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TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

Titel: TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes
Autoren: Jesco von Puttkamer
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gespenstisch über die glatten Wände, als die trübe, gelbe Kerzenflamme unstet flackerte. Er hatte einige Mühe, in den Raumanzug zu steigen, aber schließlich war es soweit. Die Dichtungen schlossen sich unter seinen Händen, und die Stulpen der schweren Handschuhe verschmolzen hermetisch mit den Ärmelansätzen.
    Er ergriff den Helm mit dem angeschlossenen Atemgerät, zögerte einen Moment und zuckte dann die Schultern.
    „Es bleibt mir nichts anderes übrig, Jim“, sagte er. – „Wir können jetzt von Chester Clayton King keine Hilfe mehr erwarten. Er ist tot. Ich werde das Schiff verlassen und mich dem Elektronengehirn ausliefern. Mal sehen, ob ich noch etwas retten kann. Ich bezweifle es jedoch.“
    Mit einer entschlossenen Bewegung setzte er sich den Helm auf. Sein Techniker verschraubte ihn mit der Halskrause des Anzugs, und dann begann das Atemgerät zu arbeiten, das er auf dem Rücken trug. Die Schläuche, die zum Helm führten, füllten sich.
    Die Heizung des Anzugs, die durch eine Batterie betrieben wurde, funktionierte nicht, ebenso wie alle elektrischen Geräte des Schiffes. Auch das Kühlaggregat, das die Innentemperatur bei direkter Sonneneinstrahlung in erträglichen Grenzen halten sollte, hatte den Dienst aufgesagt. Er mußte zusehen, daß er sich ohne die beiden Apparate durchschlagen konnte.
    Glücklicherweise konnten die Schleusen des Schiffes auch durch einen Handmechanismus geöffnet werden. Es dauerte einige Zeit, während die beiden Männer keuchend an den großen Handrädern drehten, aber dann öffnete sich die Luke langsam, Matchett trat in die Schleuse, wartete, bis die Tür hinter ihm geschlossen war, und öffnete dann die äußere Luke.
    Vor ihm erstreckte sich die metallene Oberfläche des Planeten.
    Während die Rampe langsam hinunterglitt, verharrte er reglos und blickte über die spiegelglatte Ebene hinweg. Nirgends ließ sich die geringste Erhebung oder Unregelmäßigkeit feststellen.
    Die Beobachtungen aus dem Weltraum und der ungeheuer weit entfernte Horizont hatten ihm gezeigt, daß dieser Planet viel größer war als die Erde. Und doch besaß er eine Schwerkraft, die sich durchaus ertragen ließ, auch wenn sie fühlbar höher war als die der Erde. Das ließ darauf schließen, daß der Hohlraum dieser Planetenkugel lange nicht vollständig ausgefüllt war, sondern viele leere Stellen enthielt. Zweifellos hatte das Gehirn bei der Festlegung seiner Größe spätere Anbaumöglichkeiten berücksichtigt.
    Jetzt kam die Rampe zur Ruhe. Matchett richtete sich auf und schritt entschlossen die schräge Ebene hinunter. Die TELLUS lag völlig hilflos auf der weiten Ebene, nicht nur ihrer Mannschaft beraubt, sondern auch ihrer Lebensfähigkeit. Es blieb ihm nichts übrig, als das Gehirn persönlich zu konfrontieren. Vielleicht …
    Aber Matchett war sich bewußt, daß er allein nicht viel gegen dieses riesenhafte Gebilde ausrichten konnte. Die Wahrscheinlichkeit hierfür grenzte nahe an Null.
    Als er auf die Metallfläche trat, blieb er wieder stehen. Suchend glitt sein Blick über den Horizont, aber überall zeigte sich ihm das gleiche Bild: Spiegelnder Metallboden und sonst nichts.
    Aber dann, als er zur anderen Seite hinübersah, erkannte er plötzlich, daß er sich geirrt hatte.
    Das Elektronengehirn begann sich zu rühren.
    In geringer Entfernung von ihm hatte sich eine große Öffnung in der glatten Metallfläche gebildet. Eine Platte mußte dort abrupt abwärts geglitten sein. Dunkel und drohend starrte ihn das schwarze Loch an.
    Eine Maschine stieg aus ihm hervor. Bin alptraumartiges Gebilde aus Armen und Beinen, die sich in maschinellem Stakkato-Rhythmus bewegten. Große, schimmernde Linsen warfen blitzende Reflexe, als die Maschine rasch auf ihn zukam.
    Matchett zuckte die Achseln und wartete, bis sie ihn erreichte. Er wehrte sich auch dann nicht, als sich zwei mächtige klauenartige Zangen um ihn schlossen. Gelenke bewegten sich, und zwei starke Arme hoben ihn mühelos in die Höhe. Er verharrte reglos. Jetzt war nicht der Augenblick, an Gegenwehr zu denken. Die Maschine hatte ihn nicht verletzt, geschweige denn getötet. Das Gehirn wollte ihn lebend haben.
    Warum?
    Das mechanische Monster wirbelte herum und glitt wieder rasch auf die Öffnung zu. Matchett erhaschte einen letzten Blick auf den riesigen, granatenförmigen Rumpf der TELLUS, dann tauchte die Maschine mit ihm in das Dämmerlicht der Öffnung hinunter. Sekunden später glitt eine Metallplatte in die Höhe und
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