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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
Autoren: Robert B. Parker
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ich. „Bestimmt nicht.“
    „Ich will hier drin nicht reden“, sagte Winifred. „Küche?“, fragte ich.
    „Ja.“
    Wir setzten uns mit der Flasche Scotch an den Küchentisch. Winifred holte Gläser und Eis und goss erst Missy etwas ein und dann sich.
    „Gut“, sagte ich. „Ist das Gewehr legal?“
    „Ja“, sagte Winifred.
    Missy trank etwas Scotch. „Er hatte mich gar nicht lieb.“ „Er war nie sehr gefühlsbetont“, sagte Winifred. „Du warst ihm vielleicht wichtiger als jeder andere Mensch auf der Welt.“
    „Ich dachte, er wäre ein Held. Der nicht nur dafür sorgt, dass Sachen wieder zu ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückkommen, sondern der auch seinem Volk Ehre erweist und dabei hilft, nach all dieser Zeit etwas von dem Übel des Holocaust zu beseitigen.“
    „Damit zitierst du ihn“, sagte Winifred. „Das hat er zu mir auch immer gesagt.“
    „Und was hat er in Wirklichkeit gemacht?“, fragte ich. „Bilder gestohlen und damit gehandelt.“
    „Sagen Sie mir, was Sie wissen.“
    „Scheiße“, sagte Winifred. „Ich weiß alles.“
    „Er hat Bilder gestohlen?“, fragte Missy.
    „Sein Vater ist im Todeslager gewesen. Die Nachkommen von Überlebenden haben oft das Bedürfnis, dafür Sühne zu tun, dass sie kein Teil davon gewesen sind.“
    „Kein Teil des Holocaust?“, fragte Missy.
    „Ich habe viel darüber gelesen“, sagte Winifred. „Und ich glaube, am Anfang war die Herzberg Foundation echt. Er hat wirklich versucht, das Unrecht des Holocaust auszugleichen. Und ist Risiken eingegangen, um Kunstwerke zu befreien und an ihre rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben.“
    „Dann hat er die Kunstwerke gestohlen, wenn man sie ihm nicht verkaufen wollte“, sagte ich.
    „Ja.“
    „Und weil diese Bilder nicht billig waren, wurde Geld ein Thema.“
    „Und irgendwann fand er es falsch, überhaupt dafür zu bezahlen.“ Winifred goss sich noch etwas Scotch ein. „Also fing er an, sie alle zu stehlen. Es war sein Recht. Und ein paar davon verkaufte er wieder, um die Stiftung zu finanzieren, die ja Geld brauchte.“
    „Und es lief gut“, sagte ich. „Und irgendwann war die Stiftung nicht mehr das Mittel, sondern der Zweck.“
    „Die Stiftung“, sagte Winifred, „c’est moi.“
    „Und die Häftlingsnummern?“, fragte ich. „Und die israelischen Soldaten? Und der ganze Rest?“
    „Wozu die am Anfang auch gut waren“, sagte Winifred, „am Ende waren sie nur noch Staffage.“
    Ich nickte.
    „Woher weißt du das alles?“, fragte Missy.
    „Liebling, ich war mal eine erstklassige Ermittlerin. Das meiste wusste ich schon in Chicago.“
    „Und trotzdem hast du dich von ihm …“
    Winifred nahm die Hand ihrer Tochter. „Täuschen lassen? Nur zu gern. Du bist nicht die Einzige, die ihn abgöttisch geliebt hat.“
    „Und was war mit Ashton Prince?“, fragte ich.
    „Sie waren Partner“, sagte Winifred. „Ich glaube, aufgrund einer familiären Verbindung, die bis nach Auschwitz zurückreichte. Die Einzelheiten kenne ich nicht. Aber Ashton hat das jeweilige Gemälde ausfindig gemacht, seine Echtheit bestätigt, seinen Wert geschätzt, und wenn sie es gestohlen und verkauft haben, hat er einen Anteil gekriegt.“
    „Warum haben sie ihn getötet?“
    „Ariel sagte, Ashton hätte versucht, ihn zu hintergehen.“ „Wobei er gleichzeitig Angst hatte, dass sie ihn dabei erwischten“, sagte ich. „Darum hatte er mich zu seinem Schutz engagiert. Wissen Sie, auf welche Weise er sie hintergehen wollte?“
    „Nein.“
    Ich nickte. „Ich glaube, er wollte ihnen eine Kopie unterjubeln. Haben Sie irgendeine Idee, wo Dame mit einem Finken sein könnte?“
    Winifred stand auf. Sie hielt immer noch Missys Hand, schlug damit sanft an ihren Oberschenkel. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Hätte sie nicht gerade diese traumatische Erfahrung gemacht, hätte sie vielleicht gelächelt. „Im Schlafzimmer, in meinem Kleiderschrank. Es gibt zwei davon.“

67
    Wir standen in der Nähe der Statue von George Washington, die zur Arlington Road hin stand. Es war März. Im Public Garden lag immer noch Schnee, aber er schmolz schon zusammen. In Boston ist natürlich auch im März noch mit Blizzards zu rechnen, aber bis jetzt hatten wir Glück gehabt. Wir warteten auf Otto.
    „Sein Frauchen hat mir gestern eine Mail geschickt“, sagte Susan. „Sie sind in der Stadt, und sie hat den Eindruck, dass Otto unbedingt Pearl sehen will.“
    „Wie könnte es anders sein?“, fragte ich.
    „Ich
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