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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos
Autoren: David Grinnel
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zurück und richtete sich auf den Mann, der sich neben ihr auf das Geländer stützte.
    „Ich kann es nicht fassen, Warren“, sagte sie kaum hörbar. „Sind wir wirklich erst seit Wochen hier?“
    Warren nickte. „Wochen, wie sie kein Mensch vor uns durchlebte“, erwiderte er. „Wochen, die Jahrhunderte und Jahrtausende umschlossen. Wer hätte gedacht, daß unsere Jagd nach einer Story für den „Star“ damit enden würde, daß wir eines der größten Wunder aller Zeiten erleben!“
    Steiner, der bisher geschwiegen hatte, räusperte sich. „Ein Wunder?“ wiederholte er. „Ihnen mag es als solches erscheinen. Ich sehe die Dinge mit anderen Augen, mit den Augen des Wissenschaftlers, der für jedes Wunder eine Erklärung findet. Ich habe dieses Universum von seiner Entstehung an beobachtet, und ich kann nicht leugnen, daß es Augenblicke gab, in denen ich mich als Schöpfer eines Universums fühlte. Heute, da ich das Ende meiner Schöpfung erleben muß, weiß ich, daß ich kein gütiger Schöpfer bin. Ich weiß genau, was geschehen wird. Am Rand des Mikrokosmos wird sich ein Nebelfeld bilden, sobald jene sonderbaren Wesen mit ihren Raumschiffen gegen die von uns gesetzten Grenzen prallen. Ein Lichtblitz, eine kleine Detonation, mehr nicht. Millionen Leben ausgelöscht, bevor die Rückentwicklung ihrer Welt sie vernichtet. Ist es nicht besser so? Versuchen wir nicht, jeder Kreatur unnötige Qualen zu ersparen?“
    Warfen starrte wie hypnotisiert in den pulsenden dunklen Raum. „Sie glauben, daß der Durchbruch auf keinen Fall gelingt? Vergessen Sie nicht, daß ungeheure Kräfte mobilisiert werden, die auf eine einzige, im Verhältnis zum Ganzen winzige Stelle der Oberfläche gerichtet sind. Kann die Kruste nicht gesprengt werden, kann sie sich nicht wenigstens für einen kurzen Zeitraum öffnen und nach dem Passieren der Flotte wieder schließen?“
    Steiner lächelte, und Marge hielt den Atem an. „Diese winzige Chance, die sich nicht errechnen läßt, ist natürlich gegeben“, erwiderte Steiner. „Sie ist die Unbekannte, die auch ein exakter Wissenschaftler bei seinen Planungen einkalkulieren muß. Aber es wird nicht geschehen, Mr. Alton. Wenn es nämlich geschähe, gäbe es bei uns eine ungeheure Detonation mit entsetzlichen Folgen. Um dies zu vermeiden, halten wir das Mikrouniversum mit Hilfe unserer atomaren Kräfte in Schach. Sie sehen, wir sind keine Narren, die sich unfehlbar dünken. Hielte die Oberfläche des Universums dem Ansturm nicht stand, so würde sie sich unter dem verstärkten inneren Druck ausdehnen, die Grenzen dieses ganzen Gebäudes sprengen und unsere ganze Arbeit in Frage stellen. Aber dies alles ist Theorie. Die Praxis sieht anders aus: Sie wird das Universum zusammenschrumpfen lassen und die von uns darum gelegte Klammer unnötig machen. Solange unsere Gegenkräfte am Werk sind, wird nichts geschehen, das wir nicht vorausgesehen hätten.“
    Seine Rechte beschrieb eine kreisende Bewegung, und Warren wußte, daß Steiner auf die unsichtbaren Strahlen anspielte, die aus allen Richtungen auf den Mikrokosmos einwirkten.
    „Die Strahlen“, nickte Marge, und Warren bemerkte ein Leuchten in ihren Augen, das ihn erschreckte. „Sie sprechen doch von den Strahlen, Dr. Steiner, auf deren Wirkung alle Ihre Berechnungen aufgebaut sind. Wie werden sie kontrolliert? Wie können Sie so sicher sein, daß sie im entscheidenden Moment nicht versagen?“
    Steiner lächelte amüsiert. „Werfen Sie einen Blick auf das kleine Armaturenbrett neben dem Hauptteleskop“, schlug er vor. „In seiner Mitte ruht ein gelber Hebel. Mit diesem Hebel läßt sich die Intensität der Strahlen regulieren. Sie können sie verstärken oder abschwächen, aber Sie können eines nicht. – sie abschalten! Es gibt keine Vorrichtung, die das könnte. Nur ein Versagen des Atommeilers könnte dies bewerkstelligen, und von dieser Seite sind wir noch nie im Stich gelassen worden. Der Atommeiler unterliegt seinen eigenen Gesetzen, die vom Observatorium aus nicht zu beeinflussen sind.“
    Länger als eine halbe Stunde standen die drei Menschen noch schweigend in die Betrachtung des dem Untergang geweihten Universums versunken, bis Marges Frage die Stille unterbrach.
    „Haben Sie vor, noch heute jemand einer Verwandlung zu unterziehen? Wird einer von uns jene letzten hektischen Stunden miterleben?“
    Steiner schüttelte den Kopf. „Ich war dafür“, sagte er und hob die Schultern, „aber Enderby hatte Bedenken. So
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