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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix
Autoren: Harold Mead
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durch diese Dunkelheit wie eine schleichende Katze, hielt inne, lauschte, bewegte mich weiter. Ich wußte, daß, wenn ich von einem Beamten angehalten würde, Erklärungen keinen Zweck hätten. Nichts war gesagt worden, aber jeder wußte es; die Leute waren in ihren Hütten, die Türen geschlossen.
    Mein Instinkt – vielleicht auch irgendein leichtes Geräusch, von dem ich nicht wußte, ob ich es wirklich gehört hatte – ließ mich in die tiefe Dunkelheit einer Mauer kriechen, und zwei Beamte patrouillierten auf leisen Sohlen an mir vorüber. Sie schritten langsam und ruhig vorbei, während ich bewegungslos in der Dunkelheit kauerte. Ich konnte feststellen, daß sie Halt machten. Ein Klirren von Metall war zu hören.
    „Was nutzt uns das schon ohne Licht?“ sagte einer. „Ich dachte, soeben eine Bewegung bemerkt zu haben.“
    „Hero muß vom Staat elektrische Batterien anfordern“, erwiderte sein Begleiter. „Wann werden die Verhaftungen beginnen?“
    „Bald, denke ich. Eine gute Sache. Die Staatsbeamten sind nur eine Last für uns. Warum sollen sie uns auch ständig kontrollieren, ich habe das schon immer wissen wollen. Nun, jetzt ist die Zeit gekommen. Hero wird nicht zögern.“
    Als sie gegangen waren, schlich ich weiter. Schließlich kam ich zum Lagerhaus, das sich gegen den dunklen Himmel kaum abhob. Ich tastete mich zur Tür. Dann blieb ich bewegungslos stehen, hielt den Atem an, denn ich glaubte, ein Geräusch gehört zu haben. Aber es war nichts, nur das Schlagen meines Herzens. Ich atmete leise, fühlte nach dem Schlüsselloch, drehte den geölten Schlüssel, den ich bei mir trug, und ging hinein. Es herrschte völlige Dunkelheit. Ich tastete mich bis nach hinten zum Ladentisch. Jenny schlief dort in einer Ecke auf einem Haufen von Säcken. Ihr Atem ging ruhig und langsam. Sie lag auf dem Rücken, ein Arm unter ihren Kopf gelegt. Ich nahm ihre Hand in die meine. „Jenny“, sagte ich.
    Sie antwortete ruhig, aber ihre Stimme ließ mich aufhorchen. „Bist du es, mein Liebling?“ fragte sie. „John, laß uns weggehen von diesem Ort. Es ist so geräuschvoll hier, und ich hasse die Art, wie die Wärterin uns anschaut.“ Sie gähnte und setzte sich auf. Ihre Ausdruckslosigkeit war von ihr abgefallen. „Ich hatte einen Traum“, sagte sie. „Er war schrecklich. Du konntest nicht zu mir kommen, nur ein Geist von dir, eine Art Geist, aber ohne Gesicht.“ Dann gähnte sie wieder und streckte sich. „Oh!“ rief sie dann, „ich vergaß. Das Ministerium! Ist alles in Ordnung? Wir haben unsere ,A’-Lizenz für zwei Wochen bekommen, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte ich. „Mein Liebling, es ist alles in Ordnung, ich bin zu dir zurückgekommen, wie ich es dir versprochen hatte.“ Eine Riesenfreude durchflutete mich, aber unmittelbar darauf folgte Angst. Ich hatte Jenny wieder, aber es gab keine Zeit zu verlieren. Ich half ihr hoch. „Komm“, sagte ich. „Wir müssen durch diesen Traum wandern, aber wir gehen zusammen. Ich bin wirklich hier bei dir. Ich werde dich nicht wieder verlassen.“
    Im gleichen Augenblick wurde die Tür am anderen Ende aufgestoßen. Eine Laterne wurde hochgehalten, und in ihrem Schein konnte ich Superba erkennen. Hinter ihr standen zwei Kolonisten-Moralbeamte.
    Das Licht konnte unseren Platz am Ende des Lagerraumes nicht erreichen.
    „Er ist hier“, sagte Superba. „Schläft mit einer Rekonditionierten. Ich sah ihn hineingehen, und es gibt keine andere Tür. Geht und holt ihn.“
    Ich zog Jenny hinunter, und wir kauerten hinter dem Ladentisch. Ich hörte, wie sie die Hütte durchsuchten, und konnte die Laterne sehen, die hochgehalten wurde und die Regale, die an den Wänden des Lagerhauses standen, erhellte.
    „Sie werden hinter dem Ladentisch sein“, sagte Superba. „Sie sind auf jeden Fall hier. Geht und holt sie.“ Ihre Stimme klang hysterisch.
    Dann stand ich auf, und Jenny mit mir.
    „Nun“, sagte ich, „kommt und holt mich!“ Wir befanden uns am Ende der Hütte, eine Wand als Deckung im Rücken, den hohen Ladentisch und eine Wand zu unserer Seite. Sie mußten uns von vorn angreifen, oder über den Ladentisch. Mir war es in diesem Augenblick gleichgültig, ob sie mich bekamen oder nicht. Es gab keine Hoffnung mehr für die Zukunft. Aber da war Jenny. Ich durfte nicht aufgeben.
    Ich beobachtete die beiden Moralbeamten. Sie waren groß genug, aber sie schienen zu zögern. Vielleicht behagte es ihnen nicht, mich von vorn anzugreifen.
    „Worauf wartet ihr
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