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TS 14: Das Erbe der Hölle

TS 14: Das Erbe der Hölle

Titel: TS 14: Das Erbe der Hölle
Autoren: Raymond F. Jones
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während der restlichen Expeditionszeit mit Semantik zu befassen.
    Underwood hatte sich auf eine neue Aufgabe gestürzt und versuchte, mit Röntgenstrahlen die Molekularstruktur des Artefakts vom kristallographischen Standpunkt aus zu bestimmen, um herauszufinden, ob es möglich war, den Stoff zu spalten.
    Nach ungefähr einer Woche tauchte Terry verdrossen in seinem Labor auf.
    „Du siehst aus, als hätte Papa dich verhauen“, neckte ihn Underwood. „Warum so niedergeschlagen?“
    „Ich glaube, ich werde abtreten und wieder zum Museum gehen. Es ist nutzlos, noch länger an diesem Rätsel herumzufeilen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Weil es den Gesetzen der Semantik mit Bezug auf Sprachen nicht gehorcht.“
    „Vielleicht haben die Gesetze eine Änderung nötig.“
    „Du solltest es besser wissen. Hör zu; du bist mit Carnovans Gesetz ebenso vertraut wie ich. Es besagt, daß in jeder Sprache eine bestimmte konstante Häufigkeit semantischer Konzeptionen existieren muß. Es ähnelt den alten Häufungsgesetzen, wie sie ihre Anwendung bei kryptographischen Untersuchungen fanden, nur daß es tausendfach komplizierter ist. Auf jeden Fall haben wir Tausende von Substitutionen in Carnovans Häufigkeitsskala vorgenommen, und nichts ergibt sich. Nicht das geringste. Kein Konzept von Ego, Identität, Vollkommenheit, Rückschritt oder gegenseitiger Beziehung kommt zum Vorschein. Das einzige, was sich kaum merklich abzeichnet, ist der Begriff der Bewegung, aber er liefert kein einziges Schlüsselwort. Das Resultat ist fast das gleiche, als wäre es überhaupt keine Sprache.“
    „Vielleicht ist es wirklich keine.“
    „Was sollte es sonst sein?“
    „Nun, vielleicht handelt es sich bei unserem Fund um ein Denkmal irgendeiner Art, und die Inschriften verkörpern rituelle Huldigungen an tote Heroen oder etwas Ähnliches. Vielleicht ist mit der ganzen Bestrahlung überhaupt keine Absicht verbunden. Mag sein, daß sie diese Frequenz einfach zur Erleuchtung benutzten und die Schrift so angeordnet war, daß sie nur nachts sichtbar wurde. Der Ärger mit euch strikten Semantikern ist, daß ihr keine Phantasie besitzt.“
    „Möchtest du dich nicht bei einigen Sitzungen mit Papa Phyfe versuchen?“
    „Nein, danke, aber ich bin wirklich überzeugt, daß es andere Möglichkeiten gibt, die ihr überseht. Ich gebe nicht vor, etwas anderes zu sein, als ein ausgesprochener Amateur auf dem Gebiet der Semantik, aber nimm nur einmal an, daß die Inschriften keine Sprache im üblichen Sinne darstellen.“
    „Sie müssen übertragene Gedanken in irgendeiner Form verkörpern.“
    „Zugegeben, aber betrachte die verschiedenen Formen des Gedankens. Du bist an die Sprachkonzeption gebunden, die bereits zu Korzybskis Zeiten herrschte. Zumindest an die Auffassung, die bei jenen herrschte, die Korzybski nicht völlig begriffen. Du hast noch nicht die Möglichkeit der Musik in Betracht gezogen. Sie ist eine sehr reale Vorstellung, aber eine, die ohne das Instrument bedeutungslos bliebe. Denke außerdem an – warte einen Augenblick, Terry! Wir waren alle ein Haufen von Dummköpfen!“
    „Worauf willst du hinaus?“
    „Sieh dir die geometrische und mechanische Vollkommenheit des Artefakts an. Sie erfordert mathematisches Wissen, das auf einer hohen Stufe steht. Bei den Inschriften könnte es sich um mathematische Angaben irgendeiner Art handeln. Das würde das Versagen von Carnovans Prinzipien erklären. Sie gelten nicht für Mathematik.“
    „Aber welcher Art sollte die Mathematik sein, die auf einem solchen Körper niedergelegt ist?“
    „Wer weiß? Wir können es jedenfalls versuchen.“
     
    *
     
    Es war am Anfang ihrer Schlafperiode, aber Underwoods plötzlicher Enthusiasmus riß Terry mit. Er verschwand und kehrte mit einer vollständigen Kopie aller Inschriften zurück, die auf den Facetten des schwarzen Edelsteins gefunden worden waren. Underwood legte sie in der Reihenfolge, in der sie um die Peripherie liefen, auf einen großen Tisch.
    „Für mich wäre das ein Buch mit sieben Siegeln“, schüttelte Terry den Kopf. „Ich bin der schlechteste Mathematiker, den es auf der Welt gibt.“
    „Hier ist der Anfang“, rief Underwood im gleichen Moment aus. Er verschob einige der Abzüge, so daß ein Bogen, der bisher in der Mitte gelegen hatte, jetzt den Anfang der Reihe bildete. „Woran erinnert dich das Bild?“
    „Ich habe es so oft gesehen, daß ich schon davon zu träumen begann. Es ist dasselbe, aus dem Phyfe bei seinen
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