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TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

Titel: TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes
Autoren: Jesco von Puttkamer
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Gehirn etwa …
    Er stieß einen Schrei aus und sprang zurück, um sich zu wehren, aber seine Reaktion kam zu spät. Die Zangen des Robots schlossen sich bereits um ihn, und einen Moment lang betäubte ihn die Angst vor dem Bevorstehenden. Als er wieder zu sehen vermochte, lag er rücklings auf einem blitzenden Metalltisch, und der Robot war damit beschäftigt, seine Arme und Beine in stählernen Halteklauen zu befestigen.
    Im Hintergrund bewegten sich andere Maschinen. Von allen Seiten kamen sie jetzt auf ihn zu. Er versuchte, um sich zu schlagen, aber die Klammern hielten ihn unverrückbar fest.
    Währenddessen sprach das Gehirn pausenlos weiter. Er vernahm seine Stimme und seine Worte, aber die Bedeutung des Gesagten wurde ihm nicht bewußt.
    Und dann erreichten ihn die herangleitenden Maschinen, und er erkannte, daß sein Schicksal besiegelt war.
    „Um dich noch möglichst lange am Leben zu erhalten“, dröhnte die gigantische Stimme, „habe ich eine Atmosphäre erzeugt, wie sie dein organischer Körper benötigt. Auch die Schwerkraft habe ich deinen Verhältnissen angepaßt, um bei der Untersuchung deines Körpers möglichst unverfälschte Ergebnisse zu erhalten. Es ist mir klar, daß du im Verlauf der bevorstehenden Operation nicht sehr lange lebensfähig bleiben wirst, aber meine Werkzeuge, die dich jetzt aufschneiden werden, um dein Inneres zu erforschen, werden dies dergestalt tun, daß. du möglichst lange am Leben bleibst. Anschließend werde ich euer Schiff einer genauen Inspektion unterziehen und dann eine große Flotte zu deinem Heimatsystem schicken.“
    Matchett hörte die Worte mit einem abgetrennten Teil seines Bewußtseins. Er bildete zu den Maschinen auf, die sich jetzt über ihn beugten. Statt klauenähnlicher Zangen saßen bläulich schimmernde, blitzende Skalpelle an ihren vielgliedrigen Armen, und in ihren Bewegungen lag eine tödliche Zielstrebigkeit.
    Er wußte, daß ihm nur noch Sekunden verblieben, und er nahm Abschied vom Leben. Das überwältigende Empfinden, versagt zu haben, erfüllte ihn mit schmerzhafter Intensität. Die Expedition war gescheitert. Die TELLUS lag verlassen und schutzlos im Machtbereich des riesigen Robotgehirns. Die gesamte Besatzung befand sich auf irgendeinem anderen Planeten, völlig abgeschnitten von Waffen und Vorräten.
    Und Chester Clayton King, der schlafende Gott war tot.
    Er sah das Skalpell auf sich zukommen, und er schloß die Augen. Sein ganzer Körper spannte sich in Erwartung des ersten Schmerzes. Sein Geist verharrte reglos auf der Stelle.
    Und die Zeit verstrich.
    Matchett wußte nicht, wie lange er so gelegen hatte. Es kam der Augenblick, als die Erkenntnis in sein blockiertes Bewußtsein einsickerte, daß irgend etwas nicht stimmte. Wo blieben die stechenden Lanzen des Schmerzes?
    Er schlug die Augen auf und starrte empor.
    Eine Handbreit über seiner Brust schwebte das Skalpell, aber der Arm, an dem es saß, war erstarrt. Die Robots verharrten reglos. Kein Geräusch ließ sich hören. Salbst die dröhnende Stimme des Elektronengehirns war verstummt.
    Ein wildes Keuchen entrang sich seinem Mund. Seine Augen drohten aus ihren Höhlen hervorzuquellen, aber dann sank er schlaff und entspannt zurück, als sich – einer schützenden Decke gleich – eine siegreiche, fremde Kraft in seinem Gehirn ausbreitete.
    „Chester!“ murmelte er, als er in den tiefen Abgrund der friedenspendenden Ohnmacht hinuntersank. „Chester, du lebst!“
    Dann wußte er nichts mehr.

 
17. Kapitel
     
    Das unübersehbare Sternenmeer des Spiralnebels M-33 im Sternbild Andromeda strahlte in unbeschreiblicher Pracht von den Bildschirmen. Die fernen Sonnen erschienen wie glitzernde Diamanten, die in allen erdenklichen Farben schillerten, Diamanten, die von einem unvorstellbaren Titanen zu Myriaden und aber Myriaden über das schwarze Samttuch des Weltraums wahllos verstreut worden waren.
    Das Expeditionsschiff TELLUS raste mit vieltausendfacher Lichtgeschwindigkeit durch die endlosen Tiefen des Raums, aber die strahlenden Nadelköpfe auf ihren großen Bildschirmen verkündeten, daß sie in der Unendlichkeit nicht allein war. Überall gab es Leben und Licht.
    Douglas Matchett, der – aus der Mutanten-Abteilung kommend – durch das hohe Portal auf die lichterfüllte Kommandobrücke des rasenden Schiffes trat, vermochte den Blick für lange Minuten nicht von den Sichtplatten abzuwenden. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, wieder im Schutz das Schiffes, dieser riesigen
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