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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt
Autoren: Kurt Mahr
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mehr lächelte als zuvor, und das beruhigte ihn vollends. Er glaubte, daß der junge Mann sein Freund sei, und es machte ihm Spaß, mit ihm zusammen den Alten übers Ohr zu hauen.
    „So, du hast keine Eltern!“ knurrte der alte Mann. „Dann bist du also aus der Waisenanstalt ausgerissen.“
    „Oh, nein!“ antwortete Egan-Egan schnell, und dann fiel ihm plötzlich ein, wie er dem Alten am schnellsten zeigen könne, daß er mit ihm nicht so schelten konnte, wie es ihm gerade paßte.
    Er hob die Lampe und richtete sie in das Gesicht des alten Mannes. Bevor der noch begriff, was geschah, hatte Egan-Egan den Knopf gedrückt und das grelle Licht aufleuchten lassen.
    Geblendet und vor Angst wimmernd fuhr Trond-Trond zurück. polterte gegen die Tür, da Elf-Elf ihm rechtzeitig ausgewichen war, und rutschte jammernd zur Seite.
    „Nicht!“ japste er ängstlich. „Um des Konverters willen, nicht!“
    Egan-Egan sah, daß auch der junge Mann sehr erschrocken war. Er wich zur anderen Seite zurück und hob beschwörend die Arme. Das tat Egan-Egan leid; aber im Augenblick, meinte er, ging es in erster Linie um seine eigene Sicherheit.
    Selbstbewußt trat er daher vor Trond-Trond hin und sagte:
    „Nimm die Arme herunter und sieh mich an! Ich werde dir nichts mehr tun.“
    Zögernd schaute Trond-Trond über seinen Arm hinweg, und erst als er sah, daß der Junge den Stab wieder gesenkt hatte, richtete er sich völlig auf.
    „Wirst du mir noch einmal verbieten“, fragte Egan-Egan mit aller Autorität, derer er fähig war, „mir hier etwas zu essen zu holen, wenn ich Hunger habe?“
    „Nein, nein, niemals!“ jammerte Trond-Trond.
    „Es ist gut!“ sagte Egan-Egan würdevoll. „Dann will ich dir auch nichts mehr zuleide tun. Du wirst jetzt mit diesem Mann wieder hinausgehen und sofort vergessen, was du hier gesehen hast!“
    „Ja, ja sofort vergessen“, wimmerte Trond-Trond, schlich sich vor Egan-Egan vorbei und faßte Elf-Elf zitternd am Arm. „Komm, laß uns gehen!“
    Die Tür öffnete sich wieder, und Trond-Trond sprang schneller hindurch, als er jemals in seinem Leben eine Tür passiert hatte. Elf-Elf bewegte sich etwas langsamer. Unter der Tür wandte er sich noch einmal um und sah, wie Egan-Egan ihm lächelnd zuwinkte.
    Trotz seines Schreckens lächelte er zurück und hinterließ in dem Jungen das Gefühl, daß wenigstens einer in der großen Stadt ihn leiden mochte.
    Egan-Egan ließ aus dem Nährbreipaket, wie er es vorgehabt hatte, den größten Teil des Inhalts auslaufen, knüllte den Rest zusammen und schob ihn sich in die Tasche. Er schätzte, daß dieser Vorrat ihm für drei oder vier Tage ausreichen werde. Diese drei oder vier Tage wollte er verwenden, um seine Halle gründlich kennenzulernen.
    Dann öffnete er vorsichtig die Tür und schaute hinaus. Die Straße war leer bis auf zwei Gestalten, die sich mit bedeutender Geschwindigkeit nach links entfernten.
    Egan-Egan nahm es auf sich, die 1. Straße soweit zurückzugehen, bis die Stelle, an der er zum erstenmal die Straße betreten hatte, so weit hinter ihm lag, daß er sich daranmachen konnte, die Straße mit Hilfe der Transportbänder zu überqueren.
    Er hatte recht gut geschätzt und war, als er das letzte Bremsband verließ, nicht weiter als fünfzig Meter von der Stelle entfernt, an der der Kanal mündete.
    Er lehnte die Lampe gegen die Wand, nachdem er den Paketstreifen, mit dem er sie festgebunden hatte, in den Mund gesteckt hatte. Der trichterförmige Aufsatz der Lampe bot seinem Fuß genügenden Halt, so daß er, auf der an die Wand gelehnten Lampe stehend, bequem den Rand der Rille erreichen konnte, in die der Kanal mündete. Mit einem kräftigen Ruck zog er sich hinauf, und als er endlich in der Rille lag, holte er die Lampe an dem Paketstreifen nach.
    Während er sich anschickte, in den Kanal hineinzusteigen, freute er sich darüber, daß ihm alles so gut gelungen war. Er nahm sich vor, die Lampe niemals mehr aus der Hand zu lassen – wenigstens nicht so lange, bis er nicht etwas gefunden hatte, wovor die Menschen in dieser Stadt noch mehr Angst empfanden.
     
    *
     
    Es ist in späteren Zeiten, als die Kasten-Kultur längst überwunden war, viel über den fünfjährigen Jungen gegrübelt worden, der so weise war, daß er eine riesige Stadt zum Narren halten konnte. Vom Standpunkt des objektiv wissenden Beobachters aus sollte gesagt werden, daß niemand der Wahrheit so nahe kam wie jener Psychologe, der ihn seinem Aufsatz ausführte:
    „…
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