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TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt
Autoren: Murray Leinster
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es in dem Augenblick besessen hatte, als das Landefeld zusammenbrach. Calhoun schwenkte das Gesichtsfeld des Elektronenteleskops und betätigte gleichzeitig die Feuerhebel der Notraketen. Das schrille, fauchende Heulen der nur bleistiftdünnen Säulen von unvorstellbar hoch beschleunigtem Reaktionsmaterial erfüllte das ganze Fahrzeug. Gleichzeitig wurde aber auch die resultierende Bewegungsänderung fühlbar.
    „So, nun möglichst keine geraden Linien“, mahnte Calhoun sich selbst.
    Er schwang das Schiff in eine schwindelerregende Spiralbahn, damit es aussah, als ob unzählige Gegenstände im Schiff losgerissen oder losgeschlagen worden wären und die Raketen sich selbst eingeschaltet hätten. Mit großer Sorgfalt stieß er in einer einzigen explosionsartigen Entladung sämtliche während der Reise angesammelten Abfallstoffe in den Raum aus. Es erwies sich als günstiger Umstand, daß während der Fahrt im Überantrieb die Abfallbeseitigung unmöglich war. Auf diese Weise hatte er jetzt Gelegenheit, ein erfolgversprechendes Täuschungsmanöver zu versuchen. Raumbeobachtungsgeräte auf der Planetenoberfläche mußten nämlich den Eindruck vermitteln, als habe sich an Bord des Schiffes eine heftige Detonation ereignet.
    „Jetzt …“
    Maris III schwang über das Gesichtsfeld des Elektronenteleskops! Der Planet erschien erschreckend nahe zu sein, aber daran war nur die starke Vergrößerung des Teleskops schuld. Dennoch begann Calhoun zu schwitzen. Zur Sicherheit warf er einen Blick auf die Anzeigenskala des Objektannäherungsmessers. Die Oberfläche war tausendfünfhundert Kilometer näher.
    „Ha!“ rief Calhoun.
    Er änderte den Spiralkurs des Bootes mehrmals, dann wechselte er unvermittelt auch die Drehrichtung. Während seiner Ausbildung hatte er auch Gelegenheit gehabt, sich in den Grundbegriffen der Raumkampftaktik zu üben. Dies kam ihm jetzt zustatten. Er traute sich zu, einen Rückzugskurs auszutüfteln, aber bei näherer Überlegung verwarf er diesen Gedanken wieder. Dann hätte der Gegner nämlich möglicherweise Lunte gerochen. Diese Gefahr bestand aber bei der gegenwärtig angewandten Taktik nicht, denn kein Mensch war in der Lage, seine Manöver im voraus zu berechnen. Als die Planetenoberfläche wieder über das Gesichtsfeld wischte, schaltete er die automatische Fotokamera ein. Dann zog er das Schiff aus der Spiralbahn heraus, richtete das Teleskop auf die Stadt ein und schoß eine Aufnahmeserie, bis er nicht mehr wagte, weiterhin einen geraden Kurs beizubehalten. Schließlich stürzte er in wahnsinnigem, wirbelndem und unregelmäßigem Fall auf den Planeten zu. In einer Höhe von knapp achthundert Kilometern bog er auf eine Flugbahn nahezu parallel der Planetenoberfläche ein und entfernte die Schutzschilde von den Sichtluken, die ja im freien Raum bedeckt bleiben mußten. Auf der einen Seite sah er einen dicht mit Sternen bedeckten Himmel, aber nach Steuerbord hin war alles dunkel: dort lag die Nachtseite von Maris III.
    Er leitete das Landemanöver ein. Das Schiff sank. Bei fünfhundert Kilometer Höhe über Grund begann sich die Anzeigenadel des Atmosphärendruckmessers zu bewegen. Eine Landung nach Barometer ist nicht gerade einfach. Noch nie hatte Calhoun Kopfrechnen für seine stärkste Seite gehalten, aber nun jagten die Zahlen nur so durch sein Gehirn: Luftdruck im Verhältnis zur Höhe, abzüglich Staudruck relativ zur Geschwindigkeit seines Bootes, das Ganze in einem ziemlich dünnen, aber eben doch nicht mehr vollständigen Vakuum. – Jedenfalls, so schloß Calhoun, mußte der wirkliche Atmosphärendruck noch ziemlich nahe bei null liegen. Er ließ das Schiff einen Salto schlagen, um sowohl den störenden Staudruck auszuschalten, als auch an Geschwindigkeit zu verlieren. Das Boot fiel ständig. Dreihundert Kilometer – vor ihm erschien eine weitgeschwungene, dünne Sichel blendenden Lichtes der Sonne Maris, die hinter dem Rand des Planeten aufzutauchen begann. Einhundertfünfzig Kilometer. Er schaltete einen Teil der Raketen aus, richtete vorsichtig die Nase des Schiffes auf und ließ es dann frei auf die Oberfläche zufallen.
    In etwa fünfzehn Kilometer Höhe suchte er an den Funkgeräten nach Zeichen einer von Menschen modulierten elektromagnetischen Energie. Aber das ganze Wellenspektrum zeigte nichts Auffälliges, er hörte lediglich das Krachen der Statik eines Gewitters, das Tausende von Kilometern entfernt sein konnte. In sieben Kilometern Höhe zuckte die Nadel des
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