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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix
Autoren: Harold Mead
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uns rauschte der Fluß.
    Wir lagen so geraume Zeit und warteten auf Blackler, der mit Anna, Hobson und Gloria kommen wollte.
    Lange hatten wir nicht zu warten.
    Er traf bald ein.
    „Waterville, John, wo sind Sie?“
    „Hier“, rief ich leise. Er kam zu uns, noch schwer atmend, denn er war gelaufen.
    In diesem Augenblick kam George zurück, der das Gelände ausgekundschaftet hatte. „Es ist alles in Ordnung“, versicherte er uns. „Ich glaube es wenigstens. Kann nicht viel sehen und nur das Rauschen des Flusses hören. Keine Bewegung, keine Lichter, weder an der Brücke noch an der Mühle.“
    „Ich komme nicht mit euch“, sagte Blackler. „Es tut mir leid.“
    Ich glaubte eszuerst nicht. „Was ist los? Wo sind die anderen? Konnten Sie sie nicht finden?“
    „Es tut mir leid, John, aber ich komme nicht mit. Ich kam her, um Ihnen dies zu sagen, ich wollte nicht, daß Sie auf mich warten und Ihre Chance verpassen.“
    „Aber zum Teufel, Sie müssen kommen!“ In diesem Augenblick war ich nur böse über seine Starrköpfigkeit, und es kam mir noch nicht zum Bewußtsein, daß ich damit meinen besten Freund verlor. „Sie haben keine Chance, wenn Sie bleiben. Das wissen Sie. Oder ist irgend etwas geschehen? Wo sind Anna und Gloria? Und Hobson?“
    „Anna wollte nicht kommen“, sagte er. Seine Stimme klang müde. „Sie sagte: ,Nein, ich will nicht mitgehen, ich habe hier noch etwas zu tun.’ Sie hat sich verändert. Sie sprach wie ein normaler Mensch. Sie fuhr fort: ,Sie marschieren alle mit Waffen herum. Der Staat nahm mein Kind und machte mich zu dem, was ich bin, und all die anderen auch; und der Staat zeugte all diese Leute, die jetzt mitWaffen marschieren und vom Töten sprechen. Trotzdem komme ich nicht mit.’“
    „Und die anderen beiden?“
    „Gloria ist verschwunden, und Hobson auch. Ich bin sicher, daß beide schon verhaftet wurden. Hobson war anders – und die Kolonisten wußten das. Und jeder weiß, daß Gloria mein Mädchen gewesen ist. Ich bleibe. Ich kann sie nicht verlassen.“
    „Sie können ihr nicht helfen.“
    „Ich bleibe auf jeden Fall da. Jetzt aber gehen Sie, John. Sie sind der einzige, der noch etwas zu tun vermag. Die Kolonisten werden angreifen. Versäumen Sie keine Zeit mehr. Ihre Chancen verringern sich mit jeder Minute.“
    „Ich werde zurückkommen, um Sie zu finden“, sagte ich.
    „Überqueren Sie jetzt den Fluß. Ich muß weg.“ Er nahm meine Hand. „Viel Glück!“ Dann verschwand er in der Dunkelheit. Ich konnte ihm nicht nachrufen. Er war gegangen.
    Wir hatten keine Zeit mehr zu verlieren. Ich glitt den anderen voran in das Wasser und keuchte. Es war unglaublich kalt. Jenny folgte mir sofort, und ich hörte sie ebenfalls tief Luft holen. Ihre Zähne klapperten. Dann kamen die beiden anderen. Wir hatten unsere Sachen zusammengebündelt und hielten sie aus dem Wasser heraus, als wir den Fluß durchschwammen. Die Strömung trieb uns hinunter, der Mühle zu. Wir erreichten das andere Ufer.
    Ich wollte einen großen Bogen um die Mühle machen, aber dort war der Boden eisbedeckter Sumpf, und bei jedem Schritt krachte und splitterte es unter unseren Füßen. Dieses Geräusch konnte gehört werden und war gefährlich. Und so mußten wir unseren Weg direkt an der Mühle vorbei nehmen. Ich nahm Jenny um die Taille, und George und Bessy schritten etwas weiter zu unserer Linken. Da, plötzlich sprang ein schmaler Lichtstreifen aus der Finsternis und erfaßte uns. Ich hatte niemals daran gedacht, daß sie einen Scheinwerfer aufgestellt haben könnten! Ich begann zu rennen, und die anderen mit mir. Ich hoffte, da der Schnee so dicht fiel, daß die Posten uns nicht sehen und wir entkommen konnten. Wir mußten es schaffen, weil es eine Jenny gab, die wieder normal geworden war. Dann aber hörten wir einen Schuß, und kurz darauf folgten schnelle Feuerstöße, harte, metallische Geräusche. Der Beschuß dauerte ungefähr fünf Sekunden, aber mir schien es eine Ewigkeit zu sein. Jenny zuckte plötzlich zusammen, aber wir rannten weiter in den Schneesturm. Wir kamen aus dem Lichtkegel des Scheinwerfers heraus, und Dunkelheit umgab uns wieder. Jenny hing schwer in meinem Arm, ich trug sie fast. Wir stapften weiter, wie lange, weiß ich nicht. Dann fielen wir alle in eine kleine Mulde, wo der Schnee in dicken Wehen lag. Wir rangen nach Luft. Reglos kauerten wir dort im Schnee und versuchten, das laute Geräusch des Atmens zu dämpfen, als George seine Hand hochhielt und keuchte:
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