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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos
Autoren: David Grinnel
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vor ihm eine grelle Stichflamme auf. Das Feuer hatte einen Teil des Filmmaterials erfaßt; in Sekundenbruchteilen stand die große Halle in Flammen; es war zu spät, noch etwas zu retten.
    Langsam klangen die Geräusche des Kampfes ab. Die FBI-Beamten hatten die Oberhand errungen. Enderby tauchte plötzlich neben Alton auf. Sein Gesicht war blutverschmiert, und der weiße Mantel hing in Fetzen um seine hageren Schultern.
    „Der Anschlag ist mißlungen“, berichtete er keuchend. „Jack Quern ist tot, erschossen von einem FBI-Beamten. Der Rest der Bande hat sich in alle Winde zerstreut, aber sie kommen nicht durch. Ein schwacher Trost für uns, daß die Unterlagen nicht in die Hände einer skrupellosen Gruppe fielen. Der größte Teil ist durch den Brand vernichtet worden.“ Er wandte sich ab und ging in die Dunkelheit davon – ein geschlagener Mann, ein Mensch, dessen Leben ohne Sinn geworden war.
    Alton beobachtete Marco, der im Schein einer Taschenlampe Filmrollen und verstreute Blätter vom Rasen aufsuchte. Marcos Gesicht war bleich und leer, seine Bewegungen wirkten mechanisch wie die einer Marionette.
    Warren dachte plötzlich an Marge. Er hatte sie aus den Augen verloren, als sie das Observatorium verließen. Nun packte ihn Angst um sie. Was war geschehen? War sie zwischen die kämpfenden Parteien geraten und verletzt worden? Er rannte hierhin und dorthin, erblickte das Mädchen aber nicht. Plötzlich schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf – so ungeheuerlich. daß er sekundenlang wie erstarrt stand. Dann winkelte er die Arme an und lief in der Richtung des Atommeilers davon. Er fühlte sein Blut in den Schläfen pochen, während seine Blicke die Dunkelheit durchforschten. Als er das Wohngebäude umrundete, sah er das Mädchen. Mit wehendem Haar lief sie vor ihm, eine schmale, zerbrechliche Gestalt, und doch beseelt von einem eisernen Willen, der sie aufrecht hielt. Warren rief ihren Namen, aber sie unterbrach den Lauf nicht, wandte nicht einmal den Kopf. Nun erkannte er, daß der Atommeiler ihr Ziel war. Nur noch fünfzig Meter trennten sie von dem flachen, geduckten Bau, dessen Nähe ihre Schritte zu beflügeln schien. Warren verdoppelte seine Anstrengungen, aber der Abstand verringerte sich nur langsam.
    Marge erreichte die Tür und riß sie auf. Licht fiel nach draußen, und Warren sah das Mädchen unschlüssig zwischen den blitzenden Geräten der Kraftstation verharren. Dann bückte sie sich, begann ohne langes Überlegen Stecker aus den Anschlußdosen zu ziehen, Sicherungen herauszuschrauben, Schaltknöpfe zu drehen. Als Warren den Eingang erreichte, streckte Marge den Arm gerade nach dem Hauptschalter aus.
    „Marge!“ schrie er gellend. „Halt! Was wollen Sie tun!“
    Sie antwortete nicht, wandte ihm nur das Gesicht zu. Ihre hellen Augen leuchteten in unheimlichem Triumph. Sie legte den großen Hebel um, und der Raum versank in Dunkelheit. Im schwachen Widerschein der brennenden Hubschrauber sah Warren, wie die Arme des Mädchens herabsanken und ein Zittern ihren Körper durchlief.
    Er packte ihre Schulter, zwang sie, ihm ins Gesicht zu blicken.
    „Marge, was haben Sie getan?“ flüsterte er leise. „Kommen Sie!“
    Sie leistete keinen Widerstand, als er sie hinausführte. Langsam löste sie sich aus seinem Arm, ein tiefer Atemzug hob ihre Brust. Ihre Augen leuchteten, als sie auf das Zifferblatt ihrer Armbanduhr blickte.
    „Elf Uhr“, flüsterte sie und zog Warren mit sich, bis sich vor ihnen die Kuppel des Observatoriums erhob. „Sie können es tun, es wird ihnen gelingen. Ich bin glücklich, Warren, so glücklich wie noch nie in meinem Leben!“
    Langsam begriff er, wovon sie sprach. „Marge, Sie haben …?“
    Das Mädchen nickte. „Lassen Sie die Kuppel nicht aus den Augen, Warren!“ stieß sie erregt hervor. „Bleiben Sie an meiner Seite. Ich darf in dieser Stunde nicht allein sein. Ja, ich habe es getan, habe den Atommeiler abgeschaltet! Nun muß es ihnen gelingen, Warren, nachdem ihr Universum der äußeren Fesseln ledig ist.“
    Warren wollte antworten, aber er kam nicht mehr dazu. Es schien, als hebe sich plötzlich das Kuppeldach des Baues. Eine Druckwelle traf die wie erstarrt Stehenden. Ein breiter, orangefarbener Lichtstrahl tastete sich aus dem Innern des Observatoriums in den Himmel, zugleich erfüllte ein helles Summen die Nacht. Der Lichtstrahl wechselte die Farbe, wurde zu einem matten Grün, in dem ein silbern leuchtendes Etwas auftauchte, das, immer größer werdend,
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