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TS 38: Planet der Amazonen

TS 38: Planet der Amazonen

Titel: TS 38: Planet der Amazonen
Autoren: Poul Anderson
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sich erbittert.
    Jemand schrie gellend, packte die fallengelassene schwarze Fahne und stürmte auf einen der Türme zu. Hundert Mädchen strömten hinter ihr her. Alle konnten sie nicht zurückgeschlagen werden, und so gelangten sie in den Sicherheitsbereich, in welchem das Maschinengewehr nicht zur Anwendung gebracht werden konnte. Eine Gruppe von älteren Frauen, bisher als Reserve zurückgehalten, rannte jetzt mit Leitern ans Ufer. Sie stellten sie gegen die Stadtmauern, nahe bei den Türmen. Die Angreiferinnen auf den Mauern oben zogen sie hinauf und legten sie gegen die Zinnen.
    Nelly packte Davis und wirbelte ihn in einem wilden Tanz über das Deck. „Wir haben sie! Wir haben sie!“ frohlockte sie. Die Planken zitterten unter ihren Füßen.
    Die angreifende Truppe stürmte die Treppen hinunter. Weitere folgten, eine ganze Welle von Bewaffneten fegte über die Leitern und in die Stadt hinein. Die Rotkreuzfahne wurde heruntergeholt und an ihrer Stelle der Jolly Roger gehißt.
    Davis fühlte sich elend. Seine ganze Kultur war gegen den Krieg eingestellt; aus dem Geschichtsunterricht entsann er sich nur zu gut, wie ganze Städte in radioaktivem Rauch aufgegangen waren und wie Unfruchtbarkeit schleichend die grünen Hügel der Erde überzogen hatte.
    „Angst?“ höhnte Barbara. „Du bist hier in Sicherheit!“
    „Gewiß“, sagte Valeria. „Und sobald es so aussieht, als ob du verletzt werden könntest, bringen wir dich ja weg!“
    „Ich habe nicht die Absicht, mich zurückzuziehen!“ sagte Davis mit rauher Stimme.
    „Doch, das wirst du, mein Entchen, wenn es nötig wird“, sagte Nelly. „Wenn du getötet wirst, was haben wir dann davon? Wir müssen siegen … haben gar keine andere Wahl. Wenn die Ärzte siegen, so gibt es auf diesen Inseln nie wieder ein Baby!“
    Das war es, was sie im Grunde antrieb, dachte Davis. Das!
    Außer den Toten und Verwundeten und einigen wenigen Wachen war jetzt beinahe die gesamte Angreiferarmee im Inneren der Stadt außer Sicht. Davis konnte nur noch den Kampflärm hören. Er schien schwächer zu werden – das hieß, daß seine Partei die Ärztinnen zurücktrieb.
    Und was, wenn er siegte? Ein Sieg, an dem man selber nicht beteiligt war, bedeutete für einen Mann keinen Sieg!
    Dann wurden die Eisentore aufgerissen. Von der Fischvogel aus vermochte er nicht hindurchzusehen, aber er erkannte doch, daß die Westseite der Stadt von seinen Leuten bereits besetzt war.
    „Ich denke, wir werden den ganzen Platz noch vor Ebbe eingenommen haben“, sagte Nelly. „Aber was dann?“
    „Wir werden den Befruchtungsapparat in unseren Händen haben“, erinnerte sie Davis. „Ganz zu schweigen vom Prestigegewinn, den uns der Sieg einbringen wird. Wir werden den Planeten praktisch besitzen.“
    „Ach, ja, stimmt! Das vergesse ich fortwährend. Ich werde langsam alt, Liebling.“ Nelly schwang ihre Axt. „Aber ich möchte doch immer noch einigen Ärzten zu Leibe rücken!“
    Plötzlich erscholl ein Schrei durch den Toreingang.
    Seefahrerinnen strömten daraus hervor, taumelten übereinander und warfen ihre Waffen in blinder Aufragung von sich. Etwa zweihundert Frauen steuerten auf die Schiffe zu.
    „Was ist geschehen?“ brüllte Nelly. „Hört auf damit, ihr Heultüten! Hört sofort auf!“ Dann verfiel sie in eine Schimpftirade übelster Sorte.
    Barbara nahm das Megaphon aus ihren Händen.
    „Steuert einwärts!“ rief sie. „Wir gehen an Land!“
    Die Frau am Steuerruder sah krank aus, aber sie zog an einer Signalleine. Unten im Schiffsrumpf wurden die Anker hochgedreht und die Windmühle in Betrieb gesetzt. Mit einem metallischen Quietschen fing sie an zu arbeiten. Das Schiff glitt langsam über einen engen Streifen offenen Wassers hin.
    Nelly Udall wartete stumm. Das Schiff stieß gegen einen der bereits gelandeten Schoner. Zwei Mädchen, die an der Reling standen, schleuderten Enterhaken hinüber.
    „Los, gehen wir!“ schnappte Valeria. Sie sprang mit erhobener Axt auf das Deck des Schoners hinüber.
    Barbara sah, wie Davis folgte. „Nein!“ rief sie.
    „Doch!“ entgegnete er grob. „Ich bin lange genug dagestanden!“
    Sie packte ihn am Arm. Er schüttelte sie ab, blind vor Wut, und eilte zum Landesteg hinüber.
    Die Menge kam noch immer aus den Toren hervorgelaufen und irrte ziellos vor den Schiffen umher. Bereits wurde ein Anker gelichtet. Davis faßte sich eine Craig und wirbelte sie herum.
    „Was ist los?“ schrie er.
    Sie blickte ihn stumpf an. „Das Feuer!“
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