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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition)
Autoren: Michelle Raven
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nicht …«
    Schweigend machten sie sich auf den Rückweg zu ihrem Wagen. Gerade als sie dort ankamen, klingelte Jays Handy. Mit einer Mischung aus Hoffnung und Vorahnung nahm er das Gespräch an. »Ja?«
    »Morris hier. Es wurde eine männliche Leiche gefunden, Identität noch unklar, aber es könnte sich um Ihren Informanten handeln. Ich möchte, dass Sie dort hinfahren und das überprüfen.« Er nannte eine Adresse nahe der Bay Bridge. »Geben Sie mir sofort Bescheid, wenn es Ihr Informant ist, klar?«
    »Ja.« Langsam ließ Jay das Telefon sinken. Zwar gab es in San Francisco selten nur eine Leiche am Tag, und es konnte auch jemand anders sein, aber die zeitliche Nähe zu Leones Ankündigung und die Tatsache, dass sie an einem von der Mafia besonders beliebten Abladeort für Opfer gefunden worden war, legten die Vermutung nahe, dass es sich um Rizzo handelte. Verdammt!
    Er drehte sich zu Dave um. »Wir sollen zu einem Leichenfundort fahren. Bay Bridge.«
    An Daves Gesichtsausdruck konnte er ablesen, dass sein Partner auch wusste, was das bedeutete. »Mist.«
    Und das war noch eine Untertreibung. Nachdem sie sich durch San Franciscos Feierabendverkehr gequält hatten, kamen sie bei dem weiträumig abgeriegelten Fundort an. Jay parkte am Straßenrand und zeigte dem wachhabenden Streifenpolizisten seine Marke. Der hob das Absperrband an und winkte Jay und Dave hindurch.
    »Direkt am Brückenpfeiler, nicht zu verfehlen.« Das Gesicht des Polizisten war blass, die Mundwinkel angespannt. »Kein schöner Anblick.«
    Jay nickte ihm zu. »Danke für die Warnung.«
    In all den Jahren hatte er sich nicht daran gewöhnt, Tote zu sehen, noch weniger aber wollte er die Leiche von jemandem ansehen müssen, den er gekannt hatte. Hoffentlich war es irgendjemand anders. Sofort setzte sein schlechtes Gewissen ein. Niemand sollte so enden. Und Rizzo hatte gewusst, worauf er sich einließ, als er anfing, für Leone zu arbeiten. Tief atmete Jay durch, bevor er an dem Krankenwagen vorbeiging, der die Leiche zur Gerichtsmedizin transportieren würde, sobald alle Spuren gesichert waren. Die Techniker trugen Ganzkörperanzüge aus Plastik, Hauben bedeckten ihre Haare und Schuhe. Das alles hatte er schon hunderte Male gesehen, doch heute lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Der Gestank von abgestandenem Salzwasser, Urin und Unrat stieg in seine Nase. Darüber meinte er den typischen Geruch von Blut wahrzunehmen, aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein.
    Die Gerichtsmedizinerin Erin Young hockte neben einem der Brückenpfeiler und beugte sich über die Leiche. Der Polizeifotograf war damit beschäftigt, von jeder Kleinigkeit Detailfotos zu schießen.
    Jay zögerte, trat aber schließlich näher. »Hallo Erin. Captain Morris sagte, wir sollten uns die Leiche ansehen.«
    Sie drehte sich zu ihm um, und in ihren Augen konnte er erkennen, dass ihr der Fall zu schaffen machte. Trotzdem war ihre Stimme geschäftsmäßig. »Jay, ich hätte mir denken können, dass ihr auftaucht.«
    Ein halbes Lächeln gelang ihm. »Eigentlich bin ich nur gekommen, weil ich gehört habe, dass du hier bist.«
    Sie lachte, doch es klang hohl. »Schmeichler.« Sofort wurde sie wieder ernst. »Männliche Leiche, zwischen zwanzig und vierzig Jahre alt. Ich tippe auf um die dreißig. Er ist mit einer Eisenkette an den Pfeiler gekettet. Hände und Füße vor dem Körper noch mal zusätzlich mit Seilen gefesselt. Es sieht so aus, als wäre er nicht sofort getötet worden.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Erin trat zur Seite, damit er einen Blick auf den Toten werfen konnte. Sein Magen krampfte sich zusammen, als er den schlaff in den Ketten hängenden Körper sah. Der Kopf war auf die Brust gesunken, sodass er nur zerzauste dunkle Haare sehen konnte. Wie Rizzos. Die Gerichtsmedizinerin schob einen Ärmel des Sweatshirts hoch. Dunkle Male zogen sich über die helle Haut. An den Handgelenken waren von den Seilen verursachte Abschürfungen zu erkennen, Unterarm und Oberarm waren von Hämatomen überzogen.
    »Die Brust sieht genauso aus. Es scheint, als wäre er vor seinem Tod übel zusammengeschlagen worden. Und sieh dir seine Finger an.«
    Auch sie waren blutig und geschwollen. Als Jay näher trat, erkannte er, dass einige Finger gebrochen waren. Übelkeit stieg in ihm auf, aber er drängte sie eisern zurück. »Ich sehe es.«
    »Das ist noch nicht alles. Es scheint, als hätten sie sich besonders viel Mühe mit seinem Kopf gegeben.«
    Jay schluckte schwer, als
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