für Sie tun.“
    „Errichtet mir doch ein Denkmal“, sagte Calhoun trocken, „und in zwanzig Jahren wird kein Mensch mehr wissen, was damit los ist. Aber ich weiß noch etwas Besseres. Sie und Helen wollen doch heiraten, nicht wahr?“
    Kim nickte verlegen. Calhoun fuhr fort:
    „Zu gegebener Zeit, wenn ihr daran denkt und es für der Mühe wert haltet, könnt ihr einem eurer Kinder ja meinen Namen aufhängen. Später wird das Kind fragen, was es mit seinem merkwürdigen Namen für eine Bewandtnis hat, und dadurch wird das Andenken an mich wenigstens eine Generation lang frisch erhalten.“
    „Viel, viel länger“, versicherte Kim. „Niemals wird man Sie hierzulande vergessen!“
    Calhoun grinste ihm ins Gesicht, denn er war schon zu lange Arzt, um sich über Dankbarkeit noch irgendwelche Illusionen zu machen.
     
    Drei Tage später, also insgesamt sechs Tage nach seinem ursprünglich geplanten Abreisetermin, hob das Landegerüst von Maris III das kleine Raumboot hinauf ins All. Die herrliche, fast menschenleere Stadt schrumpfte zusammen, als das Landefeld seine winzige Last auf die vorgeschriebene Höhe von fünf Planetendurchmessern brachte und dort freiließ. Calhoun drehte sein Boot um und richtete den Bug sorgfältig auf jene Stelle im Kugelsternhaufen des Walfisches, wo das Hauptquartier des Raumgesundheitsdienstes lag. Dann warf er den Schalter des Überantriebes herum.
    Das ganze Universum schien einen wirbelnden Tanz um ihn auszuführen. Calhoun spürte, wie sein Magen einen doppelten Salto schlug. Gleichzeitig hatte er das verrückte und ziemlich unangenehme Gefühl, in einer wilden Spirale zu rotieren und dabei auf irgendeine merkwürdige Weise eine kegelförmige Bahn zu beschreiben. Er schluckte heftig. Auch Murgatroyd gab seltsam gurgelnde Geräusche von sich. Um das Schiff herum schien es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher