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TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok
Autoren: Tom Godwin
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Widerstand zu leisten …“
    Schweigen folgte, als der Kommandant die Anordnungen durchgegeben hatte. Lake und Humbolt blickten sich an, beide hatten denselben Gedanken: Sie standen in dem Kontrollraum eines Raumschiffes, das jetzt ihnen gehörte, ein Schiff, das sie nach Athena, zur Erde oder an das Ende der Galaxis bringen konnte.
    Der Kommandant beobachtete sie, und in seinem Gesicht zeichnete sich deutlich ab, daß er das Geschehene immer noch nicht fassen konnte.
    „Die Luftschleusen …“, begann der Kommandant. „Wir schlossen sie nicht zur rechten Zeit. Wir hatten nicht geglaubt, daß ihr es wagen würdet, das Schiff zu stürmen … jedenfalls nicht Wilde in Tierfellen.“
    „Das weiß ich“, antwortete Humbolt. „Darauf hatten wir unseren Plan ja aufgebaut!“
    Der Kommandant schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die bei den Gerns Hilflosigkeit ausdrückte.
    „Keiner von uns hat damit gerechnet, daß auch nur einer von den Untauglichen, die wir damals hier aussetzten, überleben würde.“
    „Ich weiß“, sagte Humbolt wieder.
    „Die höllische Schwerkraft, die Hitze und Kälte, das Fieber, die Tiere … Wieso starben nicht alle?“
    „Wir Ragnarok-Menschen hatten ein Ziel, das uns vorwärtstrieb und aufrechterhielt“, erklärte Humbolt. „Das Ziel, eines Tages den Gerns wieder gegenüberzutreten. Ihr ließet uns auf einem Planeten ohne Hilfsquellen zurück, in einer Welt, die uns keinerlei Entgegenkommen zeigte, sondern uns nur Feinde entgegenstellte. Und so machten wir diese Feinde zu unseren Verbündeten, zu unseren Hilfsquellen. Wir selbst paßten uns der Schwerkraft an, von der man geglaubt hatte, sie würde uns töten. Wir wurden stärker und reflexschneller als die Gerns. Die Tigerwölfe und Einhörner machten wir zu unseren Verbündeten, und mit ihrer Hilfe schlugen wir heute nacht die Gerns. Und so haben wir Ihr Schiff erobert.“
    Der Kommandant lachte bitter. „Ihr habt das Schiff erobert, aber was könnt ihr Wilde schon mit einem modernen Gern-Kreuzer anfangen?“
    „Was wir damit anfangen können?“ wiederholte Humbolt die Frage. „Zweihundert Jahre hatten wir Zeit, um zu planen. Der Kreuzer ist in unserem Besitz, und in sechzig Tagen wird uns Athena gehören. Und das wird erst der Anfang sein.“
     
    *
     
    Sechs Tage lang herrschte im Schiff ein emsiges Treiben. Ragnarok-Männer inspizierten den Kreuzer und zwangen die Gefangenen, sie in der Bedienung des Schiffes zu unterweisen. Tigerwölfe glitten durch die Korridore, und ihre gelben, kalten Augen beobachteten jede Bewegung der Gerns. In ihrer angeborenen Neugier begannen die Bockshörnchen durch das Schiff zu wandern, darauf vertrauend, daß die Ragnarok-Menschen und die Tigerwölfe schon dafür sorgen würden, daß ihnen nichts geschah.
    Die Ragnarok-Menschen stellten bald fest, daß die Bedienung des Schiffes infolge der automatischen Steuerung und Anlagen möglich war und im Prinzip mit den Anleitungen übereinstimmte, die Commander Lake vor fast zweihundert Jahren für sie niedergeschrieben hatte.
    Nachdem sie sich sechs Tage lang mit den Kontrollen und Automaten vertraut gemacht hatten, trafen sie ihre Vorbereitungen für den Abflug. Sie überließen den auf Ragnarok Zurückbleibenden alle Hilfsmittel und Vorräte des Kreuzers, die sie bei ihrer 40-Tagereise nach Athena entbehren konnten, und schenkten den Einhörnern als Belohnung für den Kampf die ersehnte Freiheit.
    Am Morgen des siebenten Tages starteten sie und nahmen die Transition in den Hyperraum vor.
    Inzwischen war der Gern-Kommandant nicht mehr von Wert für sie. Der Schock, den er dadurch erlitten hatte, daß „Primitive“ ihm sein Schiff weggenommen hatten, war zuviel für ihn gewesen; sein Geist hatte sich völlig verwirrt.
    Dafür aber war Narth, der Unterkommandant, sehr hilfsbereit geworden. Besonders oft hielt er sich im Kontrollraum auf, und am zwanzigsten Tag der Reise ließen die Sieger ihn absichtlich allein, damit er das ausführen konnte, was er durch seine heuchlerische Hilfsbereitschaft zu erreichen gesucht hatte: über den Hyperraumsender ein Signal nach Athena zu schicken.
    Unmittelbar danach änderte sich Narths Verhalten abrupt. Mit jedem Tag trug der Unterkommandant seinen Haß und seine geheime, freudige Erwartung offener zur Schau.
    Der 35. Tag brach an – Athena lag nur noch fünf Tage von ihnen entfernt – der Tag, an dem die Gerns mit ihnen abrechnen wollten …
     
    *
     
    Sterne, mit der Sonne von Athena als Mittelpunkt,
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