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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt
Autoren: Kurt Mahr
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stieg also in den Trichter hinein, der ihm am nächsten war, und spürte plötzlich wieder den kräftigen Luftzug, der ihn begleitete.
    Er kletterte über die Stelle hinweg, ah der der Trichter an die Wand stieß und befand sich nun innerhalb der Mauer. Er ging noch ein Stück weiter, bis der Lichtschein, der von der Halle hereinfiel, fast erloschen war, und drückte dann zaghaft auf den Knopf des Stabes, den er immer noch fest in den Händen hielt.
    Hier in der Dunkelheit war die Wirkung noch viel stärker und überraschender als draußen in der Halle. Egan-Egan erschrak fast vor dem grellen Lichtbalken, der aus dem Stab heraus in die Finsternis stach. Zögernd griff er mit der Hand voraus und tastete mit dem Finger nach dem entsetzlich hellen Etwas, das da vorne aus dem Stab quoll. Es beunruhigte ihn, daß er es nicht fassen konnte. Sein Finger drang in die helle Bahn hinein, als ob dort nichts sei.
    Auf der anderen Seite schmerzte es auch nicht. Egan-Egan ließ den Finger eine Weile dort und zog ihn dann heraus, um zu fühlen, ob ihm etwas geschehen sei. Offenbar war er unverletzt.
    Vielleicht war es doch Licht, überlegte er, was aus dem Stab herauskam. Wenn es aber Licht war, dann sollte er den Stab eine Lampe nennen; denn Lampen hießen die Öffnungen, durch die das Licht sich den Menschen bemerkbar machte.
    Er schwang den Stab mutig in die Richtung, in die er marschieren wollte, und ging los, um sich etwas zu essen zu verschaffen.
     
    *
     
    „In Abteilung C-sieben bekommen sie keine frische Luft mehr“, sagte Trond-Trond. „Wir sind eben dabei, die Abteilung zu räumen.“
    Der ihm gegenüber saß, war Elf-Elf, ein Unterbeamter der C-Abteilung, während Trond-Trond der Chef der ganzen Abteilung war.
    „Das wird Enge geben“, antwortete Elf-Elf bekümmert. „Nirgendwo ist mehr soviel Platz, daß wir die ganze C-sieben unterbringen könnten, ohne anderen Leuten Zimmer wegzunehmen.“
    Trond-Trond nickte.
    „Das stimmt. Ich will bei dem Rat anfragen, ob wir die Wohnraumrate schon wieder herabsetzen können.“
    „Wie ist es denn geschehen?“ fragte Elf-Elf.
    „Eine Frau behauptet, ihr Kind hätte ein Loch in die Wand geschlagen, und daraufhin sei ein fürchterlicher Sturm entstanden. Das könnte natürlich bedeuten, daß durch dieses Loch in der Wand alle Frischluft ausgeströmt ist; aber irgendwie erscheint mir die ganze Geschichte nicht besonders glaublich. Die Frau stößt eine Verwünschung nach der andern über ihren ungeratenen Sohn aus. Ich glaube, sie würde das Kind zu Tode prügeln, wenn es je wieder zurückkäme. Aber ich weiß auch gar nicht, ob sich die Sache wirklich so verhält.“
    „Was sagt denn das Kind?“
    „Erstens“, antwortete Trond-Trond, „ist es erst fünf Jahre alt und würde wahrscheinlich aus lauter Angst gar nicht viel sagen, und zweitens ist es verschwunden. Die Frau behauptet, es sei in das Loch in der Wand hineingekrochen; aber das ist vermutlich Unsinn. Nicht einmal ein Kind würde so etwas wagen.“
    Elf-Elfs Neugierde war gestillt, er stellte keine Fragen mehr.
    „Du kannst mit mir kommen“, sagte Trond-Trond nach einer Weile. „Ich will den Rat wegen der Wohnraumrate fragen.“
    Elf-Elf nickte. Sie standen auf und verließen den Raum. Draußen vor der Tür führte fast ohne Zwischenraum das erste Beschleunigungsband vorbei. Sie traten darauf, vornübergebeugt, um sich nicht umreißen zu lassen, und wechselten nach einigen Sekunden auf das nächste Band.
    Trond-Tronds Amtsstube befand sich etwa in der Mitte des C-Bereichs, der von der riesigen Masse des gesamten Gebäudes nur einen winzigen Teil darstellte. Es gab eine Menge C-Bereiche, und der, der Trond-Trond unterstellt war, hätte eigentlich C-IV-15 heißen müssen; aber selbst der. nächste Unterabschnitt – V oder VII – ganz zu schweigen von dem Oberabschnitt 14 oder 13, war schon so weit entfernt, daß kaum jemand ihn kannte. Selbst Trond-Trond war nur zweimal in seinem Leben so weit gekommen.
    Die 1. Straße, an der Trond-Tronds Arbeitsraum lag, war nicht sonderlich breit. Nur Beamte hatten hier zu tun, und Beamte gab es nicht übermäßig viele. Die Straße lief durch die Reihe der großen Proviantsilos für den C-Bezirk und mündete nach einem Kilometer auf den Philosophenboulevard, der mit seiner Breite von mehr als vierhundert Metern und seinen ungezählten Transportbändern einem mächtigen Strom glich, dessen eines Ufer zum C-Bezirk und dessen anderes zum nördlich angrenzenden D-Bezirk
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