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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix
Autoren: Harold Mead
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Hero.
    „Wissen Sie nicht, was auf der Handelsstation geschehen ist?“
    „Natürlich. Einer von Ihren ,edlen’ Wilden versuchte, mich zu erstechen.“
    „Aber ein Kolonist tat den ersten Schlag.“
    „Er ist im Hospital und wird wieder gesund werden.“
    „Er ist der Gewalttätigkeit schuldig. Ich nehme an, daß er bestraft wird. Ich muß sofort, noch heute nacht, zu den Insulanern. Das kann wieder in Ordnung gebracht werden, wenn ich unverzüglich aufbreche. Ich kenne die Insulaner: dieses Verbrechen kann zum Krieg führen, wenn wir nicht schnell handeln.“
    Hero lachte mich aus, und alle anderen stimmten ein. Dann wurde es still, und Hero saß da und blickte mich an. Plötzlich wußte ich, wie sehr er mich haßte. „Sie sind mehr als eine lächerliche Figur“, sagte er.
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu. „Im Staat“, sagte ich „wird Gewalttätigkeit als das große Übel angesehen. Jetzt hat einer Ihrer Kolonisten Gewalttätigkeit an einem Insulaner geübt! Sehen Sie denn nicht, was geschehen wird? Ich kenne die Insulaner, nur ich habe sie davon abgehalten anzugreifen, als Sie kamen, um ihr Land zu stehlen. Was wird aus dem gesamten Kolonisierungsprogramm, wenn Sie gegen die Insulaner kämpfen müssen?“
    „Sie machen aus Nichts eine große Sache“, sagte Hero. „Und denken Sie, daß Ihre haarigen Wilden den Fortschritt des Menschengeistes verhindern können? Noch eins, Mr. Waterville: das Wort ,stehlen’, das Sie gebrauchten … Ich beginne darüber nachzudenken, ob Sie ganz gesund sind. Ich muß sagen, daß einige von uns schon manchmal daran zweifelten.
    Denken Sie denn, ich hätte Ihr verdächtiges Benehmen nicht bemerkt? Denken Sie, ich bin ein Narr?“
    „Daran habe ich nie gezweifelt“, antwortete ich. Dann ging ich weg, zurück zu meiner Hütte.
    Später hörte ich ein Klopfen an der Tür und dachte sofort, daß sie kamen, um mich zu verhaften. Ich riß mich zusammen und öffnete die Tür.
    Es war Superba. Sie stand draußen im Regen und schien fast ein wenig bemitleidenswert. Sie fragte mich, ob sie hereinkommen dürfe, und ich trat zur Seite. Sie zitterte vor Kälte.
    „Was ist los?“ fragte ich.
    „Ich kam her, um Ihnen zu sagen, daß Sie vorsichtig sein müssen. Hero hat versucht, Sie verhaften zu lassen.“
    „Das überrascht mich nicht. Warum tat er es denn nicht?“
    „Schultz ließ es nicht zu. Schultz sagt, daß Sie nicht gesund sein mögen, aber daß Sie trotzdem von großem Wert sind. Er sagt, daß Sie viele Dinge so klar sehen, und daß er ab und zu Ihren Scharfblick benötigt. Oder so ähnlich. Ich verstehe es nicht ganz.“ Sie fügte hinzu: „Und je wütender Hero wird, um so mehr erfreut sich Schultz daran.“
    „Aber ich dachte, Schultz und Hero sind einer Meinung. Natürlich – Hero ist ein Narr, und Schultz ist es nicht, aber –“
    „Sie hassen sich.“
    „Und Aurora?“
    „Sie sieht es gern, wenn Hero wütend ist. Sie wissen, Hero möchte Aurora für sich haben; sie weiß das und lacht ihn aus.“
    Ich blickte auf Superba, die dort in meiner Hütte stand. „Nun“, bemerkte ich, „das ist alles sehr interessant. Aber was tun Sie denn hier? Ich dachte, Sie sind Heros Frau.“
    „Ich bin von keinem und von niemandem die Frau. Das entscheidet der Staat. Ich hasse Hero. Er denkt, es ist ein Privileg für uns, bei ihm zu sein.“
    „Ich glaubte, ihr Kolonisten stündet über der Eifersucht. Eifersucht ist nicht sehr gesund im Staat.“
    „Mir ist kalt“, sagte sie und ging zum Feuer, um sich daran zu wärmen.
    „Sie täten besser daran, sich meinen Umhang auszuborgen“, sagte ich und warf ihn ihr hin. Dann drehte ich mich um. Ich hörte, wie ihre nassen Kleider auf den Boden fielen. Als ich mich ihr wieder zuwandte, lag mein Umhang noch auf der gleichen Stelle, wohin ich ihn geworfen hatte.
    „Verdammt!“ rief ich aus. „Warum können Sie mich nicht allein lassen?“
    „Weil Sie freundlich sind und sich nicht fürchten. Ich fürchte mich.“
    „Sie sehen nicht danach aus.“
    „Wirklich nicht?“ Ihre Stimme klang warm.
    Jetzt, dachte ich, konnte ich mich an Hero rächen.
    Aber nachher mußte ich an Jenny denken. Ich glaubte, ihr nie wieder begegnen zu können.
    Ich haßte mich selbst.

 
XIX
     
    Ungefähr eine Woche später hatten wir wieder eine Nacht mit Wind und Regen.
    Ich war mit Superba zusammen. Plötzlich sah ich einen roten Schein – weit draußen.
    Dieser rote Schein flammte auf und erlosch wieder. Wir erhoben uns und eilten zum
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