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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix
Autoren: Harold Mead
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Fenster. Vor uns lag wieder Dunkelheit, und der Wind jammerte durch die Nacht. Superba sagte: „Der Regen hat aufgehört.“
    Ich schaute hinaus. Das Glühen leuchtete wieder auf, und über dem roten Schein glaubte ich dunklen, dicken Rauch zu erkennen.
    „Es ist ein Feuer“, sagte Superba, „auf einer der außenliegenden Farmen.“
    Dann sah ich einen zweiten Feuerschein aufflammen, weiter nördlich.
    Ich hörte Blackler im anderen Zimmer, und wir gingen zu ihm. Er war mit Gloria zusammen. Draußen liefen Menschen an der Hütte vorbei. Wir konnten aufgeregte Stimmen zwischen den Windstößen vernehmen.
    Ich sah, wie Blackler Gloria aus der Tür schob. „Geh zum Hospital“, sagte er zu ihr. „Es wird dort bald Arbeit für dich geben.“ Dann wandte er sich an mich: „Kommen Sie! Wenn das ein Feuer ist, müssen wir sehen, wie wir helfen können.“ Er griff nach seiner Arzttasche, und wir eilten davon.
    Wir liefen zusammen durch den heulenden Wind, immer dem Feuerschein entgegen, der die Nacht gespenstisch erhellte. Und endlich erreichten wir die erste brennende Farm.
    Die Holzgebäude waren nichts mehr als schwarze Skelette in den Flammen. Es war zu heiß, als daß wir uns den brennenden Häusern hätten nähern können, und offensichtlich auch zwecklos.
    Blackler ergriff meinen Arm. „Wo sind die Leute?“ rief er. Man konnte erkennen, daß der Rest der Menge ebenfalls nach ihnen suchte. Eine langgestreckte Hütte, die die rekonditionierten Arbeiter beherbergt hatte, stand nur noch als eine Ruine in einer Menge sprühender Funken. Hunderte von kleinen Flammen züngelten an den verkohlten Pfosten.
    „Sicherlich ist es ihnen gelungen, hinauszukommen“, sagte Blackler. „Die Wände waren dünn, und die Türen nicht weniger.“
    „Es sei denn, sie waren vorher schon tot“, warf ich ein.
    Aber nirgends waren Leute zu sehen. Erst als die Flammen kleiner wurden und langsam erstarben, konnten wir uns der Unglücksstätte nähern. Da – etwas weiter von uns entfernt stolperte jemand in der Dunkelheit und fiel über irgend etwas Weiches. Eine Fackel wurde gebracht, und in dem flackernden Licht sahen wir den Körper eines Kolonisten. Nicht weit von ihm entfernt lag ein anderer. Sie waren gräßlich zerhackt und hatten im Sterben versucht, ihre Gesichter mit ihren Händen zu schützen. Blackler stand auf, nachdem er die Toten untersucht hatte. „Ich vermute“, sagte er, „sie versuchten zu fliehen.“
    Auf der anderen Farm war das gleiche Bild.
    Bei Morgengrauen gingen wir wieder zum Lager zurück. Später traf ich George, der mit einer Gruppe weggeschickt worden war, um zwischen den Ruinen nach Leichen zu suchen. Er erzählte mir, daß sie welche gefunden hatten, eine ganze Menge sogar. Sie mußten alle in dem Farmhaus eingeschlossen gewesen sein, als das Feuer ausbrach.
    Blackler und ich gingen zurück zur Hütte. Wir waren hungrig und müde. Es wurde ein seltsames Mahl. Wir aßen in Hast und in Schweigen, weil wir beide erkannten, daß dieses Gemetzel – wer immer auch dafür verantwortlich sein mochte – den Krieg eingeleitet hatte.
    Als die Sonne aufging, hätten wir alle bei der Arbeit sein müssen. Aber man konnte hören, wie die Leute sich draußen aufgeregt unterhielten, und als ich zum Fenster ging, sah ich, daß die meisten der Einwohner entweder um ihre Hütten herumstanden oder in Gruppen lebhaft diskutierten – Rekonditionierte sowohl als auch Kolonisten. Das überraschte mich, weil die Rekonditionierten früher bei keiner Gelegenheit mit ihrer Arbeit aufhörten, es sei denn, man hätte es ihnen befohlen.
    Dann marschierte eine Rotte von Moralbeamten – alles Kolonisten – an uns vorbei. Erschreckt rief ich zu Blackler: „Sehen Sie! Sie tragen Waffen!“
    Er kam zu mir heran und stellte sich neben mich. Wir beobachteten sie, diese großen Männer mit den hölzernen und ausdruckslosen Gesichtern, und sie erschienen mir herausfordernder denn je, als sie so an uns vorbeimarschierten.
    Ein Klopfen an der Tür ließ uns zusammenzucken. Der Moralbeamte, der dort stand, war kein Kolonist. Er war unbewaffnet. „Man wünscht Sie zu sprechen“, sagte er.
    Wir schauten uns an und folgten. Als wir hinauskamen, konnten wir um uns die gespannte Atmosphäre des Lagers fühlen. Es war ein schöner Tag, aber kalt, denn der Wind hatte nach Nordost gedreht. Wir kamen an dem neuen Schrein des Menschengeistes vorüber, der noch nicht vollständig errichtet war. Die Arbeitskräfte fehlten, denn das Land
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