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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich
Autoren: Jerry Sohl
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daß er tot ist?«
    »Er wurde nicht ermordet, falls Sie das damit sagen wollen.«
    »Woher wissen Sie, daß er nicht ermordet wurde? Sind Sie Spezialist für Morde?«
    »Aber es fand weder eine gerichtliche Untersuchung noch eine Leichenschau statt. Es war einfach sein Herz. Mein Gott – Hardesty wußte genau, daß er bald sterben würde, obwohl weder er noch sonst jemand geglaubt hätte, daß es so bald sein würde. Er war guter Dinge bis zu seinem letzten Tag.«
    »Er starb vor knapp einem Monat.«
    »Ja – aber er wurde nicht ermordet.«
    »Finden Sie es nicht trotzdem merkwürdig, daß beide in so kurzem Abstand starben – Ihr Vater und Mr. Hardesty?«
    »Ich habe darüber noch nicht nachgedacht.«
    »Was war die Ursache für Hardestys schwaches Herz?«
    »Körperliche und seelische Überanstrengung, nehme ich an. Er war ein Unstabiler, leicht erregbar. Er und mein Vater stritten sich oft. Sie sind nicht besonders gut miteinander ausgekommen. Ich habe gehört, daß er privat ein ziemlich hektisches Leben geführt haben soll. Er war maßlos und verschwenderisch. Aber das sind natürlich nur Gerüchte.«
    Severn klapperte geistesabwesend mit dem Bleistift gegen seine Zähne. Er schien Carls Worte abzuwägen. Dann lehnte er sich zurück und schlug mit der flachen Hand heftig auf sein Notizbuch.
    »Jedenfalls ist es eine Tatsache, daß beide Männer tot sind. Und beide saßen sie in den wichtigsten Schlüsselpositionen bei Prismoid – besonders Ihr Vater natürlich. Und jetzt sind sie beide tot. Warum? Prismoid ist für die Weltföderation von lebenswichtigem Interesse, ganz besonders aber für die Existenz der Raumstationen und unserer Stützpunkte auf dem Mond. Ihr Vater wäre nicht für die Restaurierung ausgewählt worden, wenn das nicht der Fall wäre. Ich frage mich, was Ihres Vaters zeitweilige Abwesenheit für diejenigen bedeutet, die ihn aus dem Wege räumen ließen.«
    »Ich kann es mir nicht denken«, sagte Carl. »Wie lange dauert es, einen Menschen zu restaurieren?«
    »In seinem Falle höchstens zwei, drei Tage, wurde mir gesagt.«
    »Vielleicht kann mein Vater etwas Licht in diese ganze mysteriöse Angelegenheit bringen, wenn er zurückkommt?«
    Severn schüttelte den Kopf.
    »Ich habe schon verschiedene zurückkommen sehen. Ich bezweifle es. Seine Restaurierung wird ihn in die Zeit der letzten Aufnahme zurückversetzen. Das war – er durchblätterte hastig die Seiten seines Buches – vor acht Monaten. Sein Erinnerungsvermögen wird nur bis zu diesem Zeitpunkt reichen. Was in den letzten acht Monaten geschehen ist, davon wird er keine Ahnung haben. Er wird bestimmt sehr überrascht sein, wenn er erfährt, daß er ermordet wurde und daß Mr. Hardesty in der Zwischenzeit gestorben ist.«
    »Aber möglicherweise kann er uns einen Tip geben, wenn er nur gründlich genug darüber nachdenkt.«
    »Glauben Sie nicht auch, daß er schon lange vorher etwas unternommen hätte, wenn er damals vor acht Monaten schon eine Ahnung von dem gehabt hätte, was ihm bevorstand.«
    Mit einer Geste der Endgültigkeit steckte der Agent sein Notizbuch ein und erhob sich.
    »Nein. Der restaurierte Bradley Kempton wird uns kein bißchen helfen können. Sogar Ihnen wird er fremd vorkommen, weil Ihnen einfach die kleinen Veränderungen der letzten acht Monate bis jetzt nicht bewußt geworden sind. Und er wird Sie fast ein Jahr älter vorfinden. Es wird Ihnen beiden etwas unheimlich vorkommen, glauben Sie mir das.«
    Severn ging langsam zum Fenster.
    »Ein schöner Morgen«, sagte er und streckte sich. Er gähnte.
    »Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, daß Morde nie in den Morgenstunden begangen werden?« Einen Augenblick schaute er sinnend aus dem Fenster, dann drehte er sich um. »Ich werde jetzt gehen.«

 
3. Kapitel
     
    Es war eine wundervolle Uhr. Sie hatte ein riesiges Zifferblatt, und die großen schwarzen Zahlen darauf waren leicht zu lesen. Sie hing über der breiten Eingangstür zum Operationssaal im dritten Stock des Föderationskrankenhauses von Los Angeles.
    Sie hatte nur einen Fehler. Sie ging nicht richtig.
    Carl schaute darauf und war sicher, daß mindestens fünf Minuten vergangen waren, seit er zum letzten Male auf das Zifferblatt gesehen hatte. Es war 9.45 und vor fünf Minuten war es 9.44 gewesen. Was sollte er mit einer solchen verrückten Uhr anfangen? Noch eine Viertelstunde mußte erwarten, und nach den Erfahrungen der letzten Stunden wußte er, daß sich diese Viertelstunde, bis sich die Türen
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